So soll der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig künftig aussehen
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Nach diesem Leitbild soll der Wilhelm-Leuschner-Platz gestaltet werden.
© Quelle: Grafik Ingo Andreas Wolf
Leipzig. Die Ratsversammlung hat am Mittwoch mit großer Mehrheit Leitlinien der Stadtverwaltung für die Neugestaltung des Wilhelm-Leuschner-Platzes angenommen. Die groben Vorgaben aus dem Dezernat von Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) sollen Grundlage für künftige, konkrete Architekturwettbewerbe und Planverfahren auf dem Areal sein. Die Leitlinien sehen dabei ein gemischt genutztes Stadtviertel mit Wohnungen, Büros, Hotels, Gastronomie, Freisitzen, Freiflächen und einer Markthalle vor.
Mit Mehrheit von CDU, Linken und Grünen wurde durchgesetzt, zwischen Bowlingtreff und Stadtbibliothek einen riesigen Platz für Veranstaltungen freizulassen (etwa 16 .000 Quadratmeter). „Wir haben Platznot für öffentliche Veranstaltungen. Wie der Platz aussehen wird, soll in einem Wettbewerb entschieden werden“, kündigte Dubrau an. „Es geht aber nicht um einen grau asphaltierten Exerzierplatz, vielmehr um einen Freiraum für eine wachsende Stadt“, betonte Sören Pellmann (Linke). Grundlage sei schließlich ein Entwurf der Architekturprofessoren Petr Pelcák aus Brno sowie Ingo Andreas Wolf aus dem Jahre 2010. Da zwischenzeitlich über das Denkmal gestritten wurde, lag die weitere Diskussion auf Eis. Etliche Abgeordnete halten den Entwurf angesichts des Bevölkerungswachstums allerdings für nicht mehr zeitgemäß.
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Nach diesem Leitbild soll der Wilhelm-Leuschner-Platz gestaltet werden. Viele Details – etwa das Gesicht der Freifläche – regelt aber noch ein Wettbewerb.
© Quelle: Grafik Ingo Andreas Wolf
Gegenstimmen kamen vor allem aus dem Lager der Sozialdemokraten. Fraktionschef Axel Dyck hatte zu Beginn der Ratssitzung noch versucht, die Abstimmung zu verschieben, um mehr Raum für eine „gänzliche Neubetrachtung“ der prägnanten Fläche zu bekommen. Das sah der große Teil der Stadträte allerdings anders. Schließlich standen auch nicht weniger als neun Änderungsanträge für die Leitlinien auf dem Programm, mit vielfältigen Ideen für die seit Jahrzehnten weitgehend brach liegende Fläche zwischen Innenstadt und Leipziger Süden. Über Fraktionsgrenzen hinweg gab es am Mittwoch Fürsprache und Gegenrede für Rekultivierung historischer Anlagen, größere und kleinere unbebaute Flächen oder für mehr oder weniger Wohnraum.
SPD-Mann Dyck forderte beispielsweise eine Rückkehr zum früheren Königsplatz in seiner ehemaligen Ausdehnung. „Platz heißt Platz, weil da Platz ist“, rief er den anderen Mitgliedern der Versammlung zu. Der Grüne Tim Elscher bekräftigte noch einmal: „Für uns Grüne ist die Markthalle eine Herzensangelegenheit.“ Und der Linke Siegfried Schlegel zitierte Einstein: „Tradition ist das Bewahren des Feuers, nicht das Anbeten der Asche.“
Die Freifläche ist vor allem bei Architektenverbänden umstritten, die lediglich den historischen Königsplatz aufleben lassen wollten (etwa 9000 Quadratmeter). Die restliche Freifläche, unter der die S-Bahn-Trasse verläuft, könne hingegen mit einem hallenartigen Ensemble namens Leuschner-Forum bebaut werden. Ihr Argument: Leipzig könne es sich als rasant wachsende Stadt nicht leisten, eine so große Fläche freizulassen. „Sicher ist es technisch möglich, den Tunnel zu überbauen, aber selbst München ist wirtschaftlich nicht in der Lage, solche Projekte zu realisieren“, so CDU-Stadträtin Heymann. Zu den Vorschlägen der Architekten merkte sie an: „Es sind Wünsche, Visionen, Ideen – aber keine Projekte wie Gondwanaland, die umgesetzt werden können.“ Tobias Keller (AfD) regte an, Grundstücke oberhalb des S-Bahn-Tunnels als bebaubare Fläche zu erhalten. Eine Mehrheit folgte dem aber nicht.
Ob das historische Oval des Königsplatzes – einst Areal für Vergnügungen wie Kleinmesse – sein Comeback erlebt, bleibt offen. Das wird der künftige Wettbewerb als eine der möglichen Optionen zeigen. Bei den künftigen Bebauungen, so Grünen-Mann Elschner, solle eine Vergabe von Teilflächen an verschiedene Bauträger, auch mit Erbbaurecht, möglich sein. Das haben Grüne und Linke durchgesetzt.
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) lobte ausdrücklich den nicht homogenen Diskurs. Mehr als Ideen lieferte dieser aber am Ende nicht: Denn bis auf einen wurden alle gestellten Anträge der Stadträte mit großer Mehrheit abgelehnt. Lediglich der Einsatz einer Arbeitsgruppe für die Vermarktung kommunaler Wohnungen auf dem Leuschnerplatz-Platz fand bei der Mehrheit Zustimmung.
mpu/M.O.
LVZ