Dass drei leitende Mediziner der Leipziger Uni-Kinderklinik ihren Vorstand öffentlich kritisieren, zeugt von einem hohen Druck in der Belegschaft, findet LVZ-Redakteur Björn Meine. Es brauche mehr Belegschaften in den Krankenhäusern, die diesen Druck nach außen tragen. Ihre Chefs sollten sie dabei unterstützen, denn der Grundfehler liegt im System.
Leipzig. Drei leitende Mediziner der Uni-Kinderklinik haben zu Pfingsten für Aufsehen gesorgt. Mit ihren Forderungen in einem LVZ-Interview haben sich nicht gekleckert – sondern geklotzt: 24 zusätzliche Arzt-Stellen würde ihre Klinik benötigen, um ihren Aufgaben gerecht zu werden; acht dieser Stellen seien quasi sofort nötig. Klinikdirektor Wieland Kiess und zwei seiner Oberärzte lehnten sich weit aus dem Fenster und kritisierten ihren eigenen Vorstand für dessen Personalpolitik – öffentlich. Der Vorgang ist für sich genommen bemerkenswert. Einfach so wird einen solchen Schritt niemand gehen; da muss der Druck in der Belegschaft schon ziemlich groß sein.
Es wäre nötig, dass diesen Druck auch andere Kinderkliniken in Deutschland nach außen tragen – und dass sie dabei ausdrücklich von ihren Vorgesetzten unterstützt werden. Denn hinter dem Appell der Leipziger Pädiater steht ein generelles Problem, das alle betrifft. Ein gravierendes, strukturelles. Das System der Fallpauschalen vergütet die aufwendigere Behandlung von Kindern nicht ausreichend. Unter anderem deshalb arbeiten viele große Kinderkliniken, die eine spezialisierte Rundum-Betreuung gewährleisten müssen, defizitär. Dieser Umstand entlastet keinen Klinikvorstand davon, seine Pädiatrie bestmöglich auszustatten. Er zeigt aber auch, wohin ein durchökonomisiertes Gesundheitssystem führen kann. Nämlich dazu, dass im Zweifelsfall auch bei den schwächsten Patienten gespart wird, wenn die keinen Erlös bringen. Diesen Fehler muss die Politik schnellstmöglich korrigieren.