Serie zur Wohnungslosigkeit
Wie leben Obdachlose, welche Schicksale verbinden sich mit ihnen? Um das zu dokumentieren, begleitet die LVZ ein Jahr lang den 31-jährigen Julien, der seit 2020 auf der Straße lebt. In Teil 2 geht es um den Tod des „alten Griechen“, eine neue Bleibe, Liebe und gesundheitliche Probleme.
Leipzig."System reinbekommen" steht auf dem Zettelchen, das sich neben der Werkzeugschale krümmt. Einer der Punkte auf Juliens To-Do-Liste, die noch nicht abgehakt sind, neben "Maulkorb basteln" und "Abdichten Türen". Julien, seit November 2020 obdachlos, hat eine provisorische Bleibe gefunden – und Aufgaben. Überhaupt hat sich einiges geändert seit dem letzten Treffen mit dem 31-Jährigen, den die LVZ regelmäßig begleitet, um zu dokumentieren, wie Obdachlose leben, was sie denken und was ihnen passiert.
An einem Tag im Februar ist „der alte Grieche“ gestorben. Magendurchbruch. Seinen richtigen Namen kannte Julien nicht, jeder in der Szene nannte ihn so, Ende 50 muss er gewesen sein. Mit dem alten Griechen teilten sich Julien und zwei Andere für ein paar Monate eine leerstehende ehemalige Apotheke im Leipziger Norden. Durch den Todesfall flog die illegale Nutzung des Objekts auf, kurz darauf mussten die