Serie zur Wohnungslosigkeit
Wie leben Obdachlose, welche Schicksale verbinden sich mit ihnen? Um das zu dokumentieren, begleitet die LVZ ein Jahr lang den 32-jährigen Julien, der seit 2020 auf der Straße lebt. In Teil 3 geht es um Genesung, neue Kraft und das große Engagement mehrerer LVZ-Leserinnen.
Leipzig. Zwei Jahre auf Bewährung plus 80 Sozialstunden. Bei der Verkündung des Urteils löste sich eine monatelange Anspannung in Julien. „Das bekomme ich hin“, sagt er „alles ist besser als Knast“. Verantworten musste er sich unter anderem wegen Sachbeschädigung, Störung des öffentlichen Friedens und Schwarzfahrens. Seit der Verhandlung vor dem Amtsgericht am 7. Juli hat der obdachlose Leipziger, dessen Situation die LVZ seit Beginn des Jahres dokumentiert, eine Belastung weniger.
Seit dem jüngsten Treffen im Mai ist erneut viel geschehen – unterm Strich endlich mehr Gutes als Schlechtes. Allerdings machte am 26. Juni die traurige Nachricht von Sigis Tod die Runde. Sigfried Berndt, jahrelang ein präsentes und beliebtes Gesicht im Milieu, starb 53-jährig in der Uniklinik an Organversagen. „Er war ein Hardcore-Trinker, vergangenes Jahr hab ich ihn kennengelernt“, erzählt Julien. „Letztens hab’ ich ihm noch zugerufen, dass er bis Herbst durchhalten soll. Jetzt hat er schon deutlich früher seine Ruhe.“