Präziser, schonender, besser: Neue Formen der Krebsbehandlung an der Uniklinik Leipzig
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Laborleiter Dr. Michael Cross erklärt die Abläufe im Forschungslabor des Uniklinikums Leipzig.
© Quelle: Dirk Knofe
Leipzig. Seit 2012 gibt es den Krebs-Informationstag am Uniklinikum Leipzig (UKL) – und das Interesse ist jedes Jahr groß. Auch an diesem Samstag informierten sich Patienten und Angehörige über neue Behandlungs- und Hilfsmöglichkeiten.
Krebs ist und bleibt eine häufige Erkrankung, wie Professor Florian Lordick betonte, Direktor des Universitären Krebszentrums Leipzig (UCCL) und Vorstandschef des Mitteldeutschen Krebszentrums. Doch zugleich hätten sich die Therapien in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter verbessert. Das betrifft sowohl die bisherigen Standards als auch die Newcomer in der Tumorbekämpfung.
Die Standardtherapien
Nach wie vor spielen Operationen eine wichtige Rolle, doch die Techniken dabei sind heute viel ausgefeilter. Chirurgen gegen oft minimal-invasiv und weniger radikal vor, und sie nutzen mehr bildgebende Verfahren. Sehr viel präziser und schonender geht es auch in der Strahlentherapie zu, bei der inzwischen verschiedene Technologien zum Einsatz kommen. Die Chemotherapie hat sich ebenfalls verbessert. Sie wird zudem nicht mehr im selben Umfang angewandt wie in früheren Zeiten.
Die Newcomer
Das liegt vor allem an ganz neuen Therapieformen, erläuterte Onkologe Lordick. Wenn man die Biologie einer Krebserkrankung sehr gut kenne, könne man mit einer zielgerichteten Therapie durch biotechnologisch hergestellte Medikamente (Biologika) bestimmte Schaltpunkte direkt adressieren. Enorme Fortschritte gebe es darüber hinaus bei den Immuntherapien. Dazu zählen zum Beispiel Monoklonale Antikörper oder Zelltherapien, wie die Car-T-Zelltherapie, die auch in Leipzig bereits etabliert ist. Lordick verweist auf ganz neu aufgebaute Medikamente. Bei sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten zum Beispiel wird ein Chemotherapeutikum an einen Antikörper gebunden und so direkt in den Tumorraum befördert.
Die weiteren Helfer
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„Jeder weiß, wovon der andere redet“: Carmen Scharmacher von der Selbsthilfegruppe Leukämie und Lymphome.
© Quelle: Dirk Knofe
Neben Expertenrunden, Führungen durch das José-Carreras-Forschungslabor, die Chemoambulanz und den Sportparcours stellten sich beim Info-Markt im Haus 4 des UKL auch Kliniken, Organisationen und Vereine vor. 19 Mitglieder zählt die 2015 gegründete Selbsthilfegruppe (SHG) Leukämie und Lymphome. Ihre Vorsitzende Carmen Scharmacher versucht nach zwei früheren Krebserkrankungen jetzt die Therapie ihrer Chronisch-Lymphatischen Leukämie hinauszuzögern. Sieben verschiedene Arten von Leukämie seien in der SHG vertreten, erklärte Scharmacher. Damit sei immer ein guter Austausch möglich. „Ein Partner will reden, das ist gut und wichtig“, sagte die 61-Jährige, die seit 42 Jahren verheiratet ist. In der Gruppe jedoch seien andere Gespräche möglich: „Jeder weiß, wovon der andere redet.“
Hin und wieder wird auch ein Onkologe eingeladen – dann ist mehr Zeit für die vielen Fragen und Ängste, die Betroffene umtreiben. „Bei einem Arzttermin hat man oft nur 15 Minuten Zeit – und dann ist man so aufgeregt, dass einem gar nicht alles einfällt.“ Gemeinsame Ausflüge und Weihnachtsfeiern runden das Angebot ab „Es ist ein Geben und ein Nehmen – und ich bin nicht zu Hause mit meiner Krankheit vergraben“, beschreibt Carmen Scharmacher die Vorteile der SHG.
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„Der Austausch hat mir sehr geholfen“: Torsten Lange von der Selbsthilfegruppe Kopf-Hals-Tumoren.
© Quelle: Dirk Knofe
Vorteile der Selbsthilfe
Von denen musste sich Torsten Lange erst überzeugen, aber heute schwört er auf das Leipziger Selbsthilfenetzwerk im Verein Kopf-Hals-Mund-Krebs. 2019 erkrankte der heute 60-Jährige an einem Mandel-Karzinom. Bei der Operation im Klinikum St. Georg wurden auch befallene Lymphknoten entfernt, er bekam Chemotherapie und Bestrahlung. Heute geht es ihm gut, und er hofft, dass das so bleibt.
Sein Arzt hatte ihn auf die SHG aufmerksam gemacht, die zurzeit sechs Mitglieder zählt. „Der Austausch hat mir sehr geholfen“, berichtet der Elektroingenieur. Betroffenen werde ein wenig von der großen Anspannung genommen. Doch die Mitglieder sprechen nicht nur über ihre Krankheit: Gemeinsame Wanderungen und Ausstellungsbesuche sorgen für jene Ablenkung, die sicher auch irgendwie helfen kann in schweren Zeiten.
LVZ