Klimawandel in Deutschland: Wie viel wärmer war das Jahr 2022 in Leipzig?
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Im Verlauf des Jahres 2022 lagen die Temperaturen in der Regel über dem langjährigen Durchschnitt.
© Quelle: IMAGO/Rupert Oberhäuser/Julian Stratenschulte/dpa/RND
Leipzig. Die sich überlagernden Krisen führen bei vielen Menschen zu paradoxen Gefühlen. Einerseits hoffen viele angesichts der Gasknappheit auf einen milden Winter. Andererseits wäre das ein weiteres Zeichen für den fortschreitenden Klimawandel.
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Denn bisher war das Jahr 2022 in Deutschland außerordentlich warm. Im Durchschnitt verzeichneten die Messstationen einen Temperaturanstieg gegenüber dem langjährigen Mittelwert um 2,4 Grad Celsius. Die Messungen in Berlin-Tempelhof, beispielhaft zu sehen in der folgenden Grafik, stehen dabei für einen bundesweiten Trend.
Geben Sie eine Postleitzahl oder einen Ort in die Suche ein und lassen sich die Abweichungen in Ihrer Region anzeigen.
Im Verlauf des Jahres 2022 lagen die Temperaturen in Deutschland in der Regel über dem langjährigen Durchschnitt. Wenn es dann doch einmal kühler wurde, was das eher die Ausnahme: Die zweite Septemberhälfte etwa läutete nach vielen hochsommerlichen Wochen schlagartig den Herbst ein, und auf den außergewöhnlich warmen Oktober folgten Mitte November die ersten knackig kalten Tage.
Temperaturanstiege zwischen 1,2 und 3,3 Grad
Über das gesamte Jahr betrachtet haben sämtliche Messstationen in Deutschland einen Temperaturanstieg verzeichnet: Die Bandbreite der Abweichung reicht von 1,2 bis 3,3 Grad Celsius.
Die regionalen Unterschiede können Sie am besten erkunden, indem Sie den Regler oberhalb der Deutschland-Karte ein Stück nach rechts ziehen und sich damit nur die Orte mit einer besonders großen Abweichung anzeigen lassen. Bei einem Grenzwert von drei Grad beispielsweise bleiben nur noch 17 von 274 Stationen auf der Deutschland-Karte stehen.
Der Süden erhitzt sich schneller als der Norden
Auffällig ist ihre geografische Verteilung: Mit Ausnahme von Magdeburg liegen alle in Süddeutschland. In Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und im Saarland lag die Temperaturanomalie besonders häufig bei rund drei Grad.
Zieht man den Regler nach links, zum Beispiel auf 1,5 Grad (auf diesen Wert soll nach dem Pariser Klimaabkommen die Erderwärmung begrenzt werden), so liegen 99 Prozent der deutschen Messstationen bereits darüber. Eine der wenigen Ausnahmen ist das bayerische Mittenwald-Buckelwiesen auf 1000 Metern Höhe mit einem Plus von 1,3 Grad.
Eine Höhenlage hilft aber auch nicht, um dem Klimawandel zu entkommen. Zu den drei wärmsten Messstationen mit Anstiegen um 3,2 Grad gehört Birx in Thüringen an der Grenze zu Hessen und Bayern, auf 747 Metern Höhe in der Rhön.
Am geringsten fällt die Erwärmung derzeit in Küstennähe aus, denn die Meere erhitzen sich deutlich langsamer als die Landmassen. Dafür sind Anwohner und Anwohnerinnen dort unter anderem der Bedrohung durch den steigenden Meeresspiegel ausgesetzt.
Da die deutschen Messstationen fast alle an Land liegen, ist es so auch nicht weiter verwunderlich, dass sich Deutschland schneller erwärmt als der globale Durchschnitt. Der globale Vergleichswert von mittlerweile etwas mehr als einem Grad Erderwärmung berücksichtigt nämlich auch Temperaturmessungen über den Ozeanen. Doch auch im Vergleich nur mit anderen Staaten liegt Deutschland über dem Durchschnitt.
Egal, wo man misst: Die Geschwindigkeit des Temperaturanstiegs hat in den vergangenen 50 Jahren deutlich zugenommen. Seit den 1970er-Jahren ist in Deutschland jedes Jahrzehnt wärmer als das vorherige.
Das Jahr 2018 war das wärmste jemals gemessene Jahr, mit einem Anstieg der Lufttemperatur um 2,3 Grad gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Die fünf wärmsten Jahre in Deutschland seit 1881 sind alle nach dem Jahr 2000 aufgetreten.
Daten und Methodik
Der Deutsche Wetterdienst veröffentlicht die tägliche Lufttemperatur aller deutschen Messstationen seit dem Jahr 1821. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) hat daraus für jeden Tag des Jahres und jede Station die Durchschnittstemperatur für die Zeit von 1961 bis 1990 ermittelt. Diese Phase gilt in der Klimawissenschaft als geeigneter Vergleichswert zur Ermittlung der langfristigen Erwärmung. Für Stationen, die erst später als 1961 in Betrieb gegangen sind, wurde als Vergleichszeitraum das erste verfügbare Jahr bis 1990 genommen. Später als 1982 in Betrieb genommene Messstationen wurden nicht berücksichtigt, damit der Vergleichszeitraum ausreichend lang ist. Dem langjährigen Mittelwert wurde die durchschnittliche Tagestemperatur des Jahres 2022 gegenübergestellt. Für die Suche anhand der Postleitzahl wurde der geografische Mittelpunkt der Postleitzahlengebiete ermittelt und jeweils die Messstation mit der geringsten Entfernung zugeordnet.