Leipziger Uniklinik schlägt Alarm: „Nur im Notfall in die Klinik kommen“
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Die Zentrale Notfallaufnahme am Universitätsklinikum Leipzig schlägt Alarm: Seit Tagen steigen die Patientenzahlen rasant.
© Quelle: Uniklinik Leipzig
Leipzig. „Bitte nur im absoluten Notfall in die Notaufnahme kommen“ – mit diesem Appell hat sich Professor André Gries, der Leiter der Zentralen Notaufnahme des Leipziger Universitätsklinikums (UKL), am Donnerstag an Bevölkerung und Rettungsdienste gewandt. Aufgrund rasant steigender Patientenzahlen arbeite die Notaufnahme des UKL aktuell an der Belastungsgrenze. Die Situation werde dadurch verschärft, dass ein erheblicher Anteil des Klinikpersonals krankheitsbedingt ausfällt und mitunter nicht ersetzt werden kann.
Patienten warten bis zu 20 Stunden
In einer öffentlichen Erklärung des Universitätsklinikums vom Donnerstagnachmittag heißt es: „Viele Patienten und Patientinnen müssen stationär aufgenommen werden. Vor dem Hintergrund voller Stationen und krankheitsbedingt ausfallenden Personals stehen allerdings derzeit weniger Betten zur Verfügung. Das verlängert die Zeit, die Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme verbringen. Aktuell sind das oft mehr als 20 Stunden, was klar zu lang ist, weil uns diese Plätze für neue Notfälle fehlen.“ Während der Verweilzeit in der Notaufnahme würden die Patientinnen und Patienten die Betten der dort zur Verfügung stehenden Behandlungszimmer über Stunden belegen, bis sie ärztlich versorgt werden können.
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Gries appellierte an Rettungsdienste und Patienten gleichermaßen: „Wir müssen unsere Kräfte einteilen. Das bedeutet, dass die lebensbedrohlichen Notfälle wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, schwere Traumata in die Kliniken der Maximalversorgung kommen müssen. Steht ein weniger schweres gesundheitliches Problem im Vordergrund, können oft andere Kliniken übernehmen.“ Wie viele Operationen und diagnostische Eingriffe das Klinikum abgesagt beziehungsweise verschoben hat, werde zentral nicht erfasst. So weit wie etwa an der Berliner Charité, wo bis Jahresende alle planbaren Behandlungen ausgesetzt wurden, sei es am Uniklinikum Leipzig aber noch nicht, betonte Professor Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL.
Krankenstand beim Klinikpersonal über Jahresdurchschnitt
Patienten, die selbstständig in die Notaufnahme kommen, könnten meist auch in Bereitschaftspraxen versorgt werden, erläuterte Notaufnahmeleiter Gries. „Dies sollte zwingend berücksichtigt werden“, bat er. Aktuell sei die Zahl der Patienten in der Notaufnahme ungleich höher als üblich. Allein am Mittwoch seien weit über 100 Patienten versorgt worden.
Hintergrund dieser Entwicklung ist die aktuelle Erkrankungswelle, die nicht nur für mehr Patienten sorgt, sondern auch für vermehrte Ausfälle unter Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften. "Wir merken auch, dass die Kapazitäten in den anderen Kliniken erschöpft sind, denn immer mehr Rettungswagen fahren unser Haus an", konstatierte Professor Gries. Aktuell sei der Krankenstand beim Klinikpersonal des UKL deutlich höher als im Jahresdurchschnitt, hieß es weiter.
Von Ina Schwarzbrunn und Thomas Lieb