Leipziger Buchmesse

Wie wird man Bestseller-Autor, Herr Weißgerber?

Gunter Weißgerber mit seinem Buch „Weltoffenes Deutschland?“.

Gunter Weißgerber mit seinem Buch „Weltoffenes Deutschland?“.

Leipzig.
Gunter Weißgerber (SPD) hat erreicht, wovon viele träumen: Er ist Bestseller-Autor geworden. Sein Buch "Weltoffenes Deutschland?" stand in der vergangenen Woche drei Tage lang bei Amazon in der Rubrik "Multikultur" auf Platz eins.

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Wie wird man Bestseller-Autor, Herr Weißgerber?

Man schafft es nicht, weil man es will. Uns kam zugute, dass die Zeitung „Die Welt“ unsere zehn Thesen für ein weltoffenes Deutschland veröffentlichte. Dadurch wurde der Herder-Verlag auf uns aufmerksam. Die Mitautoren Eva Quistorp, Richard Schröder und ich haben mit unseren Thesen offenbar den Nerv vieler Menschen getroffen.

„Eklatantes Staatsversagen

Ihre Thesen kommen überraschend. Sie waren Mitglied des Neuen Forums und Mitbegründer der SDP in der DDR. Außerdem waren Sie 15 Jahre SPD-Landesgruppenvorsitzender im Deutschen Bundestag. Wie kommen Sie jetzt darauf, die Aufnahme von mehr als einer Million Flüchtlinge als „eklatantes Staatsversagen“ zu bezeichnen?

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Weil es ein Fehler von historischer Tragweite war. Wir haben damit nicht nur Deutschland, sondern auch die EU destabilisiert. Brexit und Trump sind ohne das Versagen der Deutschen im Herbst 2015 nicht denkbar.

Trump ist nicht ohne die Ereignisse von 2015 denkbar?

Auch die Amerikaner schauen Fernsehen. Sie haben 2015 eine Völkerwanderung gesehen, mit enormen Folgen für die innere Sicherheit und die Sozialsysteme. Jetzt und noch in Jahrzehnten.

Aber Nächstenliebe kennt doch keine Grenzen.

Wir stehen natürlich zum Asylrecht für Verfolgte. Aber wir sollten differenzieren bei denen, die zu uns kommen. Das ermöglicht eine unverstellte Sicht auf einen Großteil der Zuwanderer, auf jene jungen Männer, die eben nicht vor Krieg, Gewalt und Verfolgung geflohen sind, sondern dem attraktiven Angebot der Schleuser nicht widerstehen konnten. Die versprechen Geld und Versorgung am Zielort Deutschland, anstelle der heimischen Perspektivlosigkeit.

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„Es gibt kein Recht auf Einwanderung“

Aber es ist doch ein Menschenrecht, dass jeder straf- und schuldenfreie Einwohner sein Heimatland verlassen darf.

Dafür bin auch ich 1989 auf die Straße gegangen. Es gibt aber kein Recht auf Einwanderung und schon gar nicht in das Land seiner Wahl: Niemand darf mich in meiner Wohnung einschließen. Aber ohne meine Erlaubnis darf sich auch niemand in meiner Wohnung niederlassen, er darf sie nicht einmal ohne meine Zustimmung betreten – außer Polizei und Feuerwehr. Das wäre Hausfriedensbruch.

Wie erklären Sie sich dieses „Staatsversagen“?

Der Bundestag hat in seiner Funktion als Kontrollinstanz völlig versagt, die Justiz ist der Kanzlerin ebenfalls nicht in den Arm gefallen und die Jubelperser der vierten Gewalt haben sich auf die Seite der in dem Moment de facto alleinherrschenden Bundeskanzlerin geschlagen.

Aber viele Deutsche sehen das anders. Sie haben wieder eine Bundesregierung unter der Führung von Angela Merkel möglich gemacht.

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Ja, das stimmt: Diese Frau wird wieder machen, was sie will.

Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl

Haben Sie keine Angst, dass sie Besuche von extremen Linken bekommen, die wegen solcher Thesen Ihre Wohnung verwüsten und Sie vielleicht sogar persönlich attackieren?

Wir haben ohne Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl eine Situation geschaffen, die andere nur mit Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl hinbekommen haben: Angst vor der Öffentlichkeit. Wir haben ein Klima zugelassen, in dem es vielen Menschen fast unmöglich erscheint, die eigene Meinung zu äußern. Und das obwohl dieser Staat alle Voraussetzungen bietet, Probleme offen zu diskutieren. Unser System ist gut, aber es wird von der politischen Klasse spätestens seit der Energiewende nicht mehr konsequent gelebt. Demonstrationsrecht und Meinungsfreiheit haben wir uns 1989 als erstes erstritten. Beide sind jetzt als erste in Gefahr.

Wie geht es weiter?

Wenn sich keiner rührt, wird sich das Klima nicht bessern. Wir brauchen einen neuen Pakt zwischen Bürgern und Staat. Die Politik muss sich an die eigenen Gesetze halten, damit die Bürger wieder Vertrauen fassen. Wir brauchen die aufmüpfigen Bürger. Dieser Staat darf nicht die Beute der Parteien sein.

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Hinweis: Das Buch „Weltoffenes Deutschland? wird im Rahmen der Buchmesse am Freitag ab 20 Uhr im Kinosaal der Runden Ecke, Dittrichring 24, von den drei Autoren vorgestellt. Besucher sind willkommen. „Weltoffenes Deutschland“ (144 Seiten) ist im Herder-Verlag zum Preis von 10,99 Euro als E-Book und für 16 Euro als Hardcover erhältlich. Die ISB-Nummer: 9783451381874.

Von Andreas Tappert

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