Einzigartige Werkstatt in Leipzig
DDR-Faltboote sind auch heute auf den Gewässern noch keine Seltenheit. Die haben zwar meist ein halbes Jahrhundert oder mehr auf dem Bug, gleiten aber dennoch wie am ersten Tag über Seen und Kanäle. Daran hat mitunter Thomas Kuban einen Anteil. Der Leipziger repariert und restauriert die beliebten Kanus.
Leipzig.Vier bis fünf Meter sind sie lang, weniger als einen Meter schmal, aus zahlreichen Holzstreben und Flügelschrauben zusammengesetzt, mit einer farbenfrohen Haut aus Stoff und Polymer überzogen. Faltboote gehörten in Ostdeutschland neben Trabant und Wartburg jahrzehntelang zu den charakteristischen Fortbewegungsmitteln. Sie versprachen ein Stückchen Freiheit: Aufbauen, Zelt hinein und einfach losfahren. Wenn schon nicht Abenteuer in Rio, dann wenigstens eine Runde Wasserwandern zwischen Müritz, Havelland und Spreewald. Wer konnte, wagte sich in die Wildnis der Masuren vor. Tagelang keine Menschenseele im Blick, dafür ein paar Raubtiere am Ufer. Ferien im Faltboot – ein echter ostdeutscher Urlaubstraum.
Im Gegensatz zu anderen DDR-Produkten haben diese ihren Reiz bis heute auch kaum verloren. 30 Jahre nach der Wende sind die typisch azurblauen, manchmal auch roten, gelben und grünen Gefährte aus der Produktion in Pouch, Wismar, Sonneberg oder Leipzig noch vielfach auf dem Wasser anzutreffen. Es gibt auch Neuware, aber wer einen originalen RZ 85 („Reisezweier“, 85 Zentimeter breit, für 2 bis 3 Personen) sein Eigen nennt, streicht sanft über das Holz der alten Verstrebung, verschmäht modernes Aluminium und hat für Fortbewegung in „Plastikschüsseln“ ohnehin nur ein müdes Lächeln übrig. Faltbootfahren – das ist ein bisschen auch Ersatzreligion.