Letzter Flug am 29. März: Ryanair zieht sich aus Leipzig/Halle zurück
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Der irische Billigflieger Ryanair zieht sich aus Leipzig zurück.
© Quelle: dpa
Schkeuditz. Der Flughafen Leipzig/Halle verliert eine seiner wichtigsten Airlines: Der Billigflieger Ryanair zieht sich im kommenden Frühjahr komplett aus Schkeuditz zurück – nach mehr als sieben Jahren. Die letzte verbliebene Strecke nach London wird Ende März 2019 eingestellt, bestätigte die irische Fluggesellschaft am Montag auf LVZ-Anfrage.
„Unsere Sommer-Verbindung von Leipzig nach London-Stansted wird im Sommer 2019 nicht fortgesetzt“, erklärte eine Sprecherin der Airline in Dublin. Einen Grund nannte sie nicht. Sie verwies nur auf „kommerzielle Gründe“.
Derzeit wird die Strecke noch drei Mal pro Woche bedient – jeweils montags, mittwochs und freitags. Der letzte Flug soll jetzt am 29. März 2019 um 21.55 Uhr in Richtung Großbritannien abheben.
Hoffnung auf Ryanair-Basis wurden nie erfüllt
Ryanair war im November 2011 nach Leipzig/Halle gekommen – und damals als einer der wichtigsten Neuzugänge seit Jahren gefeiert worden. Neben London-Stansted waren zeitweise auch Rom, Mailand-Bergamo, Pisa und Trapani in Italien, Malaga in Spanien sowie Faro in Portugal im Programm. Bis zu 16 Flüge pro Woche gab es in Spitzenzeiten.
Anfang 2013 hatte Ryanair-Chef Michael O’Leary beim Besuch in Schkeuditz sogar davon gesprochen, Leipzig/Halle zur fünften Basis in Deutschland zu machen und hier Flugzeuge fest zu stationieren. Mehr als 200 000 Passagiere wollte er hier pro Jahr befördern. Das wäre rund ein Zehntel des gesamten Flugaufkommens in Schkeuditz gewesen.
Angebot seit 2013 immer weiter ausgedünnt
Doch stattdessen strich O’Leary das Programm ein halbes Jahr später zusammen: Alle Verbindungen bis auf London flogen aus dem Plan. Und auch die seither einzige Strecke in die britische Hauptstadt wurde immer weiter ausgedünnt. Derzeit sind es nur noch drei Flüge pro Woche. Und auch die fallen nun in knapp vier Monaten weg.
Als Grund nannte die Ryanair-Sprecherin nur „kommerzielle Gründe“. An der Auslastung kann es Experten zufolge aber nicht liegen: Die Maschinen sind seit Jahren fast durchweg zu mehr als 80 Prozent ausgelastet. Das geht aus den Luftverkehrsstatistiken des Statistischen Bundesamtes hervor. Die Airline selbst nennt grundsätzlich keine Zahlen für einzelne Strecken.
Flughafen sucht nach Ersatz
Laut der Behörde wurden im vergangene Jahr 49 885 Passagiere auf der Strecke gezählt. Damit war London die Nummer 13 der ausländischen Flugziele in Schkeuditz. Die Auslastung lag im Schnitt bei 80,5 Prozent – deutlich mehr als bei fast allen anderen Städteverbindungen abseits der klassischen Ferienziele. Istanbul etwa lag zuletzt nur bei 69 Prozent, Wien bei 63 Prozent.
Der Flughafen Leipzig/Halle hofft daher nun, eine andere Airline für die London-Strecke begeistern zu können. „Die Nachfrage zeigt, dass die Strecke Potenzial hat“, sagte am Montag ein Sprecher. Man sei mit verschiedenen Anbietern um Gespräch. Ziel sei es, möglichst schon zum Start des Winterflugplans im November 2019 Ersatz zu haben.
Billigflieger baut stattdessen in Berlin aus
Den Grund für den Ryanair-Rückzug sehen Beobachter denn auch weniger in mangelnder Nachfrage: Ryanair dürfte das Fluggerät vom Typ Boeing 737 schlicht anderswo benötigen, etwa für den Aufbau der neuen Basis in Berlin-Tegel ab April 2019.
Aus ähnlichen Gründen hatte Ryanair bereits 2012 den Start der Faro-Verbindung in Schkeuditz um ein Jahr verschoben. Das Fluggerät wurde damals benötig, um in Budapest eine neue Basis auszubauen. Eine wenig später geplante Verbindung nach Edinburgh wurde sogar ganz verworfen.
Dritter Rückzug aus Mitteldeutschland seit 2011
Mehr als 400 000 Passagiere haben laut Angaben der britischen Luftverkehrsbehörde die Strecke Leipzig–London seit der Auflage Ende 2011 genutzt. Im besten Jahr 2012, als Ryanair noch fast täglich flog, waren es mehr gut 83 000, zuletzt lag die Zahl konstant bei knapp 50 000 im Jahr. Gut 4000 werden jeden Monat gezählt.
Der Abschied von Schkeuditz ist für Ryanair bereits der dritte Rückzug aus Mitteldeutschland innerhalb weniger Jahre. 2011 hatte sich der Billigflieger nach acht Jahren aus Altenburg-Nobitz verabschiedet – um stattdessen in Cochstedt bei Magdeburg anzutreten. Dort war 2013 schon wieder Schluss.
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Von Frank Johannsen