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Unterstützung für Kriegsgebiet

Bereits 65 Hilfstransporte in die Ukraine: Leipziger Initiativen benötigen Spenden

Ankunft von Leipziger Hilfslieferungen in der Ukraine.

Ankunft von Leipziger Hilfslieferungen in der Ukraine.

Leipzig. Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, umso mehr sind die Verbliebenen auf Hilfeleistungen angewiesen. Aus Leipzig rollen seit Kriegsbeginn regelmäßig Sattelschlepper mit bis zu 40 Tonnen Hilfsgütern ins Krisengebiet. „Bis heute haben wir schon 65 solcher Transporte organisiert“, sagt Timo Heinze. Der 32-Jährige ist eigentlich Projektkoordinator eines Kirchberger Generalbauunternehmens, engagiert sich in seiner Freizeit allerdings auch bei der Organisation Leipzig helps Ukraine e.V. (LhU). Heinze leitet im Verein die Abteilung „Donations“ für Spenden und koordiniert gemeinsam mit den erfahrenen, ebenfalls ehrenamtlich Helfenden der Humanitären Hilfe Ukraine (HHU) die Arbeit im Kohlrabizirkus.

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Spenden gab es in den vergangenen neun Wochen enorm viele. Von etwa 500 Tonnen Hilfsgütern aus Leipzig ist die Rede. Inzwischen hat sich die Situation allerdings etwas verändert. „Wir merken leider, dass die Bereitschaft zu spenden extrem zurückgegangen ist. Das ist bei Katastrophen immer wieder zu beobachten, auch jetzt“, sagt Heinze. Gemeint sind die nachlassende Unterstützung aus der Zivilgesellschaft und die zum Teil erschwerten bürokratischen Hürden bei der Spendenabwicklung mit Unternehmen und Gemeinden. So sehr der Spendensammler verstehen kann, dass das Interesse irgendwann schwindet, so sehr weiß er auch, dass weiterhin viel Hilfe in der Region gebraucht wird.

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Lieferung von Lebensmitteln, Medikamenten bis zum Krankenwagen

„Unsere Kollegen der HHU haben durch ihre Familien oder durch die Kontakte zu Hilfsorganisationen vor Ort einen direkten Draht in die Ukraine. Wir erfahren von den Frontlinien oder von dort, wo Geflüchtete ankommen, was konkret gebraucht wird“, sagt Heinze. Aktuell seien dies vor allem Lebensmittel, Verbandsmaterialien, Medikamente und Materialien des Zivilschutzes. Zuletzt organisierten die Leipziger Helferinnen und Helfer beispielsweise auch vier Krankenwagen und ein Feuerwehrfahrzeug für die Kriegsgebiete. „Aktuell sind Feuerwehrstiefel ein Riesenproblem. Die Leute stehen nach Raketenbeschuss mit Turnschuhen da und versuchen, die Feuer zu löschen.“

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Täglich gehen Anrufe aus den ukrainischen Städten in Leipzig ein. Nicht alles könne sofort geliefert werden, beim Zusammenstellen der vollbepackten 40-Tonner aus der Messestadt spiele auch Effizienz eine große Rolle, sagt der Spendenkoordinator. Wird Spezialgerät gebraucht, kann Heinze inzwischen auf ein großes Netzwerk in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zurückgreifen. Firmen werden kontaktiert, auch Spezial-Lieferungen auf dem kurzen Dienstweg ermöglicht. Ein zähes Abwägen, wie beim Hin und Her in Berlin, kennen die Leipziger Helfenden eher nur aus dem Fernsehen.

Stück für Stück haben die Ehrenamtlichen ihre Hilfstransporte in den vergangenen neun Wochen immer weiter verbessert, strukturiert und dabei auch die Transparenz ausgebaut. „Wir haben ein komplettes QR-Code-System entwickelt, das eine lückenlose Nachverfolgung aller Spenden gewährleisten kann“, erklärt Heinze. Die Transporte werden zudem auch immer mit Fotos dokumentiert – bis hin zum Zielort in der Ukraine.

Karte mit Zielorten der Leipziger Hilfstransporte in die Ukraine. Die Fracht geht regelmäßig vom Kohlrabizirkus ab – organisiert von den Initiativen Leipzig helps Ukraine (LhU) und Humanitäre Hilfe Ukraine (HHU).

Karte mit Zielorten der Leipziger Hilfstransporte in die Ukraine. Die Fracht geht regelmäßig vom Kohlrabizirkus ab – organisiert von den Initiativen Leipzig helps Ukraine (LhU) und Humanitäre Hilfe Ukraine (HHU).

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Direkte Hilfe dort, wo sie gebraucht wird – Crowdfunding gestartet

Bis die Lkw aus Leipzig in Lwiw, Kiew, Charkiv, Mykolajiw, Cherson oder Tschernihiw ankommen, müssen auch bürokratische Hürden überwunden werden, Zollformulare ausgefüllt, sichere Routen und Abnehmer gefunden werden. Durch das Know-how und die Verbindungen der Humanitären Hilfe Ukraine könnten die Lieferungen aber eben auch direkt aus Leipzig nonstop bis ins Krisengebiet rollen und müssen nicht an andere Organisationen übergeben werden. „Wir haben ukrainische, deutsche, holländische, britische und australische Fahrer, die vom Kohlrabizirkus aus losfahren und die Hilfsgüter direkt in die Ukraine transportieren. Das ist sicher auch ein Alleinstellungsmerkmal in der Region.“ Zudem betreibt Humanitäre Hilfe Ukraine e.V. in Lwiw selbst einen Umschlagplatz, um die Güter so bedarfsgerecht wie möglich zu verteilen.

„Wir freuen uns über jede Hilfe, der Kohlrabizirkus als Spendenanlaufpunkt ist sechs Tage die Woche geöffnet“, betont Heinze. Am besten sind in dieser Situation aber tatsächlich Geldspenden. „Damit können wir am zielgerichtetsten und effizientesten die Hilfsanforderungen aus der Ukraine bedienen.“ Zusammen mit der Sparkasse läuft aktuell noch gut zwei Wochen ein Crowdfunding auf dem Portal 99funken – bei dem bereits 75 Prozent der erhofften 25.000 Euro Unterstützung für die Leipziger Hilfstransporte erreicht wurden. Darüber hinaus können Interessenten aber auch das Spendenkonto der Initiative Humanitäre Hilfe Ukraine e.V. nutzen.

Crowdfunding: www.99funken.de/hilfe-ukraine

Spendenkonto: www.hhu-ev.de/spenden/

Von Matthias Puppe

LVZ

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