Uni Leipzig

Studie: Frühe Handy-Nutzung sorgt für schlechte Mathe-Noten

Mathe fällt vielen Kindern sowieso schwer. Smartphones machen es nicht leichter, so die Ergebnisse einer neuen Leipziger Studie.

Leipzig. Wenn Kinder schon im jungen Alter Smartphones oder andere elektrische Medien wie Spielekonsolen nutzen, wirkt sich das negativ auf spätere schulische Leistungen aus. Das geht aus aktuellen Ergebnissen einer Langzeitstudie zur gesundheitlichen Entwicklung an der Uni-Klinik Leipzig hervor. An der Life-Child-Studie nehmen rund 5000 Personen teil - Kinder, Jugendliche sowie etwa 700 Schwangere.

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Generell schlechtere Schulnoten

Konkret wurden im Rahmen der Studie zuletzt unter anderem 470 Kinder untersucht, von denen die eine Hälfte bereits als Drei- oder Vierjährige Umgang mit Smartphones hatte, die andere nicht. Fünf Jahre später wurden dieselben Kinder nach bestimmten Kriterien getestet. Ein Ergebnis: Die Probanden mit Smartphone hatten schlechtere Schulnoten. „Vor allem in Mathematik sind sie deutlich schlechter“, erklärt Professor Wieland Kiess.

Professor Wieland Kiess, Chef der Uni-Kinderklinik und einer der beiden Leiter der Life-Child-Langzeitstudie.

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Der Chef der Uni-Kinderklinik leitet die Studie zusammen mit Professor Antje Körner, Oberärztin der Uni-Kinderklinik. Bereits frühere Untersuchungen der Studie hatten verstärkte psychische Belastungen bei Kindern durch den frühen Umgang mit elektronischen Medien nachgewiesen.

Auswirkungen auf Freundschaften

„Kinder mit Smartphone haben es schwerer, mit anderen Leuten umzugehen“, konstatiert Kiess. Wie oft triffst Du Dich mit Freunden? Wie heißt Dein bester Freund? - Mit solchen Fragen versuchen die Wissenschaftler vorzudringen. Wer zu viel Umgang mit elektronischen Medien habe, finde auf solche Fragen meist keine Antwort, sagt Kiess. Der Kinderarzt plädiert deshalb nicht für ein Komplettverbot. „Aber ich bin für ein Verbot in bestimmten Lebenssituationen: im Unterricht, im Hörsaal oder auch beim Abendessen muss gelten: Handys weg!“

Studie bringt erstmals Referenzwerte

Die Studie hat neben den konkreten Auswirkungen der Smartphone-Nutzung auch einige wichtige und grundlegende Ergebnisse gebracht, erklärt Kiess. So existieren erst durch Life-Child einige echte Referenzgrößen für bestimmte Körperwerte. Bisher wurden bei Kindern die „Standard-Werte“, also die „Soll-Größen“, für einige Parameter aus Leber, Blut oder Niere bestimmt, indem man sie aus den Befunden kranker Patienten quasi heruntergerechnet hat. Durch die große Zahl der Kinder, die an der Studie teilnehmen, können nun erstmals Referenzwerte aus den Daten gesunder Patienten ermittelt werden. Das sei auch deshalb von Bedeutung, weil sich solche Werte im Laufe von Kindheit und Jugend ändern, so Wieland Kiess.

Arme Kinder werden eher depressiv

Durch psychologische Untersuchungen und Fragebögen ist die Studie zu weiteren Ergebnissen gekommen. „Je geringer das Einkommen, je ärmer das Kind, desto größer ist die psychische Belastung und die Gefahr späterer Depressionen“, erklärt Kiess. Auch interessant: Die Risikobereitschaft und das Risikoverhalten von Kindern ist völlig unabhängig von der Situation der Familie, von ihrem Einkommen oder von ausgesprochenen Verboten. Es gibt nur zwei entscheidende Größen: das Geschlecht und das Alter. Jungen sind grundsätzlich risikobereiter, und diese Bereitschaft nimmt zunächst zu, je älter sie werden. „Wenn Ihr Jungs habt, müsst Ihr auf die ein bisschen mehr achtgeben“, sagt Kiess.

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Studie begleitet KInder bis zum zehnten Lebensjahr

Das Team der Life-Child-Langzeit-Studie besteht aus rund 30 Mitarbeitern: Psychologen, Mathematiker, Krankenschwestern, Studienassistenten, Optiker, Ärzte, unter anderem Kinder-, HNO- und Zahnärzte. „Wir wollen mit der Studie die Entwicklung des Kindes nachvollziehen, bis es zehn Jahre alt ist“, erklärt Kiess. Die Untersuchung ist zunächst für 2011 bis 2021 angelegt.

Von Björn Meine

LVZ

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