Imkerei

Der Frühling kommt: Die Leipziger Bienen summen wieder

André Soudah imkert seit vier Jahren. Er besitzt zehn Völker, kümmert sich mindestens einmal wöchentlich um seine vier Millionen Bienen. Auch im Auwald schwirren die „Mädels“, wie der 42-Jährige die Insekten liebevoll nennt.

André Soudah imkert seit vier Jahren. Er besitzt zehn Völker, kümmert sich mindestens einmal wöchentlich um seine vier Millionen Bienen. Auch im Auwald schwirren die „Mädels“, wie der 42-Jährige die Insekten liebevoll nennt.

Leipzig. André Soudah hat Einiges zu tun: Im Hochsommer verpflegt er seine vier Millionen „Mädels“, wie er seine Bienen nennt. Zehn Völker betreut der Hobbyimker im Leipziger Auwald, in Lausen, im Kleingartenverein in Anger-Crottendorf sowie an der Grundschule Auguste. Einmal die Woche sieht er ab April gemeinsam mit den Schülern im Bienenstock nach dem Rechten.

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Vergangenes Jahr hat er mit dem Projekt in Anger-Crottendorf begonnen, inzwischen kann er sich vor Anfragen kaum retten. „Die Kinder interessieren sich sehr dafür“, erzählt der 42-Jährige. Zunächst hätten sie Respekt vor den summenden Tausend, dann tauten sie auf und trauten sich, mit anzupacken.

Imker gewinnt im Jahr 40 Kilogramm Honig

Ähnlich ging es dem Unternehmensberater und langjährigen Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Leipzig-Mitte, der nun in der für die Wählervereinigung Leipzig für den Stadtrat antritt. Ihn faszinierten Bienen jahrelang, schließlich weihte ihn ein Bekannter in die Kunst der Imkerei ein. Mittlerweile beginnt das vierte Jahr seiner eigenständigen Imkerei. Unternehmen berät er noch, aber "es geht ja darum, sinnvolle Dinge zu machen", beschreibt er seine Bienen-Leidenschaft. Soudahs Informationsquellen: Bücher und Youtube. Pro Volk gewinnt Soudah jährlich etwa 40 Kilogramm Honig, den er verkauft. Auch Wachs und Propolis stellt er her.

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Mit langsamen Bewegungen prüft der Imker die Rähmchen in der Beute, dem Bienenkasten, beim Kanusportverein Germania in Kleinzschocher, fegt in Zeitlupentempo die im Winter verendeten Tiere aus dem Kasten. „Die Bienen können nur Dinge sehen, die sich bewegen“, erklärt er. Ruhige Bewegungen sind unerlässlich, die Arbeit mit den Bienen gleicht einer Meditation der Süße.

Die Insekten selbst hingegen fliegen ohne Unterlass in ihren Kasten. Sie legen die ersten gesammelten Pollen als Vorräte an, um damit die Brut zu versorgen. „Da ist die Königin“, freut sich Soudah und zeigt mit seinem Finger langsam auf eine Biene, die doppelt so groß wie ihre Untergebenen ist. Zwei Jahre ist sie alt, das erkennt Soudah am gelben Fleck auf ihrem Rücken. Die Königin stiftet in den vorbereiteten Waben, die Maden entwickeln sich unter den verschlossenen Sechsecken zu Bienen.

Bienen spüren das Frühlingserwachen

Das Volk ist aufgeregt, die Bienen spüren das Frühlingserwachen. Aktuell wuseln zwischen 5000 und 10 000 Bienen in einer Beute, bald werden es 40 000 sein. Im Herbst schlüpfen dann die Insekten, die den Winter im hölzernen Kasten überleben. Den Jahreszyklus der Bienen hat Soudah mit Hilfe seines Imkerlehrers verinnerlicht. Bald wird der Bärlauch neben den drei Auwald-Völkern blühen. Soudah überlegt, einen Bärlauchhonig zu schleudern. Charakteristisch für Leipziger Honig seien allerdings Linden.

Soudah gibt sein Imker-Wissen an eine 14-Jährige weiter, die ihn regelmäßig unterstützt. Doch das genügt dem 42-Jährigen nicht: Er überlegt, Imkerei-Kurse zu geben. „Ich kann mir vorstellen, Bienen-Ferienfreizeiten für Kinder anzubieten, ähnlich einem Fußballcamp“, sagt Soudah. Zudem haben zwei Familien Patenschaften für je ein Volk übernommen. Sie unterstützen die Imkerarbeit mit 120 Euro im Jahr, bekommen dafür regionalen Honig und eine Führung. „Meine Idee ist, dass auch Unternehmen auf diese Art heimische Imker unterstützen“, so Soudah.

Gutes tun, Bienen züchten

Bereits vor dem "Hype" habe er sich mit Bienen beschäftigt, sagt der Hobbyimker. "Ich wollte etwas mit den Händen machen, Honig fand ich außerdem schon immer cool." Ganz nebenbei setze er sich für die Artenvielfalt ein. "Die Leute wollen Gutes tun", erklärt sich Soudah das große Interesse fürs Handwerk. Nebenbei gewinnt der Bienenzüchter ein hochwertiges Produkt. Und: "Wenn du Imker bist, bist du automatisch der Ökologie verschrieben", steht für Soudah fest. Sogar Unternehmen fragten ihn nach Führungen oder Workshops zum Thema "Was können wir von Bienen lernen?".

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Von der Bienenhaltung auf dem Balkon hält Soudah nichts. Das führe lediglich zu Streit mit Nachbarn. Viele hippe Neu-Imker vergäßen, dass das Hobby extrem zeitintensiv ist. Spätestens jeden siebten Tag muss Soudah kontrollieren, ob eine neue Königin heranwächst – nach acht Tagen schlüpft diese. Denn eine Prinzessin schwärmt mit einem Teil des Volkes aus. „Wenn ich im Urlaub bin, kümmert sich ein Bekannter um die Bienen“, ansonsten verbringe Soudah seine Samstage bei den summenden Insekten, fährt ab sechs Uhr morgens die Standorte der Völker ab. Häufig sind auch die Sonntage den Bienen gewidmet. Etwa sechsmal im Jahr wird er von den Bienen gestochen. „Inzwischen schwellen die Stiche weniger an. Der Körper gewöhnt sich ans Bienengift“, beobachtet Soudah.

Von Theresa Held

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