Sie alle haben eine Odyssee hinter sich, mussten Familienmitglieder und Freunde zurücklassen, haben in einer fremden Welt Zuflucht gefunden. Wenn sich Alina, Mariia, Sascha und Vladyslav nun jeden Morgen in ihre Klasse der Leipzig International School setzen, kehrt zumindest ein Stück Normalität in ihr Leben zurück.
Leipzig. Auf den ersten Blick ist in dieser Schulklasse nichts außergewöhnlich. Es wird Englisch unterrichtet, die Mädchen und Jungen in den Bänken schauen konzentriert zur digitalen Tafel, auf der wechselnd Gegenstände gezeigt werden. „Heater“ ruft ein Junge aus der zweiten Reihe, als das Bild einer Heizung zu sehen ist. Die Lehrerin nickt zustimmend. Manchmal muss sie etwas helfen, gibt Hinweise in der Muttersprache. Und man versteht: Hier lernen Kinder, die vor wenigen Tagen und Wochen aus einem Krieg geflüchtet sind.
Violetta Dubro ist die erste ukrainische Lehrerin, die an der Leipzig International School (LIS) eine ganze Klasse mit ukrainischen Kindern unterrichtet. Sie selbst stammt ursprünglich aus Donezk, der größten Stadt im Donbass. Bereits vor Jahren wurde diese von prorussischen Truppen besetzt. „Ich fange hier in Leipzig nun das zweite Mal ein neues Leben an“, erzählt sie und strahlt. Es ist Ausdruck der Erleichterung. „Wir waren 2014 nach Ausbruch des Krieges schon nach Kiew geflüchtet. Als dann auch dort Bomben fielen, haben wir nach zwei Tagen im Keller entschieden: Wir müssen auch hier wieder weg.“