Gute „Brotgefühle“ und der Traum vom eigenen Café
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Martina Faßbender mit ihrem glutenfreien Brot in den Höfen am Brühl in Leipzig
© Quelle: André Kempner
Leipzig. Welche Gefühle überkommen einen, wenn man frisches Brot isst? Im Idealfall: Hmmm, schmeckt saftig, gehaltvoll und lecker. Genau das will Martina Faßbender mit ihrer Firma „Brotgefühle“ erreichen. Damit das Gefühl auch danach gut bleibt und sich kein Bauchgrummeln einstellt, hat sich die Neu-Leipzigerin auf glutenfreie Produkte spezialisiert. Geeignet für Zöliakiekranke, die gar nichts anderes essen können, und für Gluten-Empfindliche, die normales Brot nicht so gut vertragen. Schmeckt aber auch, wenn man beides nicht hat.
„Silver Surferin“ mit Gründerpreis
Aus eigener Not ist Martina Faßbender erfinderisch geworden. 2014 wurde ihr selbst Glutenunverträglichkeit bescheinigt. Danach krempelte sie ihr Leben um – nicht nur die Ernährung, sondern auch gleich den Beruf. Bis dahin führte sie mehrere Luxus-Modegeschäfte in Baden-Baden. Die hängte sie an den Nagel und fing als "Silver Surferin" noch mal ganz neu an. Sie absolvierte eine Prüfung für glutenfreies Backen, bekam eine Sondergenehmigung als Quereinsteigerin, ließ sich gleich doppelt zertifizieren – als "Bio" und als glutenfreie Bäckerei und Patisserie, anerkannt von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft. Sie zog nach Frankfurt, belieferte (und beliefert noch heute) ein Kempinski-Hotel, die Lindner-Hotelgruppe, Premium-Bioläden. Im Mai erhielt die "Ü-60-Jungunternehmerin" als eine von fünf Preisträgern den Frankfurter Gründerpreis 2018.
Backwerkstatt in Wahren
Entsprechend traurig waren ihre allergiegeplagten Kunden, als sie im September nach Leipzig zog. Ihr Mann –Unternehmensberater – nutzte die Chance, sich in Leipzig auf seiner beruflichen Spezialstrecke voll zu verwirklichen. Martina Faßbender will das ebenfalls tun: Eine Backwerkstatt hat sie in Wahren schon gefunden, dort kann sie glutenfreies Brote und Brötchen, Waffeln und Törtchen backen.
Traum vom eigenen Café
Ihre Brote heißen übrigens Alma, Hilde und Waltraud und die Gebäckstücke Werner oder Heinrich. Auch eine glutenfreie Leipziger Lerche hat die Neu-Leipzigerin schon entwickelt. An den Adventssamstagen betreibt sie einen mobilen Verkaufsstand in den Höfen am Brühl. Der Gipfel der Gefühle wäre es für die Gründerin, in Leipzig ein eigenes Café für glutenfreie Produkte zu eröffnen – so etwas gibt es bisher nur in Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart. "Leipzig hat so viel Schönes zu bieten, die Stadt hat es verdient, auch bei glutenfreien Produkten führend zu sein" ist sie überzeugt, dass "Brotgefühle" auch in Leipzig ankommen.
Von Kerstin Decker