Streitgespräch unter Buch-Herausgebern aus Leipzig und Lwiw
Eine Übersetzerin aus Lwiw und ein Slawist aus Leipzig, die im Vorjahr gemeinsam ein Buch über den Donbass-Krieg herausgaben, ringen um den Weg zum Frieden.
Leipzig. Wenn die Ukrainerin Oksana Molderf (30) und der Deutsche Christian-Daniel Strauch (42) über den Angriff der Russen auf die Ukraine diskutieren, geht es leidenschaftlich-kontrovers zu. Das war schon so, als die Übersetzungswissenschaftlerin aus Lwiw und der promovierte Slawist aus Leipzig im Vorjahr an dem Buch „Zwischen Apokalypse und Aufbruch – Der Donbas-Krieg in ukrainischer Krisenliteratur“ arbeiteten. Die Anthologie handelt davon, wie die Gegenwartsliteratur in der Ukraine den seit 2014 dauernden militärischen Konflikt im Osten des Landes reflektiert. Oksana Molderf für die Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw und Christian-Daniel Strauch für die Universität Leipzig haben Auszüge aus Romanen, Erzählungen, Tagebüchern und Gedichten zusammengetragen, die den Leser hinein in die Kämpfe in der Industrieregion Donbass führen. Als das Buch im Herbst 2021 erschien, hatten bereits rund 14.000 Menschen im Herzen von Osteuropa ihr Leben verloren. Rund 1,5 Millionen Menschen galten laut dem UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR zu diesem Zeitpunkt als Binnenflüchtlinge. Inzwischen weiß die (westliche) Welt, die dieses Thema acht Jahre lang nahezu kalt ließ, dass der „Krieg im Osten“, wie die Donbass-Krise in der Ukraine genannt wird, das makabere Vorspiel für das war, was seit dem 24. Februar 2022 vonstattengeht: der Versuch der von Wladimir Putin ins Feld abkommandierten russischen Truppen, das gesamte Land zu besetzen.
„Ich habe erst auch geglaubt, dass Putin spielt“