IT-Branche in Leipzig boomt – Firmen bieten schon 13 000 Jobs
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Check24 hat im früheren Landratsamt am Leipziger Tröndlinring gerade mehrere Etagen bezogen und sucht noch weitere 70 Mitarbeiter.
© Quelle: Jens Rometsch
Leipzig. Internet- und Telekommunikationsfirmen werden immer wichtiger für das Leipziger Wirtschaftsleben. Ob Trivago, Check24 oder Verivox – inzwischen unterhalten auch viele bekannte Marken größere Einheiten in der Messestadt. So hat Check24 gerade mehrere Etagen im früheren Landratsamt am Tröndlinring bezogen. „Nach unserem Stammhaus in München ist Leipzig nun der zweitgrößte Standort bundesweit“, erklärt Dominik Faber, der die Reisesparte von Check24 und die hiesige Niederlassung leitet. „Wir suchen hier noch 70 weitere Mitarbeiter.“
Von den neu vermieteten Büroflächen in Leipzig gehen jedes Jahr 20 bis 30 Prozent an Firmen aus der IT-Branche, hat der Immobiliendienstleister BNP Paribas Real Estate ermittelt. „Damit liegen wir in Deutschland vorn“, sagt der hiesige BNP-Geschäftsführer Stefan Sachse. In Berlin habe der Vergleichswert zuletzt bei nur 17, in Hamburg bei acht Prozent gelegen.
Zum Beispiel sicherte sich die Invia Group, die 2017 die Nachfolge des insolventen Unister-Konzerns (Fluege.de, Ab-in-den-urlaub.de) angetreten hatte, jetzt weitere 2200 Quadratmeter Büroflächen in der City. Laut dem Wirtschaftsbericht der Stadt beschäftigt Invia heute vor Ort wieder über 500 Mitarbeiter, nutzt Häuser am Dittrichring, im Barfußgässchen und Flächen im Jägerhof an der Hainstraße.
Keine andere Branche in Leipzig konnte im vorigen Jahr ein so hohes Job-Wachstum vorweisen wie die IT-Unternehmen. Laut Angaben des Amtes für Wirtschaftsförderung stieg 2017 die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Bereich um 1000 auf rund 13 000 Mitarbeiter. Hingegen waren es Ende 2010 erst 8700.
„Leipzig hat den digitalen Turbo zugeschaltet“, frohlockt Amtsleiter Michael Schimansky. Aus einer unterstützenden Funktion, wie sie früher für IT-Firmen typisch war, wachse nun im Zuge der allgemeinen Digitalisierung eine „strukturprägende Branche“.
Die meisten Jobs entstanden indes bei Unternehmen, die wenig bekannt sind. „Das liegt daran, dass sie vor allem für andere Firmen arbeiten und sich nicht an Endverbraucher wenden“, erläutert Eric Weber, Direktor des Spinlab in der Baumwollspinnerei.
In diese Kategorie gehörten etwa die Händlerbund AG (mehr als 200 Mitarbeiter, Europas größter Onlinehandelsverband, Sitz an der Torgauer Straße), der Software-Lizenz-Manager Comparex (650, in Heiterblick, früher PC-Ware), der Internet-Großhandel Mercateo (184, am Neumarkt), Netresearch in Plagwitz (50, erstellt auch das Bordportal für Aida-Kreuzfahrtschiffe), BE-terna in Liebertwolkwitz (360, liefert Technologien für Modehäuser wie Breuninger) und der IT-Dienstleister E-Werk (250, am Brühl).
Viele Firmen setzten auf die Messestadt, weil sie hier vergleichsweise leicht gute Arbeitskräfte finden, erklärt Händlerbund-IT-Chef Michael Opre. „In Berlin oder München werben sich Firmen schon gegenseitig mit Headhuntern und immer höheren Gehaltsversprechen die besten Leute ab.“
Leipzig hingegen sei attraktiv für Hochschulabsolventen aus ganz Mitteldeutschland und Brandenburg, so Mercateo-Geschäftsführer Peter Ledermann. „Wenn wir einen Programmierer fragen, ob er umzieht, müssen wir hier nicht lange bitten. Bei unserem Standort in Köthen sieht das mitunter anders aus.
Von Jens Rometsch