Arbeitstier und Genussmensch, Jurist und Philosoph, Ossi und Wessi: Gerd Rohde vereint diese Gegensätze. Er ist kein Mann, der in Schubladen passt oder in solchen denkt. Sein Leben gibt auch ein Stück Leipziger Stadtgeschichte preis – von Aufstieg, Fall und Neuanfang. Ein Nachruf von Tobias D. Höhn.
Leipzig.Die Leipziger Innenstadt ist sein Revier – und er sticht aus der Masse heraus. Sakko im englischen Stil, Strohhut, Pfeife. So habe ich ihn das erste Mal gesehen, irgendwann Mitte der 2000er Jahre. Und ich habe mich sofort gefragt: Was der wohl beruflich macht? Ein paar Wochen später sah ich ihn nachmittags bei einem Gläschen Weißwein sitzen. Zwischenfazit: Kein Tourist! Und dann treffe ich ihn wie aus dem Nichts im Bayerischen Bahnhof beim Frankenstammtisch. Wir kommen ins Gespräch – von Pfeifenraucher zu Pfeifenraucher. Wir haben uns lange unterhalten – und lange nicht mehr. Jetzt ist er tot. Und eigentlich erst jetzt lerne ich ihn richtig kennen (und schätzen).