Folgen der Pandemie jetzt sichtbar
Zum Kindertag weist das Leipziger Netzwerk gegen häusliche Gewalt und Stalking auf gestiegene Zahlen der Delikte innerhalb von Familien hin. Weil die Beschränkungen wegen Corona die Lage verschärft haben, seien Politik und Gesellschaft mehr denn je in der Pflicht, Gewalt gegen Kinder und gegen ihre Bezugspersonen zu unterbinden und Prävention zu leisten.
Leipzig. Er ist mehr als ein Nachfolgeritual von Mutter- und Vatertag: Der Kindertag am 1. Juni setzt auch ein gesellschaftspolitisches Zeichen, denn „es geht auch darum, auf die Rechte und den Schutz von Kindern hinzuweisen“, sagt Susanne Helweg. Die Familienrechtlerin engagiert sich seit Jahren für das Netzwerk gegen häusliche Gewalt und Stalking Leipzig, das den Kindertag zum Anlass für eine Warnung nimmt: „Politik und Gesellschaft sind in Sachen Kinderschutz noch lange nicht da, wo sie sein müssten, und Corona hat diesen Prozess behindert.“
Zwischen Paragraphen und Realität macht das Netzwerk einen großen Unterschied aus: Zwar bündelt das vor einem Jahr in Kraft getretene Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) Regelungen für Schutz, Hilfe und Präventionsmaßnahmen, doch spürbar sei das noch nicht geworden. „Die Pandemie hat Hilfeleistungen erheblich erschwert und verlangsamt, weil die Schnittstellen nicht mehr funktioniert haben“, konstatiert Wolfram Palme von der Täterberatungsstelle Triade.