Baum stürzt auf Passanten – massive Stromausfälle – Schulen schicken Kinder heim
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In der Walter-Eckhard-Straße in Döbeln fiel dieser Baum den Feuerwehrleuten sprichwörtlich vor die Füße, als sie eigentlich zu einem anderen Einsatz wollten.
© Quelle: Sven Bartsch
Döbeln. Sturm Friederike sorgte am Nachmittag und am Abend für ausfallende Unterrichtsstunden und besorgte Eltern. Diese Sorge und die Sicherheitsvorkehrungen waren berechtigt. Der Orkan zog eine Schneise der Verwüstung auch durch den Altkreis Döbeln und hielt die Feuerwehren und Rettungskräfte stundenlang in Atem. In Hartha fiel in der Sonnenstraße, gegenüber dem Pierburg-Werk, ein Baum auf einen Passanten. Er wurde offenbar schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Sturmtief über Döbeln
Döbeln, 18.01.18: In Döbeln hat das Strumtief Friederike ein Zirkuszelt in Mitleidenschaft gezogen.
Das Ordnungsamt der Stadt Döbeln hatte am Morgen auf ein Schreiben der Bildungsagentur Chemnitz reagiert. Die hatte eine Unwetterwarnung verschickt und den Schulträgern freigestellt, die Schüler eher nach Hause zu schicken. „Alle Schulen und Kindereinrichtungen der Stadt wurden informiert und darum gebeten, die Kinder rechtzeitig vor dem am Nachmittag zu erwartenden Sturmtief heim zu schicken. An die Horte und Kindereinrichtungen ging der Hinweis, die Kinder möglichst am Nachmittag in geschlossenen Räumen zu betreuen“, sagte Stadtsprecher Thomas Mettcher.
Sturmtief Döbeln Baumsturz
Sturmtief Döbeln Baumsturz
Am Lessing-Gymnasium Döbeln reagierte Schulleiterin Heike Geißler per Durchsage. 14.20 Uhr wurde der Unterricht beendet. Schüler, die nicht wussten, wie sie nach Hause kommen, wurden ins Sekretariat beordert, wo mit den Eltern eine Lösung gesucht wurde. An der Oberschule Am Holländer in Döbeln gab es dagegen keinen Unterrichtsausfall. „Unser Unterrichtstag war ohnehin nur bis 13.30 Uhr geplant“, sagte der stellvertretende Schulleiter Gisbert Raasch. Lediglich einige individuelle Termine beim Elternsprechtag wurden für den Abend abgesagt. Im Christlichen Lernraum Technitz wurden ab 14 Uhr die Eltern angerufen und gebeten, ihre Kinder abzuholen. Heike Brüssau, stellvertretende Schulleiterin der Pestalozzi-Oberschule Hartha, beendete gegen 14 Uhr ihren Rundgang durch das menschenleere Schulhaus. „Wir haben alle nach Hause geschickt, damit sie sicher ankommen. Sonst hätten wir bis 14.35 Uhr Unterricht gehabt“, sagt sie. Zudem seien die Schüler belehrt worden, drinnen zu bleiben.
Die Waldheimer Oberschüler sind ebenfalls früher als üblich nach Hause geschickt worden. So läutete die Schulglocke bereits nach der sechsten Stunde um 13.15 Uhr zum letzten Mal für den Tag, damit die Schüler auch noch rechtzeitig den Bus erreichen konnten.
Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Hartha warnte vor den orkanartigen Böen in der Region. Autos sollten sicher abgestellt werden, Balkonpflanzen gesichert und Abflussmöglichkeiten für Niederschlagswasser überprüft werden. „Wenn es dennoch akut ist, sind wir für euch da!“, warben die Ehrenamtlichen auf Facebook. Sie sollten den ganzen Nachmittag und Abend recht behalten.
Dass all diese Vorsorge richtig war, zeigte sich wenige Stunden später. Der Orkan ließ am Döbelner Rathaus die Dachziegel rieseln. Die Döbelner Feuerwehr rückte ab 15.30 Uhr in alle Himmelsrichtungen aus, um auf die Straßen umgefallene Bäume zu beräumen. In der Walter-Eckhard-Straße fiel den Feuerwehrleuten ein riesiger Nadelbaum sprichwörtlich vors Auto. Auch an den Schickenhäusern zwischen Simselwitz und Pommlitz fiel ein Baum auf die Straße. Alle Feuerwehren der Region waren im Dauereinsatz.
Im Gebiet der Stadtwerke Döbeln kam es bis zum Abend zu keinen Stromausfällen. „Wir hatten zwei kurze Wackler im Netz, machen uns aber Sorgen. Denn bei unserem Stromlieferanten EnviaM hat der Orkan deutlich mehr Angriffsfläche und das beträfe uns auch“, so Döbelns Stadtwerkechef Gunnar Fehnle am Nachmittag. Er hielt seine Mannschaft in Bereitschaft. Tatsächlich hatte die EnviaM beziehungsweise die Mitnetz Strom, welche die Haushalte außerhalb der Stadt Döbeln mit Strom versorgt, massive Probleme. „Sturmtief Friederike hat das Netzgebiet des EnviaM-Netzbetreibers Mitnetz Strom erreicht und sorgt für zahlreiche Stromausfälle und Schäden“, teilte das Unternehmen bereits um 15.30 Uhr mit. Hauptursache für die Stromausfälle waren umgestürzte Bäume sowie herabfallende Äste, die Leitungen herunterrissen und zu Mastumbrüchen führten. Der anhaltende Sturm erschwerte den Zugang zu Anlagen und Leitungen. Insgesamt befanden sich rund 350 Mitarbeiter der EnviaM im Einsatz. Betroffen waren auch die Ostrauer Ortsteile Kattnitz, Schrebitz, Rittmitz und Noschkowitz. Hier fiel gegen 16 Uhr der Strom aus. Rund 560 Haushalte blieben stundenlang unversorgt. Mehrere umgestürzte Bäume hielten die Feuerwehren Ostrau und Zschaitz-Ottewig in Atem. In Münchhof musste der Linienbus stehen bleiben, bis die Einsatzkräfte einen Baum von der Straße geräumt hatten. Auch in Großweitzschen entwurzelte es mehrere Bäume im Gemeindegebiet. Am Abend verschärfte sich die Lage weiter. Die Einsatzkräfte blieben im Dauereinsatz.
Von Thomas Sparrer