Nur etwa einmal in zehn Jahren weiße Weihnachten in Leipzig
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Schnee zu Weihnachten liegt gerade im mitteldeutschen Tiefland selten. In den vergangenen 45 Jahren kam das nur sechsmal vor. Zum Beispiel 1987.
© Quelle: LVZ-Archiv
Leipzig. Leise rieselt der Schnee – zu Weihnachten meist nicht. Anstatt an den Feiertagen Schneemänner zu bauen, werden die Leipziger wohl auch dieses Jahr durch die kahlen Parks spazieren. „Nur ein- oder zweimal alle zehn Jahre gibt es in Leipzig Schnee zu Weihnachten“, sagt Jens Oehmichen, Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Weiße Weihnachten sind beinahe ein Wunder: In den vergangenen 45 Jahren zauberten die Flocken nur sechsmal eine Winterlandschaft in Leipzig.
Weihnachtstauwetter: Warme Luft verhindert Schneefall
Schuld daran ist eine klimatische Besonderheit: Das sogenannte Weihnachtstauwetter. „Da die Meere im Dezember noch warm sind, strömt aus Norden und Westen warme Luft ins mitteldeutsche Tiefland“, erklärt Oehmichen. Das sei gerade zu warm für Schnee.
Auch dieses Jahr werde es zum 24. Dezember noch einmal milder, bereits am Mittwoch ströme wärmere Luft nach Leipzig. „Selbst die oberen Lagen in den Mittelgebirgen werden davon angegriffen“, sagt Oehmichen. Dann taue der Schnee unterhalb von 700 Metern.
Derzeit liegen auf den Mittelgebirgs-Gipfeln noch bis zu 50 Zentimeter Schnee. Auch zu Weihnachten werde es aber in den hohen Lagen im Erzgebirge, Thüringer Wald und im Harz noch weiß und winterlich sein, versichert Oehmichen. In Oberwiesenthal kommen Schlittenbegeisterte und Skifahrer an den Weihnachtstagen mit großer Sicherheit auf ihre Kosten. In der Lausitz sieht es hingegen schlechter aus: Eine Schneedecke verwandelte die Region zum Wochenbeginn noch in eine Winterlandschaft – zu Weihnachten könnte diese aber dahin schmelzen.
2010: Schneereichste Leipziger Weihnachten seit über 40 Jahren
Zuletzt gab es in Leipzig 2010 weiße Weihnachten. „Da war es richtig winterlich“, erinnert sich Oehmichen. Pünktlich zu Heiligabend hatte es kräftig geschneit, so dass sich der Schnee zum zweiten Weihnachtsfeiertag etwa 30 Zentimeter hoch in den Straßen der Messestadt türmte. Zum Vergleich: Am 24. Dezember lagen damals morgens nur acht Zentimeter Schnee. Die weiße Pracht sorgte aber nicht nur für strahlende Augen, sondern auch für Verkehrschaos. Eine Straßenbahn entgleiste am Hauptbahnhof, zum ersten Weihnachtsfeiertag wurde der Bahnbetrieb komplett eingestellt.
Ein anderes Schneechaos ereignete sich im Winter 1986/87. Im Januar sanken innerhalb weniger Tage die Temperaturen in der DDR auf minus 30 Grad. Braunkohle war zu tonnenschweren Blöcken zusammengefroren, Schienen und Weichen vereist. Die Stromversorgung wurde gedrosselt, Fernstraßen waren wegen Neuschnee unpassierbar. Zu Weihnachten 1986 hatte der Schnee bei einigen wohl noch für Freude gesorgt: Bis zu elf Zentimeter lagen damals in Leipzig.
2001 und 1996 verwandelten etwa sechs Zentimeter Schnee zu Heiligabend Mitteldeutschland in eine Winterlandschaft. Auch 2009, zuckerten zu Weihnachten etwa drei Zentimeter Schnee Leipzigs Straßen. „Bis zum 26. Dezember war aber alles weggetaut“, sagt der Meteorologe. Weißer dürfte es im Jahr 1981 gewesen sein. Damals lagen vom 24. bis zum 26. Dezember ganze 20 Zentimeter.
Der Schnee kam 1978 erst zu Silvester
Obwohl der Winter 1978/79 vielen als besonders hart in Erinnerung geblieben ist: Weihnachten lag damals kein Schnee. „Der Kälteeinbruch kam erst zu Silvester“, sagt Oehmichen. Da schneite es dann dafür kräftig. Die Energieversorgung brach zusammen, Autos blieben liegen.
Insgesamt seien die 1970er Jahre aber ein eher mildes Jahrzehnt gewesen, sagt der Wetterexperte. Die Aufzeichnungen der Schneehöhen des Wetterdienstes für Leipzig reichen bis 1972 zurück.
Blickt man auf die seltenen Leipziger Schneejahre, wird es bald wieder Zeit für weiße Weihnachten. Vielleicht rieselt der Schnee dann im kommenden Jahr über die grünen Tannen. Wer auf die winterlichen Landschaften aber auch dieses Jahr nicht verzichten will, erreicht mit der neuen ICE-Verbindung die Alpen innerhalb von etwa viereinhalb Stunden - wenn die Züge denn trotz „Schneechaos“ fahren.
Theresa Held