Zwei Millionen Euro fürs Sportmuseum – das wird in einen Neubau integriert
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Mit historischen Hockeyschlägern für ein modernes Sportmuseum: Fördervereinschef Peter Kaminski, Oberbürgermeister Burkhard Jung, Ministerpräsident Michael Kretschmer, Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke und Museumsdirektor Volker Rodekamp wollen es entwickeln (von links). Rodekamp lässt symbolisch ein Startholz ertönen.
© Quelle: Christian Modla
Leipzig. „Sie machen mir eine große Freude mit dem Hockeyschläger“, sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). „Den dürfen Sie aber nicht mitnehmen“, konterte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Die signierten Hockeyschläger stammen von den Olympiateilnehmern von Rom 1960 und Tokio 1964. Der erste Schläger gehörte zur Mannschaft der Bundesrepublik, der 1964er Schläger zur DDR-Mannschaft. Damals hatte man sich geeinigt, nur eine deutsche Hockey-Mannschaft zu den Olympischen Spielen zu entsenden – jeweils die, die in der Qualifikation besser abgeschnitten hatte.
Schätze und Sport-Geschichten schlummern
Sie sind ein Beispiel dafür, welche Schätze und Geschichten im Sportmuseum schlummern, die dringend gehoben werden müssen. Den Neustart des Museums fördert der Freistaat Sachsen mit 2,079 Millionen Euro. Das Geld stammt aus einer Geld aus einer weiteren Tranche aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR. Gut 60 Millionen Euro kann der Freistaat dafür verwenden. "Das Vorhaben ist wichtig für die Stadt Leipzig mit ihrer großen Sporttradition und für die vielen sportbegeisterten Menschen bei uns im Freistaat", betonte Kretschmer, der am Dienstag die Sonderausstellung "In Bewegung – Meilensteine der Leipziger Sportgeschichte" des Stadtgeschichtlichen Museums besuchte.
Stadt und RB Leipzig verhandeln über Neubau
Das Sportmuseum erlebt wohl nun auf dem Stadionvorplatz in einem Neubau, der gemeinsam mit RB Leipzig realisiert wird, seinen Neustart. Details wollte Jung aber noch nicht verraten. Offenbar sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen.
„Wir sind in gutem Gespräch mit RB Leipzig, die in Leipzig bleiben wollen. Der Verein kann sich vorstellen, sich in Nähe des alten Schwimmstadions baulich einzubringen“, sagt er diplomatisch. Dabei soll offenbar die Fassade des ehemaligen Kassenhäuschens vom alten Schwimmstadions erhalten bleiben. Das ist allerdings schon aus Denkmalschutzgründen unumgänglich. Daran könnte sich Neubau anschließen, in dem neben Geschäften mit Fanartikeln und medizinischen Versorgungen das Museum integriert wird.
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„Es wird aber ein städtisches Museum bleiben“, sagte Jung auf Nachfrage: „RB Leipzig ist konstruktiv an einer Lösung interessiert und hat angeboten, mit uns zusammen diesen Ort zu entwickeln.“ Für Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke) tut sich damit „ein historisches Fenster auf“. Sie hofft, dass in drei bis vier Jahren eine akzeptable Lösung steht und damit eine „unendliche Geschichte“ zu einem guten Ende geführt werden kann, die für viele Leipziger „einen hohen emotionalen Stellenwert“ hat.
Wie Geburtstagsgeschenk für den Förderverein
Zur Erinnerung: Seit dem 31. August 1991 ist das Sportmuseum, einst beheimatet im Hauptgebäude des Zentralstadions (heute Red-Bull-Arena), geschlossen. Ausschlaggebend waren damals politische Gründe. Die Sichtweise auf den DDR-Sport war nach der Friedlichen Revolution nicht mehr zeitgemäß – sollte grundlegend überarbeitet und neu bewertet werden. Bereits 1993 entschied der Stadtrat, die hochkarätige Sammlung zu erhalten.
Ein geeigneter Standort wurde allerdings nicht gefunden – die Objekte wurden teilweise an konservatorisch ungeeigneten Orten eingelagert. 2007 hatte der Stadtrat ein Konzept beschlossen, die denkmalgeschützte Nordtribüne des abgerissenen Schwimmstadions für das Sportmuseum auszubauen. Denkmalfördermittel gab es dafür aber nicht, das von Nässeschäden befallene Haus wurde zumindest gesichert. „Wir konnten einen Ausbau finanziell nicht stemmen“, bedauerte Jung. Das ehemalige Kassenhäuschen dümpelt seitdem vor sich hin. Ebenso wie die auf mehr als 95 000 Objekte angewachsene Sammlung des Sportmuseums, die in Kellerräumen des Olympiastützpunktes gestapelt ist.
Nun kommt die Stadt in Zugzwang, das Geld des Freistaates Sachsen einzusetzen. „Für uns ist das wie ein Geburtstagsgeschenk“, freute sich Peter Kaminski, der Vorsitzende des Fördervereins des Sportmuseums.
Von Mathias Orbeck