Geheimdienst fürchtet Radikalisierung von Migranten in Leipziger Moschee
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Der Leipziger Imam Hassan Dabbagh.
© Quelle: Andreas Döring
Leipzig. Sachsens größte Moscheengemeinde, die Al-Rahman-Moschee in der Leipziger Roscherstraße, hat durch die Flüchtlingswelle enormen Zulauf bekommen. „Der Zustrom von Migranten führte zu einem starken Anstieg der Besucherzahlen“, konstatiert der sächsische Verfassungsschutz in seinem aktuellen Bericht. Der Inlandsgeheimdienst sieht deshalb die konkrete Gefahr, dass Flüchtlinge hier radikalisiert werden könnten.
Immerhin gilt die Al-Rahman-Moschee als Schwerpunkt salafistischer Bestrebungen und ihr Imam Hassan Dabbagh als ein überregional bekannter Vertreter dieser ultrakonservativen islamistischen Bewegung in Deutschland. Salafisten wird vorgeworfen, die Demokratie und die rechtsstaatliche Ordnung des Grundgesetzes abzulehnen und einen absoluten Geltungsanspruch der Scharia zu befürworten.
„Es besteht die Möglichkeit, dass Migranten durch Hassan Dabbagh salafistisch beeinflusst werden“, so der Verfassungsschutz. „Zudem können Konflikte mit anderen muslimischen Glaubensrichtungen aufgrund der abwertenden Äußerungen Dabbaghs, zum Beispiel gegenüber Schiiten oder der Ahmadiyya-Gemeinde, die er zu Ungläubigen erklärte, entstehen.“
Die wachsende Popularität der Moschee in der Roscherstraße hängt nach Ansicht der Geheimdienstler auch damit zusammen, dass es zahlreichen Besuchern „schlicht an Alternativen fehlen dürfte, andere Moscheen zum Gebet aufzusuchen“. Experten sehen das mit Sorge. Denn der Verfassungsschutz warnt auch davor, dass mit einer Radikalisierung von Migranten gerechnet werden müsse, die bis dahin keine Verbindungen zu islamistischen Strukturen hatten. Und: Diverse Äußerungen Dabbaghs haben dem Behördenbericht zufolge „eine desintegrative und radikalisierungsfördernde Wirkung“, junge und wenig gefestigte Muslime könnten sie auch als Rechtfertigung für die Anwendung von Gewalt verstehen.
Der Moscheeverein beteuert hingegen auf seiner Homepage, „jede Art von Gewaltakten auf Zivilisten und Unschuldige“ zu verabscheuen und keine Unruhe stiften zu wollen. „Unser einziges Ziel ist das Wohlgefallen von Allah.“
Zumindest beschränken sich die Aktivitäten der Leipziger Salafisten den Sicherheitsbehörden zufolge offenbar auf das Moscheegelände. Zwar stelle die muslimische Zuwanderung nach Deutschland für salafistische Organisationen eine geeignete Gelegenheit dar, unter dem Deckmantel der humanitären Hilfe Kontakt aufzunehmen und für die eigene Ideologie zu werben, so der Verfassungsschutz. Gleichwohl gebe es zumindest gegenwärtig keine Erkenntnisse, dass Salafisten aus dem Umfeld der Al-Rahman-Moschee gezielt etwa in Flüchtlingsunterkünfte gehen, um dort ihre Weltanschauung zu verbreiten, teilte Verfassungsschutz-Sprecher Martin Döring auf LVZ-Anfrage mit. Angesichts der aktuellen Problematik bleibe der Leipziger Imam für den Geheimdienst „Teil eines Beobachtungsobjekts im Freistaat Sachsen“, stellte der Kriminaldirektor klar.
Dabei geriet der Deutsch-Syrer selbst ins Fadenkreuz radikaler Islamisten. Weil er mehrfach in Deutschland den Rechtsweg beschritt, wirft ihm der Islamische Staat (IS) vor, sich mit Gerichten von „Ungläubigen“ eingelassen zu haben. Beispielsweise hatte sich Dabbagh vor Jahren mit Erfolg juristisch gegen bestimmte Aussagen über ihn im Verfassungsschutzbericht gewehrt. Der IS verhängte gegen ihn nun eine Todesdrohung. „Er ist ein politischer Salafist“, so Geheimdienstmann Döring über den umstrittenen Imam, „aber kein Anhänger des militanten Dschihadismus.“
Von Frank Döring