Erster Spatenstich für Campus Lorenzo
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So soll’s in Reudnitz mal aussehen: Der moderne Gebäudekomplex des Campus Lorenzo entlang der Riebeckstraße.
© Quelle: Basis d
Leipzig. Seit zehn Jahren machen sich Menschen aus Leipzig und Dresden Gedanken darüber, was aus dem maroden Gebäudeensemble Stötteritzer Straße/Riebeckstraße/Witzgallstraße in Reudnitz-Thonberg einmal werden könnte. Am Freitag wurden Fakten geschaffen: Aus der Ruine gegenüber dem Martin-Andersen-Nexö-Heim wird der Campus Lorenzo, ein Sozial-Quartier, das 29 Millionen Euro kostet. Beim symbolischen ersten Spatenstich beschworen die vier Partner den besonderen (ökumenischen) Geist des Projekts. Motto: Gemeinsam Leben gestalten. Und zwar auf 12 000 Quadratmetern Fläche.
„Dunkel und dreckig ist dann hier nichts mehr“
Als Investor tritt Basis d auf, ein Wohnungsunternehmen aus der sächsischen Landeshauptstadt. Nutzen werden die Neubauten des Komplexes der katholische Wohlfahrtsverband Caritas und das Bildungsinstitut Mitteldeutschland der Johanniter-Akademie, ein Ableger der evangelischen Hilfsorganisation Johanniter-Unfall-Hilfe. Mit im Boot sitzt die katholische Pfarrei St. Laurentius, deren Pfarrhaus bereits heute von der Johanniter-Akademie mit genutzt wird und das an die Campus-Neubauten per Gebäudebrücke andocken soll. Die Kirche der Gemeinde könnte sich derweil zum geistlichen Zentrum des künftigen Karrees entwickeln. Spätestens Mitte 2021 soll an eine der größten Schmuddelecken des Leipziger Südostens nichts mehr erinnern. „Dann“, sagt Lars Menzel, der Leiter des Bildungsinstituts für soziale Berufe, „müssen sich die Macher des Stadtteilblogs ,Dunkel. Dreckig. Reudnitz‘ etwas Neues einfallen lassen. Denn dunkel und dreckig ist dann hier nichts mehr.“
„Wir arbeiten mit festen Gruppen und Bezugserzieherinnen“
Menzel, Basis-d-Boss Steffen Kretzschmar, Leipzigs Caritas-Geschäftsführer Tobias Strieder und Laurentius-Pfarrer Thomas Hajek griffen am Freitag zu den roten Spaten auf jenem Areal an der Stötteritzer Straße, das sich gerade zum neuen Garten der katholischen Gemeinde wandelt. Der alte Pfarrgarten an der Witzgallstraße entwickelt sich in Kürze zu Baufeld Nummer eins. Auf ihm entsteht eine Kita, in der die Caritas ab Herbst 2019 exakt 124 Betreuungsplätze offeriert – 40 für Krippen- und 84 für Kindergartenkids. Die Aufnahme von sechs Kindern mit besonderem pädagogischen Förderbedarf ist Teil des pädagogischen Konzepts. „Wir arbeiten mit festen Gruppen und Bezugserzieherinnen, bieten aber verschiedene Themenbereiche an. Die Mädchen und Jungen können und sollen einmal alle drei Etagen des Baus nutzen“, sagt Strieder, der für die Tagesstätte über die Website des Caritasverbandes Leipzig (www.caritas-leipzig.de) bereits Anmeldungen entgegennimmt.
„Wohnen, Arbeiten und Lernen an einer Adresse perfekt verbinden“
Da der Campus Lorenzo laut Basis-d-Geschäftsführer Kretzschmar „Wohnen, Arbeiten und Lernen an einer Adresse perfekt verbinden will“, wird die Ruine an der Riebeckstraße abgerissen, um Raum für ein neues Berufsschulzentrum der Johanniter-Akademie zu schaffen. 700 junge Leute sollen dort einmal zu Altenpflegern, Erziehern oder Sozialassistenten ausgebildet werden. Das denkmalgeschützte Eckhaus Riebeck-/Witzgallstraße bleibt stehen, wird saniert und zum Wohnheim für rund 60 Akademie-Schüler umgebaut. „Auf dem Campus bilden wir die Fachkräfte von morgen aus. Praxiserfahrung sammeln die Jugendlichen gleich vor Ort – in der Kita oder in den altersgerechten Wohneinheiten nebenan“, blickt Johanniter-Mann Menzel voraus. Der 38-Jährige freut sich vor allem auf den architektonischen Kniff, das neue Gebäudesegment entlang der Riebeckstraße mit einem Durchgang zu Pfarrhaus und Kirche zu versehen, „denn im Bereich dieses Portals werden wir ein Café eröffnen, das von Behinderten geführt wird“. Zudem bietet der moderne Block Wohnungen für Menschen mit sicherem Einkommen, für sozial Schwache sowie für Senioren, die betreut werden wollen.
„Wir wollen uns öffnen, uns einbringen“
Auch Pfarrer Hajek ist angetan. Der Mann, der vor einem halben Jahr aus Gera kam, erinnert an die Tradition des Standortes. Waisenhaus, Suppenküche, Pflegeheim – „hier in Reudnitz war Leipzig schon immer etwas sozialer“, sagt der 51-Jährige. „Durch das Campus-Projekt erhält unsere Pfarrei zwei neue Zugänge. Wir wollen uns öffnen, uns einbringen. Und wir laden die ein, die auf der Suche nach Lebenssinn und Begleitung sind.“
Von Dominic Welters
LVZ