„Der Bettelstudent“ hat einen hochaktuellen Kontext. Trotzdem kann man ihn nicht streng nach Original-Textbuch inszenieren. Denn die Zeiten haben sich geändert, meint DAZ-Reporter Dirk Wurzel in diesem Kommentar.
Kriebstein.Warum der sächsische Kurfürst Friedrich August I. nach der Herrschaft über Polen strebte? Weil er sich dann „König“ nennen konnte. Das war ihm nämlich als Fürst eines Teilstaates des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verboten. König dieses Staatsgebildes war nämlich einer, der mal Kaiser werden sollte. Fürsten und andere Landesherrscher des Reiches konnten daher nur in Gebieten König werden, die außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation lagen. Das sind interessante historische Hintergründe einer beliebten Operette, die das Mittelsächsische Theater diesen Sommer auf der Seebühne Kriebstein aufführt. Denn die Handlung spielt in der Zeit der sächsischen Fremdherrschaft in Polen Anfang des 18. Jahrhunderts. Bloß weil einer König sein wollte, mussten die Polen diese erdulden, jedoch nicht, ohne dagegen anzukämpfen. Dieser historische Kontext ist gerade jetzt wieder aktuell, wo doch gerade einer in Russland wieder Zar spielt. Dass sich die Inszenierung die Freiheit nimmt, den historischen Operettenstoff an eine Zeit anzupassen, in der nicht nur die Selbstbestimmung der Völker, sondern auch die der Frauen groß geschrieben wird, ist notwendig und angebracht.
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