Hells Angels: Mordprozess in Leipzig unterbrochen
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Am Landgericht Leipzig: Der Prozess gegen vier Mitglieder der Hells Angels (hier mit ihren Verteidigern sowie Sicherheitskräften) begann bereits im September 2017.
© Quelle: A. Kempner
Leipzig.Der von Anfang an unter höchster Sicherheitsstufe laufende Mordprozess gegen vier Mitglieder des Motorradclubs Hells Angels ist jetzt am Landgericht Leipzig für drei Wochen unterbrochen worden. Grund: Alle Beteiligten erhalten Akteneinsicht zu einem aktuellen Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft, das sich allerdings gegen die Opfer-Familie richtet. Es geht dabei um Blutrache.
Seit fast anderthalb Jahren müssen sich vier "Höllenengel" wegen gemeinschaftlichen Mordes an einem Anwärter des verfeindeten Motorradclubs United Tribunes (UT) verantworten. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft feuerte Stefan S. (33), ein arbeitsloser Maler, am 25. Juni 2016 in der Eisenbahnstraße sieben Mal auf die United-Tribunes-Gruppe. Zwei Schüsse trafen Veysel A. – der 27-jährige Türke starb. Zudem erlitten zwei weitere Personen lebensgefährliche Verletzungen.
Laut Anklage soll es sich damals um einen Vergeltungsschlag der Hells Angels gehandelt haben, um sich für einen zuvor erfolgten Übergriff zu rächen. Seit Verhandlungsbeginn am 8. September 2017 schweigen die vier Angeklagten.
Fortsetzung: 25. Februar
Aufgrund eines Beweisantrages der Staatsanwaltschaft im Prozess wurde jetzt offenbar, dass die Behörde aktuell wegen „des Verdachts der gemeinschaftlichen Verabredung zum Mord“ ermittelt.
Wie Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz am Dienstag auf Anfrage sagte, stehen mehrere türkische Staatsbürger im Fokus. Die Familienangehörigen des erschossenen Veysel A. sollen in der ersten Jahreshälfte 2017 den Entschluss gefasst haben, an „Höllenengel“ Stefan S. Blutrache zu üben. „Es ist bislang keine Anklage erhoben worden. Das Ermittlungsverfahren läuft noch“, so Schulz. Es sei diesbezüglich niemand in Untersuchungshaft. Weitere Angaben dazu wollte er nicht machen. Nach LVZ-Informationen sollen sich vier Familienmitglieder im Visier der Ermittlungen befinden.
Laut Landgericht wird der Mordprozess gegen die Hells Angels am 25. Februar fortgesetzt. An den bislang 76 Verhandlungstagen wurden etwa 180 Zeugen gehört. Wegen der hohen Gefährdungslage ist jeweils ein immenses Polizeiaufgebot vor Ort. Ein Ende der Verhandlung sei nicht abzusehen, hieß es.
Von Sabine Kreuz