"Ich bin mit ihm in den Keller gegangen, um es zu Ende zu bringen"
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Angeklagter Felix K.: Zum Prozessauftakt bekannte er sich zumindest teilweise schuldig. Ihm wird achtfacher sexueller Missbrauch vorgeworfen.
© Quelle: André Kempner
Leipzig. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm schweren sexuellen Missbrauch von Kindern in acht Fällen sowie Vergewaltigung und Körperverletzung vor.
Alkohol, Zigaretten, ein paar Euro - damit soll Felix K. (27) laut Anklage seine minderjährigen Bekannten für sexuelle Dienste belohnt haben. Regelmäßig habe der Angeklagte im Frühjahr 2014 drei Jungen, damals zwischen zehn und zwölf Jahre, in seine Wohnung in der Stuttgarter Allee gelockt, sagte Staatsanwalt Michael Höhle, "um durch die Kinder sexuelle Befriedigung zu erhalten". Kaum zu glauben: Die Jungs sollen bei dem Mann sogar gelegentlich übernachtet haben.
Das Geschehen erinnert an ähnliche Missbrauchsfälle aus der jüngeren Vergangenheit in Grünau: Zwischen November 2011 und Januar 2013 verging sich ein 45 Jahre alter Mann in seiner Plattenbauwohnung an 12- bis 13-jährigen Jungen - teilweise zweimal wöchentlich. Für die Kinder hatte er eine Preisliste geschrieben mit einem Belohnungssystem, aufgeschlüsselt nach diversen Sexualpraktiken. Im Herbst 2013 holte sich ein Pädophiler (26), der ebenfalls schon einmal wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt worden war, Kinder in seine Wohnung in der Breisgaustraße. Er ließ sie mit seiner Playstation spielen und missbrauchte sie dann. Beide Täter wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Felix K. äußerte sich gestern nicht zu den mutmaßlichen Missbrauchsfällen in seiner Wohnung. Sein Verteidiger Rainer Nittmann sagte, hinsichtlich dieses Tatkomplexes seien die Vorwürfe sehr widersprüchlich. Dafür gestand der Grünauer die ebenfalls angeklagten schweren sexuellen Übergriffe auf den damals neunjährigen Marcel (*).
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft suchte Felix K. den Jungen zwischen September und Oktober 2014 mehrmals auf einem Spielplatz in Grünau auf, lockte ihn von dort fort. In der Wohnung seiner Schwester oder seiner Tante missbrauchte er laut Anklage das Kind. Einmal soll er bei seiner Schwester in Schönau die Zimmertür mit einem Hasenkäfig verbarrikadiert haben, um mit Marcel ungestört zu sein. Staatsanwalt Höhle warf K. vor, den Neunjährigen bei dieser Gelegenheit zum Analverkehr gezwungen und ihm dabei erhebliche Schmerzen zugefügt zu haben.
Als seine Schwester nach Hause kam, sei Felix K. mit seinem Opfer in den Keller des Hauses gegangen und habe ihn erneut zum Sex gezwungen. Dabei musste sich Marcel auf eine ausgebreitete Jacke auf den Fußboden legen. "Ich bin mit ihm in den Keller gegangen, um es zu Ende zu bringen", gestand Felix K. vor Gericht. Danach soll er dem Grundschüler zwei Euro und Sammelbildchen gegeben haben. Am 12. Oktober 2014 kam Felix K. in Haft. Dies war ihm in einem früheren Fall noch erspart geblieben: Im September 2012 hatte ihn das Amtsgericht wegen Missbrauchs in drei Fällen zu anderthalb Jahren Jugendstrafe verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung.
Die 3. Strafkammer unter Vorsitz von Richter Norbert Göbel hat für den Prozess gegen ihn noch zwei Verhandlungstage eingeplant, wobei auch ein psychiatrischer Sachverständiger sein Gutachten erstatten wird. Die Urteilsverkündung ist für den 11. Juni vorgesehen.
(*Name des Opfers geändert)
Aus der Leipziger Volkszeitung vom 03.06.2015
Frank Döring