Leipziger Stadtteil Engelsdorf bekommt noch ein Forschungszentrum für das Bauen der Zukunft
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Das Carbonbetontechnikum an der Hans-Weigel-Straße in Engelsdorf. Direkt daneben soll im Juli 2024 ein Holzbauforschungszentrum eröffnet werden.
© Quelle: Kerstin Decker
Leipzig. Im beschaulichen Stadtteil Engelsdorf werden Werkstoffe für das Bauen der Zukunft erforscht und zur Anwendung geführt. Bis Sommer 2024 entsteht an der Hans-Weigel-Straße neben dem Bahnhof Leipzig-Engelsdorf das Holzbauforschungszentrum der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK). Damit wird die sächsische Holzbau-Forschung schwerpunktmäßig in Engelsdorf angesiedelt.
Für das Forschungszentrum wird eine 1000 Quadratmeter große Halle gebaut. Daneben soll eine modern ausgestattete Tischlerei entstehen. Im Kern geht es darum, den traditionellen Werkstoff Holz intelligent zu verarbeiten und die Fertigung großer Stückzahlen mit digitalen Anwendungen wie 3D-Druckern sowie einem hohen Grad an Robotik und Automatisierung zu verbinden. Daran forscht die Arbeitsgruppe Flex der HTWK schon seit fast zehn Jahren. Auch andere Wissenschaftsbereiche der Hochschule – Informatik, Mathematik, Maschinenbau, Automatisierungstechnik, Wirtschaft – kommen zum Einsatz.
Bauen mit Holz gilt als sinnvoll, da es klimafreundlicher und nachhaltiger als Beton ist. Derzeit beziehen sich 20 Prozent der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser in Deutschland auf Bauten mit Holz, Tendenz steigend. Doch Holz ist weltweit knapp: Deutschland importiert den Werkstoff, um die hohe Nachfrage zu decken.
Der Neubau für die Holzforschung wird direkt neben einer anderen Forschungsstätte für das Bauen der Zukunft errichtet – neben dem 2022 eröffneten Carbonbetontechnikum, einer weltweit einzigartigen Modellfabrik. Sie gehört ebenfalls zur HTWK Leipzig. Dort wird die automatisierte Fertigung von Carbonbeton-Bauteilen erprobt. Carbonbeton ist ökologischer, langlebiger und effizienter als Stahlbeton, spart Ressourcen wie Sand und Zement und hat eine deutlich bessere CO₂-Bilanz. Betonhersteller können sich in Engelsdorf Informationen für die Umstellung ihrer Produktion holen. Im Herbst 2022 wurde in Dresden der „Cube“, das weltweit erste Haus aus Carbonbeton, eröffnet.
Dass sich die Bauforschung auf den Stadtteil Engelsdorf konzentriert, liegt daran, dass dort 1956 ein Institut für Industriebau der Deutschen Bauakademie eröffnet wurde, das mit der experimentellen Erforschung von Werk- und Baustoffen beauftragt war. Im Auftrag des DDR-Ministeriums für Bauwesen sollten Standardbauweisen entwickelt und der industrielle Gewerbebau in Fertigteilbauweise vorangetrieben werden. Auf das DDR-Institut geht die heutige Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig (MFPA) zurück, die ebenfalls an der Hans-Weigel-Straße ansässig ist. 2020 wurde der Standort Engelsdorf zum Innovationspark Bautechnik Leipzig/Sachsen gekürt.
LVZ