Keine Bauförderung für Familie mit fünf Kindern
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Man sollte meinen, das sächsische Förderprogramm „Familienwohnen“ passt genau zu Familie Schirmer. Doch die Eltern Thomas und Yvonne sowie (von links) Leopold, Anton, Levi, Marisa und Leticia erhalten keine Unterstützung beim Hausbau.
© Quelle: Foto: André Kempner
Leipzig. „Das passt ja super“, dachte Thomas Schirmer, als er im März von einem neuen Förderprogramm des Freistaates Sachsen in der Zeitung las. „Familienwohnen“ heißt dieses Programm. Laut Innenminister Markus Ulbig (CDU) soll dadurch die Wohneigentumsquote in der Bevölkerung steigen. Wenn Familien mit mindestens einem Kind ein Haus oder eine Eigentumswohnung kaufen, bauen oder instandsetzen wollen, können sie bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) einen zinsgünstigen „Familienwohnen“-Kredit (0,75 Prozent pro Jahr, auf 25 Jahre festgeschrieben) erhalten. Die Darlehenshöhe beträgt maximal 50 000 Euro pro Kind.
Thomas Schirmer glaubte an einen Glücksfall, denn seine Familie verfolgte ohnehin schon Baupläne für ein Eigenheim. Und sie hat fünf Kinder! „Vom sechs Monate alten Baby bis zur 13-jährigen Großen ist bei uns alles dabei.“
Gemeinsam mit seiner Frau Yvonne hat der Diplomkaufmann in vielen stressigen Jahren eine Ladenkette aufgebaut, die unter dem Namen „Orchestra“ preisgünstige Kindermode anbietet. Zu den mittlerweile sieben Filialen gehört auch eine in der Leipziger Marktgalerie. „Wir haben über 40 Arbeitsplätze geschaffen.“
Doch alle diese Leistungen reichten offenbar nicht, um in den Genuss des Förderprogramms zu kommen. Nach anfänglich guten Gesprächen hieß es bei der SAB bald, der in Markkleeberg geplante Hausbau falle mit 200 Quadratmetern Wohnfläche doch ungewöhnlich groß aus, berichtet Schirmer. „Für sieben Personen braucht man nun mal mehr Platz“, sagt er kopfschüttelnd. „Da ist das nicht riesig.“
Weiter habe es geheißen, das Programm sei eher für kleinere Familien und kleinere Vorhaben wie ein Fertigteilhaus gedacht. „War es nicht immer Ziel der Politik, dass in Sachsen wieder mehr Kinder geboren werden?“, wundert sich der 40-Jährige. 70 000 Euro an Zinsen hätte seine Familie gespart, wenn ihr Antrag bewilligt worden wäre. Stattdessen winkte die SAB am Ende mit komplett widersprüchlichen Argumenten ab. Einerseits hieß es: Die Schirmers brauchen keine staatliche Förderung, weil sie schon eine Finanzierungszusage ihrer privaten Hausbank haben. Gleichzeitig meinten die SAB-Prüfer aber auch, das Einkommen der Familie sei nicht ausreichend. „Es fehlten 2016 angeblich 13 000 Euro, weil wir da gerade ein weiteres Geschäft eröffnet hatten. Allein eine Nebenkostenrückzahlung Anfang 2017 über 30 000 hätte dieses Argument sofort entkräftet.“
SAB-Sprecherin Beate Bartsch bittet um Verständnis, dass sich die Förderbank ganz genau an alle Vorgaben jedes Programmes halten müsse. Dazu zähle auch das Einkommen im Jahr vor der Antragstellung. „Von den 343 Anträgen, die seit dem Start im April bei uns eingetroffen sind, konnten aber schon 214 entschieden werden. Dabei gab es 150 Bewilligungen, 36 Ablehnungen und 28 Stornierungen.“ Das Programm sei auch für Familien mit vielen Kindern gedacht, versichert sie.
Aus Sicht des Vaters hat die SAB den Auftrag, kinderreiche Familien zu entlasten, allerdings nicht erfüllt. Da ihre bisherige Wohnung durch die Geburt des fünften Kindes zu klein geworden ist, wollte die Familie nicht länger mit dem Hausbau warten. Er hat gerade begonnen und wurde allein durch die Hausbank finanziert.
Welche Förderungen gibt es?
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Von Jens Rometsch