Verknappung des Wohnungsmarktes: Leipzigs SPD kontra Airbnb-Missbrauch
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Kurztrip nach Leipzig? Das Netz bietet dazu auch Optionen abseits von Hotels und Pensionen.
© Quelle: dpa
Leipzig. Verdichtung heißt das zentrale Schlagwort in Leipzigs Wachstumsprognosen. Auf dem Wohnungsmarkt zeigt sich das aktuell allerdings auch als Verknappung. Suchten Leipzigs Vermieter noch vor wenigen Jahren handringend nach Bewohnern, gibt es inzwischen spürbare Engpässe für geneigte Mieter. Daran haben offenbar auch kommerzielle Übernachtungsplattformen ihren Anteil, monieren nun Leipzigs Sozialdemokraten. Airbnb, Wimdu und Co. böten nicht nur vorübergehende Unterkünfte aus privater Hand an, sondern es gebe auch Firmen, die Mietwohnungen als permanente Übernachtungsoptionen blocken. Die SPD-Fraktion fordert die Kommune nun auf, zusammen mit der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft (LWB) nach Lösungen für das Problem zu suchen.
Zenker: Mietwohnungen werden zweckentfremdet
Eine Möglichkeit könnte sein: In Berlin, Hamburg, Köln und München drohen inzwischen 50.000 Euro Strafe, wenn Wohnungen illegal an Touristen vermietet werden. „Das Problem sind natürlich nicht diejenigen, die ihre Wohnung für wenige Tage zur Verfügung stellen, weil sie selbst nicht da sind. Das Problem sind vielmehr diejenigen, die Wohnungen anmieten, um diese dann dauerhaft als Ferienwohnungen auf diesen Portalen anzubieten, ohne sie selber zu nutzen“, erklärte SPD-Fraktionschef Christopher Zenker am Mittwoch. Für die Anbieter sei das ein besonders lukratives Geschäft, wenn diese Wohnungen innenstadtnah oder in besonders beliebten Vierteln liegen. „Allerdings werden dadurch reguläre Mietwohnungen zweckentfremdet und stehen dem Mietmarkt nicht mehr zur Verfügung. Und das ist in Anbetracht des knapper werdenden Wohnraums in Leipzig äußerst problematisch“, so Zenker weiter.
Privatquartier-Boom in Leipzig: Rund 500.000 Übernachtungen per Airbnb & Co. Airbnb und Co.: Gesetzgeber sieht keinen Grund für Ferienwohnungsverbot
Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung soll es in Leipzig mehr als 6000 Airbnb-Übernachtungsoptionen geben. Etwa ein Fünftel der Angebote sei dabei von Personen eingestellt worden, die mehrere Wohnungen im Angebot hätten. Eher unwahrscheinlich, dass so etwas Privatpersonen können. "Das heißt konkret, hier wird dem Mietwohnungsmarkt gezielt Wohnraum entzogen", ärgert sich Zenker.
Viele Angebote im Süden und Westen Leipzig
Das Portal bnb-statistik.de listet beispielsweise besonders viele Airbnb-Plätze in der Südvorstadt, in Plagwitz, Lindenau, Schleußig sowie in der Innenstadt auf – und ein großer Teil als ganze Wohnung und nicht nur als Einzelzimmer. Wie seriös diese Statistiken sind, bleibt zwar unklar. Allerdings fällt schon bei der einfachen Nutzung der kommerziellen Übernachtungsplattformen auf, dass vor allem in genannten Leipziger Stadtteilen private Schlafplätze für Touristen zu haben sind. Vielleicht kein Zufall, dass diese Areale auch von zunehmender Wohnungsknappheit betroffen sind.
Wie die SPD-Fraktion am Mittwoch anmerkt, seien in anderen Großstädten bereits angestammte Mieter aus ihren Wohnungen verdrängt worden, weil der Vermieter mehr Geld verdienen kann, wenn er diese Wohnungen als Feriendomizile anbiete. Dagegen sollen dort nun erhebliche Bußgelder helfen.
LWB im Fokus
Auch für Leipzig könnten solche Strafen vielleicht helfen. „Unsere Recherchen lassen die Vermutung zu, dass von dieser Vermietungspraxis auch Wohnungen der LWB betroffen sind. Natürlich nicht, weil die LWB diese Wohnungen bei Airbnb und Co. anbietet, sondern, weil Anbieter Wohnungen bei der LWB anmieten, nur um diese dann dauerhaft über die Übernachtungsplattformen anbieten zu können“, sagt SPD-Fraktionsvize und LWB-Aufsichtsrat Heiko Oßwald. In den meisten Fälle stelle diese Praxis einen Vertragsbruch dar, weil Mietwohnungen eben nicht ohne weiteres und dauerhaft untervermietet werden dürfen.
Fraktionschef Zenker erinnerte auch daran, dass bereits 2015 ein Zweckentfremdungsverbot in das Wohnungspolitische Konzept der Stadt Leipzig aufgenommen wurden. „Dadurch soll die Umwandlung von Wohnraum in Gewerbeflächen oder eben Ferienwohnungen verhindert werden. Wir wollen deshalb von der Verwaltung wissen, welche Überlegungen es gibt, gegen die illegale Zweckentfremdung vorzugehen und was die LWB unternimmt, um rechtswidrige Weiter- oder Untervermietungen über diese kommerziellen Übernachtungsplattformen zu verhindern.“
Von Matthias Puppe
LVZ