Leipziger Hells-Angels-Boss soll nach Sachsen gebracht werden
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Die Spezialeinheit "Cobra" nahm Hells-Angels-Chef Marcus Matz am Mittwoch in Wien fest.
© Quelle: dpa
Wien/Leipzig. Nach der Festnahme des Leipziger Hells-Angels-Bosses Marcus M. in Wien ist dessen Auslieferung nach Deutschland beantragt worden. Ein entsprechendes Schreiben sei am Donnerstag an die österreichischen Behörden übermittelt worden, sagte Jana Friedrich, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Leipzig. Der 34-Jährige war am Mittwoch festgenommen worden. Er war europaweit unter dem dringenden Tatverdacht des gemeinschaftlichen Mordes gesucht worden.
Falls M. der Auslieferung zustimmt, könnte seine Überstellung nach Deutschland relativ zeitnah, also innerhalb von wenigen Tagen, erfolgen. Falls nicht, komme es zu einem formellen Auslieferungsverfahren, so Friedrich. Dies kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen. M. sitzt derzeit in der Wiener Justizvollzugsanstalt Josefstadt in Untersuchungshaft. Innerhalb von 48 Stunden müsse nun zunächst ein Haftrichter über die Verhängung der Übergabehaft entscheiden, erklärte Nina Bussek, Sprecherin der Wiener Staatsanwaltschaft, gegenüber LVZ.de. Dies gilt jedoch als Formsache. Erst danach werde in einem gesonderten Verfahren über den Auslieferungsantrag entschieden.
Matz ergab sich in Jogginghose
Filmreife Szenen hatten sich am Mittwoch bei der Festnahme des Rocker-Bosses im Wiener Stadtteil Margareten abgespielt. Schwer bewaffnete Spezialkräfte der Sondereinheit Cobra – vergleichbar mit dem deutschen SEK – fuhren mit einem Rampenwagen und gepanzerten Fahrzeugen vor dem Hells-Angels-Quartier in der Siebenbrunnergasse vor. "Wir sind von einem hohen Gefährdungspotenzial ausgegangen", erklärte Vincenz Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskriminalamts in Österreich, am Donnerstag gegenüber LVZ.de.
Mit einem Megafon hätten die Einsatzkräfte M. aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. „Er hat aus dem Fenster geschaut und gesehen, dass schwer gepanzerte Fahrzeuge vor Ort waren. Danach kam er nach draußen und ließ sich um 12.02 Uhr widerstandslos festnehmen“, berichtete Kriegs-Au. Offensichtlich war der 34-Jährige von dem Einsatz völlig überrascht. „Bekleidet war er mit einer Jogginghose und einem schwarzen Parka“, so Kriegs-Au.
Behörden schützen Hinweisgeber
Zu der Festnahme habe ein konkreter Hinweis geführt, bestätigte der Sprecher. Woher er kam, halten die Behörden geheim – auch um den Tippgeber zu schützen. 10.000 Euro Belohnung waren seit Dienstag für die Ergreifung von M. ausgesetzt. Er soll am 25. Juni 2016 soll er an der Schießerei auf der Eisenbahnstraße in Leipzig beteiligt gewesen sein, bei der ein 27 Jahre altes Mitglied der Streetgang United Tribuns getötet und zwei weitere schwer verletzt wurden.
Das Hells-Angels-Mitglied Stefan S. sitzt seitdem, ebenfalls unter Mordverdacht, in der Justizvollzugsanstalt Leipzig in Untersuchungshaft. Ob auch M. dort untergebracht wird, ist bislang noch offen. In Fällen von Banden- und Rockerkriminalität sei eine getrennte Inhaftierung in verschiedenen Gefängnissen nicht ausgeschlossen, hieß es aus Behördenkreisen.
Von Robert Nößler