Überraschende Wende: Galeria-Kaufhaus in Leipzig wird doch nicht geschlossen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/NAL7GQG6FJEVXLLNK3VSF5KBK4.jpg)
Das große Kaufhaus Galeria Kaufhof mitten in der Innenstadt in Leipzig am Neumarkt soll geschlossen werden
© Quelle: Wolfgang Sens
Leipzig. Das letzte Universal-Kaufhaus wird Leipzig offenbar erhalten bleiben: Der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof gab am Donnerstag bekannt, entgegen vorheriger Ankündigungen fünf Filialen weniger schließen zu wollen. Neben dem Haus am Neumarkt in Leipzig sollen demnach auch jene in Bayreuth, Erlangen, Oldenburg und Rostock erhalten bleiben. Gründe für den Erhalten seien unter anderem weitere Zugeständnisse bei den Vermietern der Immobilien, hieß es.
Galeria hatte erst am Montag angekündigt, bundesweit 52 der verbliebenen 129 Warenhäuser schließen zu wollen. Tausende Arbeitsplätze würden dabei gestrichen. Mit der überraschenden Wende am Donnerstag würde sich die Zahl der geplanten Filialschließungen bei Deutschlands letztem großen Warenhauskonzern zumindest auf 47 verringern. Die Zahl der fortgeführten Häuser steigt demnach auf 82.
Die Leipziger Stadtverwaltung reagierte am Donnerstag mit großer Erleichterung auf die Entscheidung des Handelskonzerns. „Damit bleibt ein zentraler Anziehungspunkt für die Kunden im Herzen der Innenstadt erhalten; auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben nun wieder eine Perspektive“, hieß es in einer ersten Stellungnahme.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/OXGO4P7V2ZFWJO4VUJN2272QLE.jpg)
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD, Archivfoto)
© Quelle: Caroline Seidel
Stadt Leipzig und Gewerkschaft: Gespräche haben gefruchtet
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) und Wirtschaftsbürgermeister Clemens Schülke (CDU) hätten in den vergangenen Tagen zahlreiche Gespräche geführt, um die Leipziger Filiale doch noch zu retten. Dabei sei die umsatzstarke Leipziger Innenstadt als Argument ins Feld geführt worden. Dieses Engagement habe nun auch dazu beigetragen, dass Galeria seine Entscheidung vom Montag doch noch einmal revidiert habe, hieß es aus dem Neuen Rathaus.
„Es war kaum zu erklären, warum eine Filiale, die schwarze Zahlen schreibt, schließen soll – und dies in einer der belebtesten Innenstädte Deutschlands“, so OBM Jung am Donnerstag. Wirtschaftsdezernent Schülke betonte: „Leipzig bleibt eine der ersten Shopping-Adressen in Ostdeutschland. Wir sind froh, dass mit dem Galeria-Kaufhaus den Kunden auch weiterhin eine große Warenvielfalt geboten wird.“ Allerdings blieben die Herausforderungen bei der notwendigen Umgestaltung der Leipziger City aufgrund des sich wandelnden Konsumverhaltens weiter bestehen.
Auch die Gewerkschaft Verdi betonte am Donnerstag ihren Anteil an der Rettung: „Unsere Gespräche mit der Stadt Leipzig und mit Verantwortlichen aus der Landes- und Bundespolitik haben erheblich zu diesem Erfolg beigetragen“, so Bereichsleiter Torsten Furgol. 170 betroffene Beschäftigte und deren Familien könnten aufatmen. „Nun müsse es aber darum gehen, dass das Galeria-Management ein zukunftsorientiertes Warenhauskonzept auf den Tisch lege. „Es kann nicht sein, dass die Kolleginnen und Kollegen alle Jahre wieder um ihre Arbeitsplätze bangen müssen“, so Gewerkschafter Furgol weiter.
DGB: Unfassbar, dass Immobilienverhältnisse unklar sind
Für den Deutschen Gewerkschaftsbund ist die undurchsichtige Eigentümer-Situation bei der Immobilie am Neumarkt unverständlich. „Es ist unfassbar, dass unklare Immobilieneigentumsverhältnisse in einem großen Konzern dazu führen, dass 170 betroffene Beschäftigte und deren Familien über Nacht in existenzielle Ängste gestürzt werden, so DGB-Regionalchefin Manuela Grimm am Donnerstag.
Es sei auch ein Problem für die Stadtgesellschaft in Leipzig, wenn nicht bekannt ist, wer die Verantwortung für die eine große Immobilie in einer der Bestlagen der Leipziger City hate. „In diesen Tagen wurde schnell klar, wie sehr unsere Stadt und der innerstädtische Handel einem unbekannten Immobilienkonsortium ausgeliefert ist.
Konzern ist seit Jahren im Schutzschirm-Insolvenzverfahren
Der Warenhauskonzern suchte Ende Oktober zum zweiten Mal die Rettung in einem sogenannten Schutzschirm-Insolvenzverfahren. Zuvor war Galeria bereits seit Jahren in finanzieller Schieflage, beantragte schon 2020 umfangreiche Staatshilfen, ließ 40 Filialen schließen und 4000 Stellen streichen. Zudem konnte der Konzern damals auch bereits zwei Milliarden Euro Verbindlichkeiten gegenüber Zulieferern löschen. Insgesamt griff das Bundeswirtschaftsministerium dem Handelsunternehmen über einen Stabilisierungsfonds dann auch mit 680 Millionen Euro unter die Arme.
Nach den Plänen des Warenhauskonzerns sollen die nach der aktuellen Schließungswelle noch verbleibenden Filialen in den kommenden drei Jahren allesamt umfassend modernisiert werden. In Zukunft will sich der Konzern bei seinem Angebot vor allem auf die Bereiche Bekleidung, Schönheitspflege und Wohn-Accessoires konzentrieren. Bei der Gestaltung ihres Sortiments sollen die Filialen außerdem mehr Eigenständigkeit erhalten.
Galeria-Chef: Warenhaus in Deutschland hat eine Zukunft
Mit Blick auf das nun geplante Maßnahmenpaket sagte Galeria-Chef Miguel Müllenbach: „Das Warenhaus in Deutschland hat damit eine Zukunft.“ Allerdings muss vor dem Neustart noch die Gläubigerversammlung am 27. März in Essen grünes Licht dafür geben. Lehnt sie den Insolvenzplan ab, droht dem Unternehmen das sofortige Aus.