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Geburtshaus-Sanierung

Ringelnatzverein Wurzen zieht mit Baubeginn in Interimsquartier

Vom Keller bis zum Dach: Das Geburtshaus von Joachim Ringelnatz im Crostigall wird ab Februar umfangreich saniert. Bis zum Ende der Arbeiten zieht der gleichnamige Verein in die Räume des ehemaligen Jugendklubs im Kulturhaus Schweizergarten.

Vom Keller bis zum Dach: Das Geburtshaus von Joachim Ringelnatz im Crostigall wird ab Februar umfangreich saniert. Bis zum Ende der Arbeiten zieht der gleichnamige Verein in die Räume des ehemaligen Jugendklubs im Kulturhaus Schweizergarten.

Wurzen. Mit dem Start der Sanierung im und am Ringelnatz-Geburtshaus, Crostigall 14, wird der Joachim-Ringelnatz-Verein in ein Interimsquartier ziehen. Hierfür stellte der Kulturbetrieb Wurzen die Räume des ehemaligen Jugendklubs im Kulturhaus Schweizergarten zur Verfügung. Der Ortswechsel erfolgt laut Verein ab Februar. Und um auch nach außen hin auf das neue Quartier hinzuweisen, trägt die vorübergehende Heimstatt dann den Namen „Seepferdchen“.

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2018 war das Jahr der Weichenstellung für die Sanierung

Wie Vereinsvorsitzende Viola Heß mitteilte, habe die Gemeinschaft allen Grund, zufrieden auf das Jahr 2018 zu schauen. "Wir haben wieder unglaublich viel geleistet." Doch das Wichtigste sei die Weichenstellung für den Baubeginn im Geburtshaus gewesen. Das Vorhaben umfasst die Erneuerung der Sanitär-, Heizungs- und Elektroanlage. Darüber hinaus erhält das Gebäude ein neues Dach inklusive Blitzschutz. Hinzu kommen Wärmedämmungs-, Abdichtungs- und Putzarbeiten an der Fassade sowie entsprechende Umbauten an Fenstern und Türen.

Weckruf fürs Ringelnatzhaus

Von Kai-Uwe Brandt

Man darf gern auch anderer Meinung sein. Aber wenn es denn so etwas wie einen Weckruf für die Sanierung des Ringelnatz-Geburtshauses in Wurzen gab, dann erfolgte dieser aus den Reihen des parlamentarischen Ausschusses für den Kulturbetrieb. Die Abgeordneten des Gremiums hatten am 17. November 2015 zum x-ten Mal den Dauerbrenner auf der Tagesordnung stehen und sollten tatsächlich ein Planungsbüro damit beauftragen, einmal zu prüfen, ob sich die Immobilie nicht vielleicht als städtische Kita eigne. Zumindest einem der Mandatsträger platzte daraufhin der Kragen. Sven Hinneburg schlug angesichts der Endlos-Debatten und des ewigen Hickhacks vor, das kommunale Objekt zu verkaufen. Immerhin gebe es zahlreiche positive Beispiele von historischen Häusern, die dank privater Initiativen und Investitionen eine optische Renaissance erfahren haben, fügte er seinerzeit an.

Der gut gemeinte , vor allem unverhoffte Vorstoß löste jedoch eine Lawine der Entrüstung aus – sogar weit über die Stadtgrenzen hinaus. Rasch formierte sich mit dem Ringelnatzverein ein Bollwerk gegen die Privatisierungspläne. Dank der Hilfe von Unterstützern entwickelte die Gemeinschaft ein Betreiberkonzept, das die Stadträte überzeugte, und darf heute mit Fug und Recht von sich behaupten, dem desolaten Gebäude mehr als nur kulturelles Leben eingehaucht zu haben. Vielmehr schenkte der Ringelnatzverein dem Geburtshaus des Schriftstellers, Kabarettisten und Malers Joachim Ringelnatz endlich jenen Neuanfang, an dem zuvor alle scheiterten. Der Baubeginn im Februar ist also ein wahre Zäsur und zeigt, dass selbst schlechte Nachrichten zum positiven Ergebnis führen können.

k.brandt@lvz.de

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„Für die barocken Elemente, wie die beiden historischen Türen und den Schmuckgiebel, überreichte die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Muldental schon am 27. August eine Förderzusage.“ Nicht zuletzt beinhalteten die Pläne eine Fluchttreppe am östlichen Giebel. „Und wir hoffen noch, dass das Gebäude mit einem Fahrstuhl behindertengerecht ausgestattet werden kann.“

Veranstaltung finden dann im Schweizergarten statt

Übrigens finden während der Dauer der Sanierung sämtliche Veranstaltungen in den Räumen des früheren Jugendklubs statt. „Wir freuen uns also auf ein spannendes Jahr im Interimsquartier“, so der Ringelnatzverein, der zugleich die kulturellen Angebote fürs erste Halbjahr 2019 offeriert.

Demnach startet Jo van Nelson mit der Grammophonlesung „Eine empfindsame Reise im Automobil“ aus dem Roman von Otto Julius Bierbaum den Veranstaltungsreigen am 8. Februar ab 19 Uhr. Van Nelsen fasste dazu die schönsten Stellen aus dem legendären Reisebuch zu einer Tour de Force zusammen, die er mit zeitgenössischen Postkarten und Musik der Jahrhundertwende darbietet.

Die undatierte Aufnahme zeigt den deutschen Schriftsteller, Lyriker und Kabarettist Joachim Ringelnatz (eigentlich Hans Bötticher)

Die undatierte Aufnahme zeigt den deutschen Schriftsteller, Lyriker und Kabarettist Joachim Ringelnatz (eigentlich Hans Bötticher). Er wurde am 7. August 1883 in Wurzen geboren und verstarb am 17. November 1934 in Berlin. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Kuttel Daddeldu“, „Die Schnupftabaksdose“ und die „Turngedichte“.

Ende März, genauer am 29. ab 19 Uhr, gastiert André Schinkel, Ringelnatzpreisträger des Jahres 2006, in Wurzen und liest aus neuen Texten. Schinkel schreibt derzeit an vier Büchern, darunter der Erzählband „Die dunkle Glut“ und das skurrilen Buch „Das Porzellan im Elefantenladen“.

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Hörenswert dürfte am 12. April die Lesung von und mit dem Leipziger Schriftsteller und Ringelnatzpreisträger Carl-Christian Elze sein. Der Sohn des langjährigen Leipziger Zootierarztes Professor Karl-Kurt Elze berichtet nämlich über die Erfahrungen seines Vaters.

Auf die Wortspielwiese, wo ein einziger Buchstabe die Welt verändern kann, führen schließlich am 26. April der Erfurter „Arche“-Kabarettist Ulf Annel und Liedermacher Björn Sauer. Und wer sanfte Lieder und samtenen Jazz mag, sollte sich den Abend am 24. Mai mit der Dresdener Pianistin Uta Fehlberg schon mal im Kalender notieren.

Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 750 000 Euro

Die Gesamtkosten für das Geburtshaus belaufen sich auf 747 000 Euro, seitens der Kommune fließen 323 000 Euro. Bereits im April dieses Jahres erhielt das Stadthaus den Bewilligungsbescheid von Fördergeldern aus dem Programm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" in Höhe von 424 000 Euro vor. Voraussichtlich Ende 2019 soll die Sanierung des Geburtshauses abgeschlossen sein.

Von Kai-Uwe Brandt

LVZ

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