Leipziger Firmen: Keine Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte
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Leipziger Firmen sind mit der Arbeit der Ausländerbehörde nicht zufrieden.
© Quelle: Volkmar Heinz
Leipzig. Leipzig ist weltoffen und international. Für Neu-Leipziger mit Migrationshintergrund hat die Stadt sogar ein Willkommenszentrum eingerichtet. Doch wenn es um ausländische Fachkräfte geht, scheint es in der Praxis der Ausländerbehörde mächtig zu hapern. Deshalb haben Leipziger Unternehmen nun einen offenen Brief an Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) geschrieben.
Internationalität für viele Firmen selbstverständlich
„Die viel gepriesene Willkommenskultur können wir als Leipziger Unternehmen in diesem Bereich leider nicht feststellen“, so André Hemker, Geschäftsführer der Wordcraft GmBH. Die in der Industriestraße ansässige Firma ist Allround-Dienstleister für Sprach- und Lokalisierungsdienste, bietet auch Sprachkurse an. Das kleine Leipziger Unternehmen beschäftigt ein halbes Dutzend nichtdeutscher Festangestellte sowie gut drei Dutzend nichtdeutsche freiberufliche Mitarbeiter. Für Unternehmen wie DHL, Porsche, Siemens, Amazon sei Internationalität ohnehin eine absolute Selbstverständlichkeit. Das große Problem sei der Visaprozess, der für die angehenden und derzeitigen Mitarbeiter mit viel Unsicherheit und Ängsten verbunden ist.
Vorwurf: Zuwanderung wird torpediert
Der Vorwurf: Die Bearbeitungszeiten seien selbst bei qualifizierten Zuwanderern mit nachgewiesener Arbeitsgarantie mit bis zu neun Monaten viel zu lang und sorgen dafür, dass Bewerber von ihren Zusagen an Leipziger Unternehmen Abstand nehmen. „Ich habe viele Kunden aus dem IT-Bereich, die unbedingt gute Leute brauchen“, betont James Parsons von Wordcraft. Zunächst habe man Probleme als Einzelfälle abgetan. Doch mittlerweile glauben viele Firmen, dass „qualifizierte Zuwanderung in den deutschen Arbeitsmarkt durch öffentliche Stellen unterminiert und bisweilen sogar torpediert wird“, wie es im offenen Brief heißt, den mehrere Firmen unterschrieben haben.
Handreichungen, die die Unternehmen unterstützen, angehende Freiberufler zu beraten und bei der Beschaffung der erforderlichen Dokumente behilflich zu sein, seien nicht vorhanden. Es scheine so, als ob auf Sachbearbeiterebene „willkürliche und unberechenbare Entscheidungen“ getroffen werden.
Große Unzufriedenheit in der Wirtschaft
„In der Leipziger Wirtschaft herrscht seit einigen Monaten große Unzufriedenheit darüber, wie die Ausländerbehörde arbeitet, oder besser gesagt, nicht funktioniert“, erklärt Parsons, der Leipzig liebt und voranbringen will. Die Firmen möchten daher mit Oberbürgermeister Jung über die unbefriedigende Situation reden und klären, wie man die Missstände gemeinsam beseitigen kann. „Die gegenwärtige Situation ist der Wettbewerbsfähigkeit der Leipziger Unternehmen nicht förderlich, so dass wir gegenüber im Ausland bekannteren Städten wie Hamburg, Berlin oder München weiter ins Hintertreffen beim Wettbewerb um ausländische Fachkräfte geraten“, so Geschäftsführer Hemker.
Von Mathias Orbeck
LVZ