Diese Maßnahmen sollen die Tauben vertreiben
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Tauben sorgen am Bahnhof für verschmutzte Bahnsteige und andere Probleme (Symbolbild).
© Quelle: Nils Oehlschläger
Leipzig. Eine Taube brachte am Wochenende Dutzende S-Bahn-Züge zum Stehen und hielt Fahrgäste, Feuerwehrmänner sowie Experten der Deutschen Bahn in Atem. Zunächst hieß es, nur ein Tier habe sich in der S-Bahn-Tunnel-Station Bayerischer Bahnhof "verirrt" (die LVZ berichtete).
Doch am Montag stellte sich heraus, dass sich offenbar zahlreiche Tauben hinter der Deckenkonstruktion der Station eingenistet haben. „Wir haben in der Station Bayerischer Bahnhof ein Taubenproblem“, teilte auf LVZ-Anfrage der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) mit, der für den City-Tunnel zuständig ist. Fachleute prüften inzwischen, ob auch Vierbeiner wie Ratten oder Füchse in die unterirdischen S-Bahn-Station gelangen und diese lahmlegen könnten. Ihr erstes Ergebnis: Für diese Tiere sei die Station zu laut und zu belebt.
„Ruinen müssen abgerissen werden“
„Als wir am Sonntag gegen 11 Uhr in die Station kamen, hatte sich eine Taube einen Fuß an der Gitterkonstruktion eingeklemmt, die sich an der Decke befindet“, schilderte am Montag der Leipziger Dirk Thiele. „Die Taube hing dort oben und hinter der Konstruktion piepten ihre Jungen, die sich dort offenbar in einem Nest befanden.“
„Die Gitterkonstruktion ist ein Teil des Problems“, bestätigte später ZVNL-Experte Bernd Irrgang. Einige Vögel, die sich in der Station aufhalten, würden aber auch in den Ruinengebäuden hausen, die es noch im Umfeld des Bayerischen Bahnhofs gibt. „Diese Ruinen müssten dringend saniert oder abgerissen werden.“
Tauben leben hinter der Deckenkonstruktion
Doch ein nicht geringer Teil der Tiere wohnt inzwischen hinter der löchrigen Gitterkonstruktion an der Decke. Denn dort gibt es offenbar Stellen, durch die die Tauben hinter die Konstruktion klettern konnten. „Viele leben jetzt dort“, bestätigt Irrgang. „Denn dort ist es trocken und warm.“ Diese Vögel hätten inzwischen sogar ihre Scheu vor den dunklen Tunnelröhren verloren und seien dort hineingeflogen – was die Störungen am Wochenende verursacht habe.
Die Deutsche Bahn kämpft bereits seit Monaten in der Station gegen die Taubenplage. Deshalb gibt es auf den farbigen Querstreben, die über dem unterirdischen Bahnsteig angebracht sind, sogenannte Spikes, die Tauben dort einen Aufenthalt unmöglich machen sollen. Außerdem wurden Falken-Attrappen aufgehängt, um die Vögel zum Abdrehen zu bewegen. Doch gebracht hat dies nicht viel. Passanten berichten, sie hätten sich bei der DB beschwert, weil sie beim Warten auf dem Bahnsteig von Vogelkot getroffen wurden.
Taubenhaus wird im Frühjahr aufgestellt
Im nächsten Schritt soll jetzt ein Taubenhaus in der Station aufgestellt werden. Dies sei ausdrücklich für Tauben gedacht, die Eier legen wollen. „Diese Eier werden dann gegen Gipseier ausgetauscht“, schildert Irrgang. „Das soll dann dazu führen, dass sich die Tauben in der Station nicht weiter vermehren und aussterben.“ Dies sei ein bundesweit anerkanntes Verfahren, um Taubenplagen zu beseitigen. „Dieses Taubenhaus soll im Frühjahr aufgestellt werden.“ Abgelehnt und deshalb nicht angewandt würden Verfahren wie das Abschießen oder das Vergiften von Tauben. Diese würden zwar das Taubenproblem schnell beseitigen, seien aber bundesweit bei Tierschützern in der Kritik.
Nicht praktikabel ist für die Tunnel-Schützer auch das Anstellen von Leitern, um die Vogelnester hinter der Konstruktion zu beseitigen. „Der Aufwand dafür wäre enorm“, schildert Irrgang. Denn die Oberleitungen der elektrifizierten Strecke stünden unter Strom und der müsste aus Arbeitsschutzgründen abgestellt werden, bevor mit Leitern hantiert wird. In den damit verbundenen Sperrzeiten könne dann keine S-Bahn fahren, was zu erheblichen Störungen im Bahnbetrieb führen würde.
Augenzeuge Thiele hat einen anderen Vorschlag: „Am Eingang der Station könnten doch automatisch schließende Glastüren angebaut werden“, sagt er. Sie würden sich hinter den Fahrgästen schließen und den Vögeln das ungehinderte Eindringen in die Station deutlich erschweren.
Von Andreas Tappert
LVZ