Kältebus in Leipzig: Stadtverwaltung sieht Linken-Vorschlag skeptisch
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Kältebus in Berlin. (Archivfoto)
© Quelle: epd
Leipzig. Angesichts klirrender Minusgrade in der Messestadt fordert die Linkspartei die Einführung eines Kältebusses für Obdachlose. Die Stadtverwaltung reagiert mit Skepsis auf den Vorschlag, will bis zum Jahresende aber zumindest eine solche Notversorgung prüfen lassen. Grund für die Distanz zum Thema im Neuen Rathaus: Die Übernachtungshäuser in Leipzig sind laut Stadtverwaltung nicht überlastet und ein Kältebus könnte auch dazu führen, dass wohnungslose Menschen eher an unsicheren Orten verbleiben, anstatt Notunterkünfte in Anspruch zu nehmen.
Die Linken verweisen mit ihrem Vorstoß auch auf andere deutsche Städte, in denen Kältebusse im Winter bereits gezielt Treffpunkte von sozial schwächeren Einwohnern ansteuern, um Getränke, Nahrungsmittel und Kleidung auszugeben. „Angesichts der auch in Leipzig steigenden Zahl von Menschen, die die Notunterkünfte nutzen, einer hohen Dunkelziffer sowie auch Berührungsängsten, die Obdachlose in Bezug auf Notübernachtungshäuser haben, erscheint die Einführung eines Kältebusses in Leipzig sinnvoll“, heißt es im Antrag der Fraktion für die Ratsversammlung im März. Ein aufsuchender Bus könnte niederschwellig arbeiten, damit die Hilfe besser ankommt.
Verwaltung: Sozialarbeiter suchen Treffpunkte auf
Die Stadtverwaltung entgegnet, dass es neben den Übernachtungshäusern und beiden Tagestreffs für Wohnungslose auch Straßensozialarbeiter in Leipzig gibt, die bekannte Treffpunkte aufsuchen und dort über die Möglichkeiten in Notunterkünften zu informieren. Das Sozialamt gehe auch Hinweisen aus der Bevölkerung nach, die Personen in Abrisshäusern oder in ungesicherten Unterkünften angetroffen haben. Allerdings zeigen die Erfahrungen auch: Nicht in jedem Fall könnten die Betroffenen in das Leipziger Hilfesystem vermittelt werden. „Diese Personen verlassen trotz Kenntnis der Unterstützungsmöglichkeiten ihre unsicheren Aufenthaltsorte nicht“, heißt es aus dem Neuen Rathaus. Ob ein Kältebus diese Situation verändern könnte, sei ohne Prüfung nicht zu beurteilen. Die Verwaltung nimmt sogar an, dass eine mobile Versorgung eher zu „einer Stabilisierung am gegenwärtigen Aufenthaltsort führt.“
Die Verwaltung empfiehlt den Stadträten, bis Dezember 2018 eine entsprechende Machbarkeitsstudie beim Oberbürgermeister in Auftrag zu geben. Allerdings verweist sie auch bereits darauf, dass auch in anderen Städten solche Kältebusse nicht in kommunaler Trägerschaft betrieben werden. Das hätten Anfragen in Hamburg, Berlin, Köln und Co. ergeben. Vor allem ehrenamtliche Helfer organisieren die dortigen mobilen Kältehilfen, werden dabei durch Förderungen der Kommunen unterstützt.
In Leipzig sammelt aktuell der Verein "TiMMi ToHelp" Geld für einen Kältebus. Sollte die Finanzierung möglich werden, soll das Gefährt nicht nur in den kalten Wintermonaten, sondern auch darüber hinaus im Einsatz sein und unter anderem Getränke und Sonnenschutz verteilen.
Von Matthias Puppe
LVZ