Mehr Platz für Geflüchtete - der Donnerstag in Leipzig
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© Quelle: RND
Guten Abend, liebe Leserinnen und Leser,
wir leben in einer Zeit vielfältiger Krisen. Das bemerken wir unter anderem beim Blick auf vertrocknete Äcker und Bäume, bei den steigenden Preisen im Supermarkt oder in unserer Energieabrechnung. Mit dem Leid, den Zerstörungen, der Unterdrückung in anderen Teilen der Welt lassen sich unsere Sorgen dennoch nur bedingt vergleichen. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn sich Menschen auf den Weg machen, um hier Schutz und ein besseres Leben zu suchen. Gut 10.000 Ukrainerinnen und Ukrainer sind 2022 beispielsweise vor der russischen Invasion nach Leipzig geflüchtet. Mehr als 400 Menschen kamen parallel aus Syrien, 270 aus Venezuela, dazu 130 aus Georgien und 120 waren Ortskräfte aus Afghanistan.
Obwohl bislang von einer Situation wie während der großen Flüchtlingsströme 2015 und 2016 nicht die Rede sein kann, gerät die vergleichsweise weltoffene und mit 38 Unterkünften ausgestattete Stadt Leipzig inzwischen auch an Grenzen bei der Unterbringung. Denn viele der Ankommenden müssen heute auch länger als früher in den eigentlich nur temporär gedachten Gemeinschaftsunterkünften ausharren: Es fehle unter anderem an freiem Wohnraum und der Bereitschaft von Vermietern, Geflüchtete aufzunehmen, heißt es aus dem Neuen Rathaus. Entwickelt sich die Lage so weiter wie zuletzt, „ist davon auszugehen, dass noch in diesem Jahr bis zu 3000 Plätze zusätzlich geschaffen werden müssen“, sagt Stadtsprecher Matthias Hasberg. Bei vier neuen Objekten geht die Stadtverwaltung bereits in konkrete Planungen, darunter in Stötteritz und im Lindenthal. Weitere sollen zeitnah folgen.
Leipzig steht natürlich nicht allein, auch andere sächsische Kommunen nehmen Geflüchtete auf. Um Städte und Gemeinden zeitnah zu entlasten, baut der Freistaat Sachsen seine Kapazitäten ebenfalls aus. Wie mein Kollege Kai Kollenberg am Donnerstag in Erfahrung gebracht hat, wurden bereits rund 600 neue Plätze in den Erstaufnahmen des Freistaat geschaffen. In den aktuell zu Hälfte gefüllten Einrichtungen können damit jetzt mehr als 9000 Personen unterkommen.
Zudem empfehle ich Ihnen den Kommentar meiner Kollegin Denise Peikert: „Für die Kommunen ist das eine Herausforderung: Es braucht Sprachkurse, Kitaplätze, Ärztinnen und Ärzte sowie Wohnungen. Darüber, wie wir das packen und wo die Probleme sind, müssen wir reden.“
Bild des Tages
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Elefantentaufe im Leipziger Zoo: Das vor fünf Wochen geborene Elefantenmädchen (rechts im Bild) hat nun auch offiziell seinen Namen: Bào Ngoc („kostbares Juwel“). Nach der Taufe ging es mit Geschwistern ins Schwimmbecken der Anlage.
© Quelle: André Kempner
Zur Elefantentaufe im Leipziger Zoo war am Donnerstag unter anderem auch der vietnamesische Botschafter Vu Quang Minh gekommen. Meine Kollegin Kerstin Decker berichtet vom feuchtfröhlichen Namensfest.
Fünf Hör- und Lese-Empfehlungen für Sie
- Neue Folge im Podcast zum Fall „Lina E.“: Jahrelang machten sich gewaltbereite Neonazis in Eisenach (Thüringen) breit. Viele in der Stadt rätselten, wie man die Rechtsextremen wieder los wird. Eine linksextreme Gruppe aus Leipzig soll auf diese Frage ihre ganz eigene Antwort gehabt haben. Hören Sie hier die zweite Folge unseres Podcasts zum Prozess gegen Lina E. und Mitstreiter.
- Prozess gegen Netflix-Star in Leipzig: Im Rahmen der erneuten Gerichtsverhandlungen gegen den Erfinder des Drogen-Onlineshops „Shiny Flakes“ haben inzwischen zwei Mitarbeiter gestanden, an dessen neuer Drogen-Plattform „Candy Love“ mitgearbeitet zu haben. Mein Kollege Frank Döring berichtet von der Verhandlung.
- Lust auf Tivoli, kleine Meerjungfrau oder ABBA-Museum? Leipzig soll demnächst eine Direktverbindung per Zug bis in die schwedische Hauptstadt Stockholm bekommen. Wie Flixtrain mitteilt, werden die Züge dabei auch über Kopenhagen bis in die Metropole im hohen Norden rollen, schreibt Fabienne Küchler.
- Schäden nach Winter-Gewitter in Leipzig: Der heftige Sturm am Mittwochabend drohte im Stadtteil Schleußig ein Dach abzudecken. Mit großem Aufgebot sicherte die Feuerwehr das Objekt. Denn nicht nur die Dachpappe war gelockert, hat Mark Daniel erfahren.
- Klingonenpimmel und Wernasen: Drei Stunden lang rannte Torsten Sträter bei seinem Publikum im ausverkauften Haus Auensee offene Türen ein. Zwischen Wortwitz und Wurstkritik blieb am Mittwochabend viel Platz für Kalauer und Situationskomik, rezensiert Jürgen Kleindienst.
Zitat des Tages
Jeder, der 2030 noch lebt, hat heute das Recht, vom Staat rechtzeitig ein wirkungsvolles Handeln einzufordern.
Diethelm Klesczewski, Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht, europäisches Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Leipzig
Dürfen Klimaschützer das Recht brechen, um ein höheres Ziel wie den Schutz unseres Planeten zu verfolgen? In manchen Fällen schon, sagen Expertinnen und Experten. Am Mittwochabend diskutierten beim LVZ-Talk am Uni Leipzig Juristen mit Umweltaktivisten über die Formen des Protests.
Das wird morgen für Leipzig wichtig
- Eröffnung der schwebenden Aussichtsplattform auf dem Basteifelsen: Sechs Jahre, nachdem die frühere Plattform aufgrund von Sicherheitsbedenken gesperrt werden musste, kann der neue Blickpunkt über die Sächsische Schweiz nun betreten werden. Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) will sie am Freitag offiziell eröffnen.
- Bunker Cabarett in der Schaubühne Lindenfels: Die Performance-Gruppe Hooligan Art Community (Ukraine) lädt zu einer Theater-Show mit Musik, Tanz und Poesie, „die zum Großteil während der Raketenangriffe auf Kyjiw im letzten Jahr in einem Luftschutzkeller entwickelt wurde“. Los geht es um 20 Uhr in der Schaubühne.
Wir wünschen Ihnen einen angenehmen und entspannten Abend,
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Alle zwei Wochen berichtet Reporter Josa Mania-Schlegel über Themen, die die Stadt bewegen - und ihn selber.