E-Paper
Auswertung regionaler Daten

Hitze im September: Hier finden Sie 8 Infografiken zum Klimawandel in Leipzig

Fotomontage der Klimastreifen (Warming Stripes) über der Innenstadt von Leipzig.

Fotomontage der Klimastreifen (Warming Stripes) über der Innenstadt von Leipzig.

Artikel anhören • 7 Minuten

Leipzig. Immer wieder Hitze, sinkende Pegel in Gewässern, ausgetrocknete Böden und schwere Gewitter: Unser Alltag wird zunehmend von akuten Wetterphänomenen bestimmt. Die Gründe dafür liegen vor allem im Klimawandel. In der seriösen Forschung gibt es keine Zweifel, dass es auf unserem Planeten immer wärmer wird – mit Konsequenzen für die komplexe Gesamtsituation.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Klimawandel zeigt sich global, aber auch regional und ganz konkret in Leipzig. Fakten dafür sind in den inzwischen 177 Jahre umfassenden Wetterdaten der Messestadt zu finden. Bereits 1862 wurde die erste „Zentralstelle für Wetterkunde“ an der Uni Leipzig gegründet und nahm an der Sternwarte tägliche Messungen von Temperaturen und Niederschlagsmengen vor. Zuvor wurden seit 1851 bereits regelmäßig Lufttemperaturen protokolliert.


Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Lesen Sie auch

Steigende Temperaturen seit Anfang des 20. Jahrhunderts

Seit Gründung des Meteorologischen Dienstes (MD) in der DDR und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in der Bundesrepublik vor mehr als 70 Jahren sind die Messungen immer komplexer geworden. Heute gehört die DWD-Station in Leipzig-Holzhausen zu den modernsten in der Republik und zu jenen mit dem größten Datenschatz. Dieser ist übrigens öffentlich für jeden zugänglich.

Der nicht abgeschlossene Klimawandel zeigt sich global vor allem als Erwärmung auf der Erdoberfläche und in Ozeanen. Auch in früheren Zeitaltern gab es schwankende Temperaturen – etwa im Zuge der Atmosphärenbildung oder bei tektonischen Verschiebungen. Dass wir Menschen bei der aktuellen Erwärmung die Verantwortung tragen, lässt sich auch in Leipzig erkennen. Zu Beginn der Messungen Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen Industrialisierung und Verschmutzung Fahrt auf. Damals lag hier die Durchschnittstemperatur (50 Jahre) bei etwa 8,5 Grad, gab es noch im steten Jahreswechsel Ausreißer in die warme und kalte Richtung.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Ungefähr ab 1900 wurden die kälteren Jahre in Leipzig aber schon seltener, in den 1970ern lag der langfristige Temperaturschnitt dann bereits bei 9,1 Grad. Etwa seit Anfang der 1990er-Jahre hat sich die Dynamik weiter verstärkt, mit gehäuft eher warmen Jahren. 2022 zeigte sich das langfristige Temperaturniveau in der Messestadt dann bei 9,8 Grad – und somit 1,3 Grad wärmer als 1851.

Deutlich mehr Hitzetage in Leipzig seit Anfang der 1990er-Jahre

In den kälteren Monaten mögen diese zusätzlichen 1,3 Grad in Leipzig weniger dramatisch erscheinen – abgesehen davon, dass Winterfreuden seltener möglich sind. Im Sommer führt der Temperaturanstieg aber zu immer mehr Hitzetagen mit Werten über 30 Grad und erheblichen Gesundheitsgefahren. Im 19. Jahrhundert gab es vier bis zehn solcher Hitzetage pro Jahr, im heißen Sommer 1868 waren es auch mal 16. Im Jahr 1947 wurden erstmals mehr als 20 Hitzetage in einem Jahr registriert, seit 1994 sind es regelmäßig mehr als 20. Und im Sommer 2018 waren es dann sogar 35. Im Frühjahr und Sommer 2023 stiegen die Temperaturen bislang zwölf Mal über die Marke von 30 Grad.

Zum Jahresbeginn 2023 ging es vorerst weiter in dieselbe Richtung. Januar, Februar und März 2023 waren im Schnitt wärmer als zum Vergleich des 10- und 50-Jahre-Zeitraums zuvor. Der April präsentierte sich etwas kühler, der Mai vergleichsweise !normal!. Im Juni 2023 war es mit durchschnittlich 19 Grad deutlich wärmer als im langfristigen Bild, ebenso in der ersten Hälfte des Julis – mit mehreren Tagen extremer Hitze. Dann erreichten Leipzig wochenlang Ausläufer mehrerer Tiefdruckgebiete, die im Juli und August auch viel Niederschlag nach Leipzig brachten. Trotzdem blieb es im Vergleich zur Langzeitbeobachtung überdurchschnittlich warm - inzwischen war dies in sechs von acht Monaten des Jahres der Fall.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Die Klimaveränderung ist insgesamt zumindest kein kurzfristiges Phänomen, wie nicht zuletzt auch im Modell der sogenannten Warming Stripes zu erkennen ist. Diese vom britischen Forscher Ed Hawkins entwickelten Klimastreifen stellen die Abweichung der Jahrestemperaturen zu einem Referenzzeitraum dar. Hawkins wählte 1971 bis 2000 – wohl wissend, dass die Industrialisierung da bereits Spuren im Klima hinterlassen hatte. Vorher war es unverkennbar meist kälter (blau), danach zunehmend noch wärmer (rot).

Gehäuft Dürre im Jahrzehnt – aber noch kein Trend

Parallel zu steigenden Temperaturen gibt es weltweit Bilder von ausgetrockneten Landschaften, von Flussbetten ohne Wasser, von Seen mit weiter sinkenden Pegeln. Auch in der Region um Leipzig war Dürre in den vergangenen Jahren ein wachsendes Problem für Fauna, Flora und Landwirtschaft. Das lag vor allem an den viel zu trockenen Jahren 2018 bis 2020. In der vergangenen Dekade blieben insgesamt acht Jahre unterhalb der durchschnittlichen Regenmenge.

Über den gesamten Zeitraum der Messungen betrachtet lässt sich in Leipzig allerdings noch keine signifikante Änderung bei der jährlichen Niederschlagsmenge erkennen. Im 19. Jahrhundert regnete es in Leipzig im Schnitt 613 Liter pro Quadratmeter, aktuell wären trotz Dürreperioden noch 607 Liter „normal“.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In den vergangenen Monaten schien sich die Situation auch wieder etwas mehr zu entspannen: So waren die Wintermonate 2022/2023 überdurchschnittlich nass und „nur“ der Mai viel zu trocken. In den Sommermonaten zeigte sich bislang ein geteiltes Bild: Vor allem die ersten drei Wochen des Julis blieben extrem trocken – danach kam es parallel zur Abkühlung gehäuft zu Regenfällen, bis in den August hinein. Mit letztlich etwa 100 Liter Wasser pro Quadratmeter wurde der Monat auch zum bislang regenreichsten des Jahres.

Bis zu 60 Stürme und 30 Gewitter pro Jahr in Leipzig

Ebenfalls ein noch eher konstantes Bild zeigt sich bei der Menge von Starkwetterphänomen in Leipzig. Diese werden seit Mitte der 1970er-Jahre an der Wetterstation am Flughafen registriert. Gut 50 bis 60 Stürme mit einer Mindestwindstärke sechs (bis zu 49 Kilometer pro Stunde) gibt es jährlich in der Region – im vergangenen Jahr waren es 46. Dazu gewittert es bis zu 30-mal, 2022 wurden beispielsweise 27 dieser luftelektrischen Entladungen über Leipzig gemessen.

Konstante Werte in der Quantität bedeuten allerdings nicht, dass die Qualität der Starkwetterphänomene nicht zugenommen hat. Bei Gewittern in Deutschland wurden zuletzt örtlich auch mehrere Tausend Blitze und extreme Wassermassen in nur wenigen Stunden registriert. Dass es dies auch in Leipzig geben wird, dürfte angesichts der Häufung in anderen Landesteilen nur eine Frage der Zeit sein.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Weitere Fakten aus Leipzig und Sachsen: www.lvz.de/fakten

LVZ

Mehr aus Leipzig

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken