Von Kiew in die Partnerstadt
Was haben Menschen aus der Ukraine während ihrer Flucht erlebt? Was ist seit ihrer Ankunft in Leipzig passiert, wie geht es ihnen hier? Wir haben zwei Familien aus der Partnerstadt Kiew besucht und schildern ihr Leben vor und nach der Flucht.
Leipzig. Vor kurzem stellte Platon seiner Mutter eine Frage: „Mama, wo ist jetzt unser Zuhause?“, wollte der elfjährige Platon wissen. Bis zum März hätte Katerina Chylikinas Antwort wie selbstverständlich „Kiew“ gelautet. Doch Selbstverständlichkeiten existieren nicht mehr seit dem Angriff der Russen, und das Schicksal hat die Beantwortung tonnenschwer gemacht. Jetzt sitzen die beiden in einer Wohnung in Leipzig-Lindenau, rund 1500 Kilometer von der Heimat entfernt. Ihr neues Zuhause? „Ein Stück weit schon“, sinniert die 38-Jährige.
Bis zum alles verändernden 24. Februar lebte Katerina ein nahezu perfektes Leben. Beim internationalen Unternehmen Danfoss arbeitete sie als Managerin in der Marketing-Abteilung. Die von Platons Vater geschiedene Frau lebte mit ihrem Sohn in einem schönen Kiewer Appartement und reiste viel. Ihr Junge war gerade auf ein Gymnasium gewechselt, das Fremdsprachen als Schwerpunkt anbot.