Gerade für Start-ups sind die großen Krisen der Welt oft besonders schwer zu schultern – für manche aber auch die Chance auf den großen Durchbruch. Eric Weber kennt Beispiele aus Leipzig und Sachsen.
Leipzig. Krisengestählt sind sie alle. Ob es darum geht, ein marktfähiges Produkt oder eine Dienstleistung mit hoher Nachfrage zu entwickeln, dafür Kunden zu finden, Mitarbeiter zu finden, die Bürokratie zu meistern oder die Finanzierung sicherzustellen und das alles mit dem Privatleben zu vereinbaren – Gründerinnen und Gründer müssen viele kleine und große Unternehmenskrisen und die ein oder andere private Krise lösen. Krisenresistenz und Risikobereitschaft sollten auf jeden Fall eine Charaktereigenschaft von Start-up-Unternehmerinnen und Unternehmern sein.
Doch zu den ohnehin schon großen Herausforderungen kommen seit einigen Jahren vermehrt und in immer schnelleren Zyklen gesellschaftliche Krisen hinzu: Schuldenkrise, Klimakrise, Ukraine-Krieg, Flüchtlingskrise, Coronakrise, Fachkräftemangel – die Krisen der letzten Jahre kamen teilweise sogar parallel. Krisen sind jedoch zumeist mit großen Veränderungen und Dynamik verbunden. Und Veränderungsdruck bietet doch große Möglichkeiten für innovative Lösungen – gerade aus der Gründerszene. Ein aktuelles Beispiel ist das Leipziger Start-up Priwatt, deren Balkon-Solaranlagen aufgrund des steigenden Klimabewusstseins und hoher Strompreise so gefragt sind, dass die Gründer mit der Beschaffung kaum nachkommen. Oder die zahlreichen Co-Working-Spaces wie das Basislager, Impact Hub oder SpinLab aus Leipzig, die schnell und unbürokratisch Arbeitsplätze für ukrainische Flüchtlinge anboten. Oder Sensape, die ihre intelligenten Werbestelen zu Corona-Zeiten kurzerhand zu Einlasskontrollsystemen umfunktionierten. Oder whyapply, die dem Fachkräftemangel mit einem neuartigen Bewerbungsverfahren auf Basis von realen Aufgabenstellungen begegnen. Gerade im Bereich nachhaltiger Technologien nehmen Gründer eine wichtige Rolle ein. Das Dresdner Start-up sunfire ist beispielsweise führend bei der Elektrolyse zur Herstellung von Wasserstoff. Rhebo aus Leipzig schützt einen großen Teil des deutschen Stromnetzes vor Ausfällen. Die Krise als Chance für Gründer? Klar.