86 Liter pro Kopf: Leipzig liegt beim Wasserverbrauch unter Bundesdurchschnitt
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In Sachsen sinkt der Wasserverbrauch seit Jahren - das bringt auch Probleme.
© Quelle: dpa
Dresden. In Dresden ist der Wasserverbrauch in Sachsen am höchsten.
Mit 97,5 Litern pro Tag ließen die Dresdner das meiste Nass durch die Leitungen rauschen, am sparsamsten waren mit 71,4 Litern die Einwohner des Erzgebirgskreises. Noch 2004 lag der Verbrauch im Freistaat bei 88,4 Litern pro Tag und Einwohner, 2010 waren es 84,2 Liter.
„Es ist natürlich gut, wenn die Ressourcen geschont werden. Aber verbissen jeden Liter zu sparen, bringt nichts“, sagte der Sprecher des Umweltministeriums, Falk Hofer. Fließe das Wasser langsamer durch die Leitungen, würden sie nicht mehr richtig durchgespült - Ablagerungen können die Rohre angreifen, Keime sich leichter absetzen. Schon heute spülten Wasserversorger die Leitungen und Kanäle zusätzlich. Diese Kosten müssten die Unternehmen dann auf die Verbraucher umlegen. „Dadurch wird die Wassereinsparung wieder aufgefressen“, so Hofer.
Bürgerbefragung: Jeder fünfte Leipziger geht sparsam mit Wasser um
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© Quelle: Volkmar Heinz
Die Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL) verzeichneten 2011 einen Wasserverbrauch von 86 Liter pro Person und Tag - weit unter dem deutschen Durchschnitt von rund 122 Litern. Eine Bürgerbefragung der KWL hat ergeben, dass jeder fünfte Leipziger bewusst Wasser spart - vor allem bei der Körperpflege oder beim Abwaschen. „Das ist heutzutage eine gesellschaftliche Einstellung geworden“, sagte Sprecherin Katja Gläß. Allerdings sei das weder aus ökologischer noch aus ökonomischer Sicht notwendig. Anders als Erdöl oder Kohle sei Wasser kein begrenzter Rohstoff. „Durch den Wasserkreislauf geht kein einziger Tropfen verloren, wir sprechen daher auch nicht vom Verbrauch, sondern vom Gebrauch.“
In Deutschland Wasser zu sparen, habe keine Effekte auf wasserarme Regionen. Problematischer dagegen sei das „virtuelle Wasser“ - die Summe belaufe sich mittlerweile auf bis zu 4000 Liter pro Person und Tag. „So viel ist erforderlich, um all die Waren zu produzieren, die wir täglich brauchen“, erklärte Gläßer. Dazu zählen etwa Tomaten aus Spanien oder Rindfleisch aus Argentinien. Mit der Produktion werde ohnehin wasserarmen Regionen noch mehr des kostbaren Gutes entzogen. Wer Produkte aus der Region kaufe, schone zugleich die Ressourcen.
Leitungen müssen gespült werden
Nach Angaben der Stadtwerke Dresden Drewag rauschten in der Landeshauptstadt 1989 noch 160 Liter pro Einwohner und Tag durch die Leitungen. Anfang der 90er Jahre gab es dann einen „dramatischen Rückgang“, so Sprecher Frank Wustmann. Zahlreiche Industriebetriebe wurden geschlossen, Häuser und Wohnungen saniert und mit wassersparenden Geräten ausgestattet. Erst seit der Jahrtausendwende habe sich der Verbrauch auf 96 bis 97 Liter pro Kopf eingependelt, so Wustmann. Die Drewag reagiert auf den Rückgang, in dem etwa noch vorhandene Doppelrohre rückgebaut und Leitungen regelmäßig gespült werden. Mit zwei Euro pro Kubikmeter ist der Wasserpreis seit 1998 konstant - eine Erhöhung vorerst nicht geplant.
In ganz Chemnitz wurden 2010 rund 12,5 Millionen Wasser verbraucht - 1989 war es fast viermal so viel. „Wir müssen deutlich mehr in die Qualitätssicherung des Trinkwassers investieren“, sagte ein Sprecher des Chemnitzer Versorgers Eins Energie. Hochbehälter werden zurückgebaut, kleinere Rohre verlegt. Nach Unternehmensangaben wird derzeit ein 22 Meter hoher Trinkwasserspeicher errichtet, der den bestehenden größeren Hochbehälter ersetzt. Seit 1993 hat das Unternehmen nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro in das Chemnitzer Trinkwassernetz investiert.
Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) warnte davor, zu viel Wasser zu sparen: „Ein weiter sinkender Wassergebrauch würde leider mehr Probleme als Nutzen schaffen“, erklärte Hauptgeschäftsführer Martin Weyand. Der BDEW fordert deshalb eine neue Preisstruktur. Die Wasserpreise seien heute immer noch ein Abbild des alten politischen Ziels, möglichst viel Wasser zu sparen. „Das aber ist aus ökologischen Gründen nicht zwingend notwendig.“ Sinnvoller sei daher eine Erhöhung des Grundpreises und ein niedrigerer Mengenpreis, hieß es.
dpa
LVZ