Kleingarten boomt in Leipzig bei jungen Familien – lange Wartelisten
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Sobald die ersten Sonnestrahlen kommen, zieht es Kleingärtner auf ihre Scholle, hier in der Leipziger Anlage Dammstraße.
© Quelle: Dirk Knofe
Leipzig. Wenn der Sommer kommt, wächst auch in Leipzig bei vielen die Sehnsucht nach einer eigenen grünen Oase. Die Lust auf Kleingärten ist wieder da, das Image gar nicht mehr so piefig. „Wir spüren den Zuwachs an jungen Familien“, sagt Robby Müller , Vorsitzender des Stadtverbands der Leipziger Kleingärtner.
Rund 25 Prozent der Gärten im Stadtverband sind mittlerweile an Familien mit Kindern vermietet. Der Leerstand ist in den vergangenen Jahren um rund ein Drittel gesunken, von durchschnittlich 1500 auf rund 1000 Parzellen. Grund ist aber nicht nur die gewachsene Nachfrage, durch Hochwasserschäden oder an unattraktiven Standorten wurden Gärten auch zurückgebaut, erklärt der Chef des Stadtverbands. Und die Nachfrage nach Gärten schwankt stark nach Stadtgebiet.
Lange Wartelisten
Im Zentrum und im Südwesten haben viele Kleingartenvereine lange Wartelisten, so Robby Müller. Beliebte Gegenden wie Plagwitz, die starken Zuwachs durch junge Leute und Familien bekommen haben, besitzen oft gar nicht genug Gelände, um allen Anfragen nachzukommen. „Leider wollen viele Menschen nicht mehr drei oder fünf Kilometer zum Garten hinfahren“, weiß Müller. Dabei seien in Leipzig fast alle Kleingärten per Fahrrad oder mit Bus und Bahn sehr gut zu erreichen.
Gleichzeitig stellt Müller fest: „Immer mehr Familien haben Interesse an einer ökologischen Freizeitgestaltung.“ Und dafür sei der Kleingarten genau richtig. Rund ein Drittel der Fläche müssen laut Bundeskleingartensatzung gärtnerisch genutzt werden. Kartoffeln, Zwiebeln und Möhren zählen zu den beliebtesten selbstgezogenen Pflanzen der Kleingärtner. Aber die absoluten Klassiker sind andere, so der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde, Peter Paschke: „Gurken und Tomaten sind ein Heiligtum im Kleingarten.“
Mit Pool, Grill und Trampolin für die Kids habe der Kleingarten also erstmal nichts zu tun, so der Leipziger Stadtverband. Damit sich die Kleinen aber trotzdem austoben können, gebe es in den Anlagen in der Regel schöne Gemeinschaftsspielplätze.
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Robby Müller, Chef des Leipziger Stadtverbands der Kleingärtner.
© Quelle: Dirk Knofe
240 Euro für 400 Quadratmeter Gartenglück
Lockerer sind die Regeln für die Freizeit- und Erholungsgärten der Stadt Leipzig. 3800 hat die Kommune derzeit vergeben. „Das Bundeskleingartengesetz findet hier keine Anwendung“, so das Amt für Stadtgrün und Gewässer. Allerdings liegt der Pachtzins auch deutlich über dem der Kleingärten: Statt 12 Cent für einen Quadratmeter Kleingarten pro Jahr muss man für einen Freizeitgarten in Leipzig derzeit zwischen 61 und 85 Cent zahlen. Dazu kommen „die Umlage öffentlicher Lasten“, so die Verwaltung. Dazu zählen zum Beispiel Grundsteuer und Straßenreinigung.
Auch beim Kleingarten kommen weitere Kosten oben drauf, etwa für den Verband und den Verein, Versicherungen, Gemeinschaftsumlagen etc. Der Kleingartenverein „Theklaer Höhe“ macht eine Beispielrechnung auf, und danach berappen Mitglieder fürs Gartenglück auf einer 400-Quadratmeter-Parzelle rund 240 Euro pro Jahr. Dafür gibt es nicht nur Gemüse aus eigener Herstellung, sondern auch ein Gemeinschaftserlebnis – vom Schwatz am Gartenzaun bis zum Sommerfest.
Tag des Gartens in Leipzig
Am „Tag des Gartens“ geben die Leipziger Kleingärtner Einblick in ihre blühenden „Wohnzimmer“. In diesem Jahr feiern die Kleingärtner diesen Tag am 24. Juni mit großem Programm im KGV Seilbahn an der Max-Liebermann-Straße in Leipzig-Gohlis. Der Verein kann auf 100 Jahre Geschichte zurückblicken - ebenfalls an dem Samstag ein Grund zum Feiern. Bundesweit wird der Tag des Gartens schon am 11. Juni begangen – ein Höhepunkt für die bundesweit rund eine Million Kleingärten.
Mit knapp 40.000 Parzellen in rund 270 Vereinen ist Leipzig hinter der Millionenstadt Berlin (67.000 Parzellen) die Nummer zwei in Deutschland. Mit 1240 Hektar macht der „kleine Garten“ in der Messestadt rund ein Drittel der grünen Lunge der Stadt aus, so die Verwaltung. Der Stadtverband der Kleingärtner betreut derzeit 207 Vereine, mehr als 62 sind außerdem im Kreisverband Westsachsen organisiert. (mit dpa)
Von Evelyn ter Vehn