Angsthund mit sozialer Ader sucht Zuhause
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Schüchtern, aber in Behandlung: Bald soll es für Hund Max ein neues Zuhause geben.
© Quelle: Steffi Robak
Leisnig. Max lässt beim Bellen die Zähne blitzen. Dann kommt ihm Gott sei dank niemand zu nahe. Auch wenn das vollkommen täuscht: So fühlt er sich sicher. Max ist ein vier Jahre alter stattlicher Kurzhaarmischlingsrüde. Mit Lernen kann man den Hund für sich gewinnen. Vor allem mit viel Zuwendung.
Echte Stärke: Seine soziale Ader
Zweibeinern traut Max nicht über den Weg. Seine eigene Zuwendung lässt Max vor allem tierischen Neuzugängen im Tierheim Leisnig zukommen. „Er ist ein hervorragender Sozialarbeiter“, sagt Sylke Pfumpfel. Kommen ehemalige Wohnungshunde ins Tierheim und müssen mit der für sie ungewohnten Zwingersituation zurecht kommen, bricht für sie die Welt zusammen. Diesen Neuzugängen ist die Fürsorge von Max gewiss.
Die Neuen sind bei ihm gut aufgehoben
„Wir nehmen den Neuen in seinen Nachbarzwinger. Und wenn sie Freilauf haben, achtet Max drauf, dass der Neue Anschluss bekommt und sich überall zurecht findet.“ Er pflegt auch guten Kontakt zu Katzen. Mit Neuem, das ihn selbst betrifft, kann Max nichts anfangen. Erst nach Monaten lernte er, ohne Panik an der Leine zu gehen.
Treppen und Räume vor Monaten undenkbar
Heute geht der Hund Treppen und betritt Räume – bis vor Monaten undenkbar. „Max kommt aus Rumänien“, so Tierheimleiterin Rosi Pfumpfel. Der Hund ist ein Fall von Hunde-Import, dem sie zwiespältig gegenüber steht. In osteuropäischen Tierstationen werden Hunde, meist eingefangene Streuner, unter unwürdigen Bedingungen gehalten. Ihr unbarmherziges Schicksal ist nicht selten die Vergasung.
Verdacht: gezieltes Nachzüchten
Tierschützer spezialisieren sich darauf, derartige Hunde vor der Tötung zu retten, holen sie nach Deutschland, vermitteln sie. Das klappt manchmal und manchmal nicht, wie bei Max. Den übernahm Leisnig nach Kontakt mit einem Tierarzt. Rosi Pfumpfel hat zudem einen Verdacht: „Weil die Menschen in diesen Ländern wissen, dass die Tiere geholt werden, züchten manche gezielt nach. So fördert deutsche Tierliebe das Tierleid in anderen Ländern.“
Der große Schwarz-weiße braucht länger
Max gelangte auf Umwegen vor zwei Jahren nach Leisnig, zusammen mit seinem Wurfbruder Bagira. Sie mussten beide erst lernen, dass der Kontakt mit Menschen nicht gleich den Tod bedeutet. Bagira hat das akzeptiert, wurde nach Gersdorf vermittelt. Der große Schwarz-weiße braucht irgendwie länger.
Unendlich viel Geduld nötig
„Wahrscheinlich ist er sensibler“, sagt Sylke Pumpfel. Wer dem Hund nicht unendlich geduldig und vor allem unaufgeregt Sympathie und Aufmerksamkeit zeigt, dem geht er aus dem Weg. Mit Menschen, die ihm nicht vertrauenswürdig erscheinen, verlässt er nicht seinen Zwinger oder gar das Tierheimgelände.
Unbekannte Geräusche machen Angst
Draußen könnte Schlimmes lauern, zum Beispiel beim Spaziergang ein knackender Zweig auf dem Weg – gruselig. Gleich will Max schnellstens nach Hause türmen. Unbekannte Geräusche machen ihm Angst. Sylke Pumpfel ist dennoch überzeugt: Der Hund ist vermittlungstauglich. Denn er ist in keiner Weise aggressiv. Wer sich mit ihm lange beschäftigt, wird einen gelehrigen Hund kennen lernen, der sich ohne Umschweife unterordnet. Er funktioniert auch gut als Zweithund – mit seiner sozialen Ader.
Von Steffi Robak
LVZ