Juwelier-Azubi gesteht Schmuckdiebstahl
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Auszubildender Fabian N. gestand vor Gericht, sein Insiderwissen genutzt zu haben, um bei einem Juwelier Schmuck und Uhren zu stehlen.
© Quelle: André Kempner
Leipzig. Hier mal ein goldenes Collier für 370 Euro, da eine Herrenuhr für 500 Euro: Ein Auszubildender soll bei einem Juwelier in Leipzig Schmuck und Uhren im Gesamtwert von 45 000 Euro gestohlen haben. Im Prozess am Donnerstag vor dem Amtsgericht konnte dem Angeklagten jedoch nur ein Teil der angeklagten Taten nachgewiesen werden.
Seit 2014 war Fabian N. (21) zunächst Praktikant und später dann Azubi in dem Juweliergeschäft. Von Juni 2015 bis März 2016 verschwanden nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft immer wieder Schmuckstücke und Uhren. Die Anklageschrift listete eine Vielzahl von gestohlenen Gold- und Perlenketten, Armbändern, Uhren und sogar einen Trauring aus dem Besitz eines Kunden auf. Zudem soll er bei dem Juwelier einen Ratenkauf für eine 600-Euro-Uhr vereinbart, dann aber nur die ersten fälligen 20 Euro bezahlt haben.
Täter kannte Videoüberwachung
Einen Teil der Vorwürfe räumte Fabian N. über seinen Verteidiger Tommy Kujus ein, die anderen stritt er ab. Überwiegend habe er die Schmuckstücke mitgehen lassen, weil er sie selbst habe tragen wollen. Zum Teil habe er sie aber auch verkauft oder dies zumindest versucht. „Ich wollte einfach mehr Geld haben“, sagte er. „Ich bereue das und bin nicht stolz drauf.“
Bei seinen Beutezügen während der Arbeitszeit sei er „ziemlich generalstabsmäßig“ vorgegangen, bescheinigte ihm die Staatsanwaltschaft. Fabian N. nutzte nach eigenem Bekunden sein Insiderwissen. „Ich kannte die videoüberwachten Bereiche“, räumte er vor Gericht ein.
Nachdem bei einer Inventur diverse Schmuckstücke und Uhren fehlten, geriet der Azubi ins Fadenkreuz. Nervös geworden, soll er eine gestohlene Uhr zurückgebracht und behauptet haben, diese in einer Schublade gefunden zu haben. Doch dies konnte nach Aussage der Filialleiterin nicht sein, da die Uhr gar nicht in die Schublade gepasst hätte. Zudem stellte die Filialleitung eine Falle in Form einer Extra-Lieferung, die nicht auf dem Warenschein auftauchte. Als Fabian N. das Schmuckstück eingesteckt habe, sei er überführt gewesen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden Ermittler zahlreichen Schmuck.
Geldauflage statt Jugendstrafe
Der Angeklagte habe nur gestanden, was ihm nachzuweisen sei, so Richterin Irmgard Seitz. Allerdings reichten die Indizien selbst aus Sicht der Anklagebehörde nicht aus, um ihn für alle angeklagten Fälle verurteilen zu können. Das Gericht sah von einer Jugendstrafe für den zur Tatzeit 18-jährigen Angeklagten ab, beschränkte sich wegen Diebstahls in fünf Fällen und Betrugs auf ein sogenanntes Zuchtmittel: 600 Euro muss Fabian N. an einen gemeinnützigen Verein zahlen, zudem 958 Euro Wertersatz für einen Teil des Diebesgutes. Die Forderungen von Staatsanwaltschaft und Verteidiger wichen kaum davon ab.
Fabian N. arbeitet inzwischen in einem anderen Beruf 40 Stunden pro Woche, seine Sozial- und Kriminalprognose gilt nach Ansicht der Jugendgerichtshilfe als positiv. Und der Juwelier „bleibt auf tausenden von Euro sitzen“, so die Richterin, „weil man nicht weiß, wer den Rest gestohlen hat.“
Von Frank Döring
LVZ