Weitere Flüchtlinge in Leipzig eingetroffen – Ankommenden fehlt es am Nötigsten
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/GK5LCQ62Q53SYVHPBM2JYWRNRY.jpg)
Die ersten Flüchtlinge in der HTWK-Halle.
© Quelle: Dirk Knofe
Leipzig. In der Nacht zum Mittwoch sind weitere 200 Flüchtlinge in der Messestadt eingetroffen. Nach Angaben der Landesdirektion wurden 51 von ihnen direkt in die kurz zuvor eröffnete Notunterkunft in der HTWK-Halle an der Arno-Nietzsche-Straße gebracht. Die Frauen und Männer lebten bisher in einer Asyl-Zeltstadt in Chemnitz, die im Dauerregen der letzten Tage aber unbewohnbar wurde. Die anderen etwa 150 Asylbewerber kamen direkt aus der Zentralen Erstaufnahme (ZAB), sind nun auch in der Ernst-Grube-Halle auf dem Sportcampus der Uni Leipzig untergebracht. Am Mittwochabend erreichte ein weiterer Bus mit Flüchtlingen die Messestadt. Zunächst war unklar, wie viele Passagiere an Bord waren.
Unter den Neuankommenden waren laut Augenzeugen auch wieder ältere Menschen, Frauen und Kinder – aus Syrien, Afghanistan und anderen Krisengebieten. Die Geflüchteten seien zum Teil tagelang zu Fuß unterwegs gewesen, hatten an Landstraßen und im freien Feld geschlafen und seien sichtlich unterernährt in der Messestadt eingetroffen. Bei ihrer Ankunft fehlte es den Flüchtlingen am Nötigsten. Sie hatten nur die getragenen Kleider dabei, zum Teil nicht einmal Unterwäsche, hieß es. Insgesamt wohnen nun 345 Menschen auf engstem Raum in der historischen Halle, darunter auch mehrere Dutzend Kinder.
Familien mit Babys konnten umziehen
Laut Landesdirektion wurden die bisher ebenfalls in der Grube-Halle lebenden Familien mit Babys unterdessen zurück in die Zentrale Aufnahmestelle gefahren. Hier sollen nun andere Unterkünfte als Turnhallen für sie gefunden werden. „Ein großes Lob an die Landesdirektion, die sofort entschieden hat und den Familien eine bessere Unterbringung vermitteln konnte“, freute sich Sonja Brogiato vom Leipziger Flüchtlingsrat.
Brogiato gehört zu den Freiwilligen, die sich in beiden Turnhallen-Asylunterkünften des Freistaats in Leipzig um die Flüchtlinge kümmern. Nachdem die Landesdirektion bis zur Eröffnung der Grube-Halle am Freitagnachmittag keinen Betreiber organisieren konnte, bat die Komme die sächsischen Johanniter um Hilfe. Seither arbeiten Mitarbeiter des Sozialverbandes ehramtlich zusammen mit Flüchtlingsrat, Maltesern und weiteren freiwilligen Helfern aus der Messestadt in der Grube-Halle
Johanniter, Flüchtlingsrat und viele Freiwillige
„Das größte Glück für die Flüchtlinge hier ist, dass die Johanniter als Betreiber eingesprungen sind. Die leisten seit Tagen Großartiges und wir versuchen ihnen dabei zu helfen“, sagte Brogiato. Der Flüchtlingsrat konnte beispielsweise Dolmetscher in die Grube-Halle vermitteln, stellt Kontakt zu Ärzten her, die vor Ort Not lindern oder die Flüchtlinge in ihrer Praxis behandeln.
Über Flüchtlingsrat und Johanniter stießen auch viele Leipziger zum Hilfsteam. Sie übernehmen nun in ihrer Freizeit logistische Aufgaben vor und in der Halle, helfen auch bei Sortierung und Ausgabe von Spenden. Wie Landesdirektion-Sprecherin Klein gegenüber LVZ.de sagte, soll die bisher ausnahmslos ehrenamtliche Tätigkeit in den Asylunterkunften zumindest bis zum Wochenende in einen hauptamtlichen Betrieb überführt werden.
Neue Spendenliste: Unterwäsche und Bücher benötigt
Nach der ersten Spendenaktion am Montag, an der sich bereits tausende Leipziger beteiligten, werden aktuell von den Johannitern in der Witzgallstraße 20 noch folgende Sachspenden benötigt:
Windeln für Kinder über 15 Kilogramm
Unterwäsche und Socken (Neuware) in allen Größen
Rasierzeug (nicht elektrisch)
Kämme
Zudem bittet der Flüchtlingsrat in der Sternwartenstraße 4 um die Abgabe von Kopftüchern - in nicht zu auffälligen, gedeckten Farben.
Nicht zuletzt nimmt der Flüchtlingsrat per Mail auch weitere Angebote zur Mithilfe an. Diese müssen aber zwingend folgende persönliche Angaben enthalten:
Telefonnummer
Berufliche Qualifikation
ggf. Fremdsprachen
LVZ