Jahresrückblick 2022

Diese Kriminalfälle hielten Leipzig 2022 in Atem

Eine Affäre, die an der Rezeption eines Leipziger Hotels ihren Anfang nahm: Der Musiker Gil Ofarim behauptete, antisemitisch beleidigt worden zu sein – was über Deutschland hinaus Aufsehen erregte.

Eine Affäre, die an der Rezeption eines Leipziger Hotels ihren Anfang nahm: Der Musiker Gil Ofarim behauptete, antisemitisch beleidigt worden zu sein – was über Deutschland hinaus Aufsehen erregte.

Leipzig. Gleich mehrere Mordfälle hielten die Stadt Leipzig im Jahr 2022 in Atem. Der gewaltsame Tod von zwei Frauen und eines jungen Mannes beschäftigten Polizei und Justiz über etliche Monate. Ebenso wie die Aufarbeitung einer Betrugsaffäre beim MDR und die aufsehenerregenden Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel.

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Urteil nach Bluttat im Auwald

Am 23. Februar 2022 wurde der gebürtige Afghane Edris Z. (32) wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Schwurgericht hatte keine Zweifel, dass der Angeklagte am 8. April 2020 gegen 11.25 Uhr in der Nähe des Parkplatzes Neue Linie an der Richard-Lehmann-Straße seine frühere Lebensgefährtin Myriam Z. (37) mit mehreren Hammerschlägen umgebracht hat, als sie mit ihrer zwei Monate alten Tochter spazieren war.

Edris Z. soll nach der Bluttat im Leipziger Auwald lebenslänglich hinter Gitter.

Edris Z. soll nach der Bluttat im Leipziger Auwald lebenslänglich hinter Gitter.

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Der Prozess um den Mord im Auwald hatte am 7. Oktober 2020 begonnen und war geprägt von heftigen Auseinandersetzungen mit den Anwälten des Angeklagten. Die Verteidiger legten gegen das Urteil Revision ein.

Mordfall Jesse L. vor Gericht

Am 11. Januar wurde der 19-jährige Leipziger Jesse L. auf einem Feld bei Schkeuditz ermordet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ein Jahr älteren Max D. vor, seinen Bekannten heimtückisch und aus Habgier per Kopfschuss getötet zu haben.

Max D. steht wegen Mordes an dem Leipziger Jesse L. vor Gericht.

Max D. steht wegen Mordes an dem Leipziger Jesse L. vor Gericht.

Laut Anklage ging es um mehrere Kilogramm Marihuana, die sein Opfer auf dem Weg zu einem gemeinsam geplanten Drogendeal bei sich hatte. Im Mordprozess am Landgericht hatte Max D. das Ganze als eine Art Unfall dargestellt. Um Klarheit zu erlangen, ließ die zuständige 2. Strafkammer den Tatablauf mit großem Aufwand rekonstruieren. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag noch kein Urteil vor.

Wende in Affäre um Gil Ofarim

Im Oktober 2021 veröffentlichte der Musiker Gil Ofarim (40) eine Aufnahme bei Instagram mit dem Vorwurf, ein Mitarbeiter des Leipziger Hotels The Westin habe ihn antisemitisch beleidigt. Doch im März 2022 die spektakuläre Wende: Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen den Hotelmitarbeiter ein, erhob Anklage gegen Ofarim.

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Aufnahmen der Hotel-Überwachungskameras zeigen Gil Ofarim vor dem Leipziger Hotel.

Aufnahmen der Hotel-Überwachungskameras zeigen Gil Ofarim vor dem Leipziger Hotel.

Sie geht davon aus, dass der Musiker wahrheitswidrig behauptet hat, der Hotel-Angestellte habe ihn aufgefordert, seinen Davidstern wegzupacken. Im Oktober sollte der Prozess gegen Ofarim am Landgericht beginnen. Doch nach einem juristischen Schlagabtausch zwischen Verteidigung und Gericht hob die 6. Strafkammer die Verhandlungstermine auf. Frühestens in sechs Monaten sei mit einem Fortgang des Verfahrens zu rechnen, hieß es.

Lebenslänglich nach Mord in Altlindenau

Am 14. Juli verurteilte das Landgericht den Leipziger Marcus W. (40) zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Der gelernte Maler und Lackierer erwürgte nach Überzeugung der Richter am 27. Dezember 2021 zwischen 17.50 und 18.15 Uhr seine Online-Bekannte Dorin V. (43) in deren Wohnung in der Karl-Ferlemann-Straße im Stadtteil Altlindenau, um sie zu bestrafen.

Marcus W. (r.) wurde wegen Mordes an seiner Online-Bekannten verurteilt.

Marcus W. (r.) wurde wegen Mordes an seiner Online-Bekannten verurteilt.

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Er habe sie keinem anderen Mann überlassen wollen, hieß es. Während er in der Blondine seine Traumfrau sah, wollte sie keine dauerhafte Partnerschaft. Mit dem Mord kurz nach Weihnachten habe Marcus W. lange gehegte Gedanken in die Tat umgesetzt und nicht im Affekt gehandelt, war das Gericht überzeugt. Der Angeklagte und sein Verteidiger hatten die Tat als Reaktion auf Beschimpfungen durch Dorin V. dargestellt.

Ex-MDR-Manager auf Anklagebank

Seit dem Prozessbeginn am 1. September geben sich Manager und Produzenten aus der Fernseh- und Schlagerbranche am Landgericht die Klinke in die Hand. Von ihnen soll der Ex-Unterhaltungschef des MDR, Udo Foht seit 2008 in 13 Fällen rund 250 000 Euro an Produktionsdarlehen erbettelt und häufig nicht zurückgezahlt haben.

Der Betrugsprozess gegen Udo Foht, den früheren Unterhaltungschef des MDR, startete Anfang September.

Der Betrugsprozess gegen Udo Foht, den früheren Unterhaltungschef des MDR, startete Anfang September.

Die zumeist fünfstelligen Beträge flossen laut Anklage überwiegend an die Firma "Just for Fun". Fohts Protegé Carsten Weidling (56) war hier als Autor tätig und unternahm für die Sendung "Wir sind überall" eine Weltreise. Foht hatte die Tatvorwürfe gestanden und den vom Gericht offerierten Deal erfüllt. Das Gericht stellte im Gegenzug eine Bewährungsstrafe von höchstens einem Jahr und neun Monaten in Aussicht. Die Plädoyers sind für Januar 2023 vorgesehen.

Bombenbastler muss hinter Gitter

Der 34-jährige Florian O. wurdeim Juni nach einer Serie von Explosionen im Leipziger Zentrum zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Web-Entwickler hatte die Anklagevorwürfe gestanden, zu seinen Motiven aber geschwiegen. Demnach deponierte er zwischen Juni und September 2021 vier Sprengsätze im Stadtgebiet – in einem Altkleidercontainer in der Käthe-Kollwitz-Straße, an einem Fußweg in der Schreberstraße, im Bereich zwischen Marschnerstraße und Coblenzer Straße sowie in der Nähe der Grundschule in der Lessingstraße. Zwei Passanten wurden verletzt, ein Teil der Taten blieb im Versuch stecken. Die Sache flog auf, als ein Sprengsatz in seiner Wohnung in der Alexanderstraße explodierte. Die Anklagebehörde glaubte, dass der Bombenbastler dabei war, einen weiteren, noch gefährlicheren Sprengkörper herzustellen.

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