Fotos aus 60 Jahren: So war der Alltag damals, so hat sich Leipzig gewandelt
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Emily Hoppe (23, links) aus Erfurt und Josefine Koch (21) aus Köthen schauen sich den historischen Leipzig-Kalender für 2024 an.
© Quelle: André Kempner
Leipzig. Beim Anschauen der zwölf Kalenderblätter werden viele Leute sich an früher erinnern und ihren Kindern oder Enkeln sagen: „Guck mal, so sah das damals aus!“ oder „Das kenne ich auch noch“. Im historischen Leipzig-Kalender für 2024 gibt es ein Wiedersehen mit den Straßenbahnlinien 5 (nach Großzschocher) und 28 (nach Wahren), mit den „Pusteblumen“ im Brunnen auf dem Sachsenplatz – die seit zehn Jahren auf dem Richard-Wagner-Platz stehen – oder dem Freisitz „Löwenschenke“ an der Reichsstraße.
Und auch mit einer „Weißen Maus“, sprich einem Volkspolizisten im weißen Mantel bei der Verkehrsregelung. Unter dem Titel „Geliebte weiße Maus“ hatte 1964 ein Defa-Filmmusical Premiere, in dem Rolf Herricht einen Volkspolizisten auf einer Dresdner Kreuzung spielte.
Alltagsmomente aus den Jahren 1959 bis 1990
Seit 2002 veröffentlichen der Leipziger Tourismus- und Marketingverein und das Stadtgeschichtliche Museum jedes Jahr einen Wandkalender mit Aufnahmen aus der Leipziger Vergangenheit. Sie zeigen, wie sich die Stadt gewandelt hat.
Der Kalender für 2024 heißt „Leipziger Alltagsmomente“ und enthält 13 Aufnahmen der Leipziger Berufsfotografin Sigrid Schmidt. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1959 bis 1990 und zeigen, wie es auf Leipziger Straßen und Plätzen damals aussah, wie die Menschen gekleidet waren, wie Autos oder Kinderwagen aussahen.
Wandkalender – nur noch was für Mutter und Oma?
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Volker Bremer und Marit Schulz vom Leipziger Tourismus- und Marketingverein und Anselm Hartinger (rechts) vom Stadtgeschichtlichen Museum präsentieren den neuen Kalender.
© Quelle: André Kempner
Aber ist das für junge Leute überhaupt noch interessant? „Ich finde die Motive sehr schön, und geschichtsträchtige Themen interessieren mich“, sagt Emily Hoppe (23) aus Erfurt, Projektmanagerin im Social-Media-Bereich.
Allerdings kauft Emily sich selbst kaum Kalender, „weil ich alles digital habe.“ Der Kalender an der Wand sei eher etwas für die Generation ihrer Mutter und Oma, findet sie.
Beliebt: Abreißkalender, Bastelkalender, Adventskalender
Eine Einschätzung, die sich in den großen Leipziger Buchhandlungen (noch) nicht bestätigt. „Kalender sind komplett im Trend, die Nachfrage hat in den vergangenen Jahren weiter zugenommen“, berichtet Julia Lücke aus der Thalia-Buchhandlung. Regionale Kalender würden vor allem von Einheimischen und weniger von Touristen gekauft, historische Leipzig-Kalender seien dabei besonders gefragt.
Ganz oben auf der Hitliste von November/Dezember 2022 standen bei Thalia Kalender mit schönen Leipzig-Fotos, gefolgt von Garten- und anderen Abreißkalendern, Bastelkalendern und Adventskalendern. Auch Bürokalender würden weiterhin gern gekauft: „Die Digitalisierung ist noch nicht in allen Altersgruppen angekommen, viele bevorzugen weiterhin die analogen Varianten“, so Julia Lücke.
Preise für Kalender sind gestiegen
„Kalender sind nicht out, auf keinen Fall!“, heißt es auch bei Hugendubel. Seit April/Mai liegen die ersten Kalender für 2024 schon in den Regalen, der Verkauf müsse aber erst noch Fahrt aufnehmen, so die zuständige Abteilungsleiterin Katrin Ullrich. Auch sie hat den historischen Leipzig-Kalender schon im Haus – und findet ihn gut gelungen. Gefreut hat sie sich vor allem über das Wiedersehen mit der Linie 28 oder mit einem Kinderwagen-Modell aus den 1960er-Jahren.
Allerdings: Viele Verlage habe in den letzten ein bis zwei Jahren ihre Kalender-Preise um rund zehn Prozent angehoben. Auch der historische Leipzig-Kalender ist um zwei Euro teurer geworden, kostet jetzt 21,90 Euro (bisher 19,90 Euro). Die Auflage liegt jedes Jahr bei 2000 Stück, die Exemplare werden gern verschenkt, oft Jahr für Jahr gesammelt. Zu kaufen gibt es sie ab sofort in verschiedenen Leipziger Buchhandlungen, in den Konsum-Filialen oder bei der Tourist-Information in der Katharinenstraße.
LVZ