Der Samstag in Leipzig: Engagement unter freiem Himmel
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© Quelle: RND
Guten Abend, liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht haben Sie es auch bemerkt: Derzeit findet vieles draußen statt. Damit meine ich nicht nur eine Gartenfeier oder eine Auto-Wasch-Aktion. Nein, es geht um Wesentlicheres. Die radikalen Klimaschützer der „Letzten Generation“ kleben sich noch immer auf die Straßen, um auf das Versagen der Politik und Industrie in Sachen Klimaschutz aufmerksam zu machen. Die Streikenden im öffentlichen Dienst legen ihre Arbeit nieder und gehen auf die Straße, um ihren Lohnforderungen Nachdruck zu verleihen. Und wieder andere sammeln Unrat in Leipziger Parks, Grünanlagen und sogar auf dem Wasser, damit die Stadt ein Stück sauberer wird. Das machen sie in erster Linie für sich, aber natürlich auch für uns und unsere Natur.
Bei den Aktivisten der „Letzten Generation“ ist derzeit Interessantes (und auch Besorgnis erregendes) zu beobachten: Immer wieder kommt es vor, dass Autofahrer in einem Anfall übertriebener Selbstjustiz übergriffig werden. Aber auch die Aktivisten werden in Teilen rigoroser. Und die Polizei bzw. die sächsische Landespolitik in Person von Innenminister Armin Schuster möchte die Klimaaktivisten nun zur Kasse bitten - so einen Polizeieinsatz gibt es schließlich nicht kostenlos, und Speiseöl auch nicht. LVZ-Reporter Mark Daniel hat sich in diesem Spannungsfeld einmal umgesehen und mit Expertinnen und Experten darüber gesprochen, wie es weitergehen kann.
Eine Regierung sollte auch darauf achten, dass die Gründe für den Protest angehört und angegangen werden, um eine weitere Eskalation zu vermeiden.“
Nina Kolleck
Politik- und Bildungswissenschaftlerin an der Universität Leipzig
Noch gibt sich die Mehrheit der Bevölkerung gegenüber den Streikenden im öffentlichen Dienst solidarisch. Das zeigen Umfragen. Wie lange das noch so bleibt, weiß keiner. Mit jedem neuen Arbeitskampf wird die Geduld der Bürgerinnen und Bürger weiter auf die Probe gestellt. Streik muss eben auch wehtun, sonst verpufft er. An diesem Wochenende atmen wir alle etwas durch und bereiten uns auf den Montag vor. Dann droht ein Großstreiktag im öffentlichen Verkehrssektor. Busse und Bahnen bleiben größtenteils stehen, Flugzeuge heben nicht ab. Auch auf den Wasserstraßen könnte es leer sein. Wie massiv der Wochenstart beeinträchtigt ist, werden wir erst im Lauf des Tages wissen. Aber hier finden Sie schon mal alle Informationen, um sich bestmöglich vorzubereiten.
Ein bisschen Streik war ja auch heute in Leipzig. Die Wertstoffhöfe hatten geschlossen. Und das ausgerechnet an dem Tag, an dem Leipzig sich hübsch fürs Frühjahr machen wollte. „Leipzig putzt sich“ hieß es (die Aktion läuft noch bis zum 1. April). Viele Freiwillige machten mit und mein Kollege Mathias Orbeck besuchte sie. Er schaute sich an, wie ein Frühjahrsputz funktionieren kann, wenn die Wertstoffhöfe dicht sind. Denn es gab teils unschöne Bilder: Einige Leute hatten ihren Unrat und Sperrmüll einfach vor die Tore ihres Wertstoffhofes gestellt. Dass das nicht erlaubt ist und letztlich auch eine Geldstrafe kosten kann, scheint denjenigen egal. Aber die Stadtreinigung will nun gegensteuern.
Bild des Tages
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„Leipzig putzt sich“: Tino Bucksch (links) und Peter Niemann vom Bürgerverein Gohlis sind beim Frühjahrsputz dabei.
© Quelle: Christian Modla
Drei persönliche Lese-Empfehlungen für Sie
- PR-Coup der besonderen Art: Als Galeria Kaufhof am 20. September 2001 in Leipzig eröffnete, schenkte das Haus allen Leipzigerinnen, die an diesem Tag Mutter wurden, einen Gutschein. Wer sein Kind gar nach dem Kaufhaus benannte, bekam noch viel mehr. Mein Kollege Josa Mania-Schlegel hat mit einigen Frauen getroffen und gefragt, was aus den „Galerias“ geworden ist.
- Der Fall van der Lubbe: Wird von Leipzig aus ein Teil deutscher Geschichte umgeschrieben? Der Leichnam des verurteilten und rehabilitierten Reichstagsbranstifters wurde exhumiert. Experten aus Leipzig wollen mehr über die Todesumstände van der Lubbes herausfinden. Und womöglich können sie die Frage klären, ob der im Lauf seines Gerichtsprozesses 1933 langsam vergiftet wurde.
- Allen DDR-Widrigkeiten zum Trotz: Die Leipziger Musikalienhandlung M. Oelsner ist eine der ältesten Deutschlands. Schon mehr als 100 Jahre lang versorgt sie in der Schillerstraße die ganze Region mit „allem in Sachen Musik außer Instrumente“. Ein spannendes Porträt eines Leipziger Originals.
Das war sonst wichtig
Das wird morgen wichtig
- Sommerzeit: Ab Sonntag gilt wieder die Sommerzeit. Bitte vergessen Sie nicht, Ihre Uhren um eine Stunde vorzustellen (falls das noch nötig ist). Spart das eigentlich wirklich Energie?
- Depeche Mode-Bus: Das 15. Album von Depeche Mode mit dem Namen „Memento Mori“ ist erschienen. Passend dazu tourt der offizielle „Memento Mori“-PopUp-Bus durch Deutschland – und macht am Sonntag in Leipzig Station. Er hält von 12 bis 17 Uhr auf dem Kurt-Masur-Platz. An Bord: exklusive Merchandise-Artikel, das neue Album auf rotem Vinyl sowie eine spezielle Photo-Booth-Box.
Ich wünsche Ihnen einen entspannten Abend und einen schönen Sonntag,
Ihr
Reik Anton
Chef vom Dienst
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