Gemeinsam verein(t) – Hilfe für Harthaer Tanzverein
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René Grimpe (links), Annett Böhlke (Zweite von rechts) und Oliver Rühle (rechts) helfen Maika Fischer aus der finanziellen Klemme.
© Quelle: Stephanie Helm
Hartha/Döbeln/Haßlau. Seit mehr als 25 Jahren gibt es die Black Diamonds. Der Harthaer Tanzverein bringt seither Mädchen und Jungen das Tanzen bei, ist auf Festen und bei Wettkämpfen dabei – und ein Aushängeschild für die Stadt. Ihr Domizil haben die Black Diamonds auf dem Gelände der Straßenbaufirma Estler, an der Dresdener Straße in Hartha. Dort haben sie seit jeher Räumlichkeiten angemietet. Anfang des Jahres dann der Schock: Der Verein muss 2600 Euro Betriebskosten nachzahlen. Eine so große Summe auf einmal – das ist für die Black Diamonds nicht zu stemmen.
Sie schlagen Alarm, bangen zwischenzeitlich um den Fortbestand ihres Vereins. Die finanzielle Schieflage ist nicht nur der Energiekrise geschuldet. Auch die Corona-Pandemie hat den Harthaern übel mitgespielt. Von heute auf morgen waren keine Auftritte mehr möglich. Diese sind neben den Mitgliedsbeiträgen eine der wenigen Einnahmequellen des Vereins. Weil über Monate nicht trainiert werden konnte, kehren auch einige Mitglieder ihrem Verein den Rücken zu. Keine Auftritte, fehlende Einnahmen, Mitgliederschwund, gestiegene Energiekosten – für die Black Diamonds war das zu viel. Sie kommen finanziell ins Schlingern.
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Nicht nur bei Wettkämpfen stehen die Black Diamonds auf der Bühne. Auch bei Stadtfesten sind sie mit dabei.
© Quelle: Privat (Archiv)
Hilfe kommt ausgerechnet von einem anderen Tanzverein aus der Region. Die Döbelner Dance Company hört von der akuten Not der Harthaer. Und sie beschließt, zu helfen. Aus Konkurrenten bei Wettkämpfen werden plötzlich Verbündete. „Wir sitzen alle im selben Boot“, sagt Annett Böhlke vom Vorstand der Döbelner Dance Company. „Wir alle machen das vor allem für die Kids. Und die sind die Leidtragenden der ganzen Sache.“ Der Döbelner Verein feierte erst im vergangenen Jahr sein 30-jähriges Bestehen. „Wir alle kennen die Höhen und Tiefen im Vereinsleben, wir alle hatten schon schwierige Zeiten“, sagt Annett Böhlke.
Als sie in Hartha anruft, um von der Idee zu erzählen, kullern bei den Black Diamonds Tränen. „Wir waren wirklich gerührt. Damit hat niemand von uns gerechnet“, erzählt die Vereinsvorsitzende Maika Fischer. Sie übernahm erst in diesem Jahr den Posten an der Spitze des Vereins – trotz der schwierigen Lage. Ihre Mutter baute die Black Diamonds damals auf. 1997 war das, als die damalige Lehrerin die AG an der Harthaer Mittelschule ins Leben rief, aus der der Verein dann entstand. Heute ist mit Maika Fischer die Tochter federführend.
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Eingeschworenes Team: die Tänzerinnen der Black Diamonds – hier beim Brunnenfest 2019.
© Quelle: Sven Bartsch (Archiv)
Ihr und ihren Mitstreitern fiel der Schritt an die Öffentlichkeit nicht leicht. Zu groß war die Angst, Mitglieder zu verunsichern, wenn die finanziellen Nöte bekannt werden. Doch der Mut hat sich gelohnt. Zuspruch und Hilfe kommt von allen Seiten. Heute wissen die Harthaer, dass sie nicht allein sind.
Vier Altersklassen tanzen im Verein
Knapp 40 Mitglieder gehören aktuell zum Verein. In vier Altersklassen wird getanzt, ein zehnköpfiges Trainer- und Co-Trainer-Team trainiert die Kinder und Jugendlichen. Seit 2007 tanzen die Black Diamonds auf dem Firmengelände der Straßenbaufirma Estler. Ihren Tanzraum haben sie gemeinschaftlich und mit Hilfe von Mamas, Papas, Omas und Opas über die Jahre ausgebaut und zuletzt auch renoviert. Kostüme sind dort untergebracht, genauso wie Requisiten. Den Platz braucht der Verein. Nicht nur, um alles verstauen zu können, sondern auch um regelmäßige Trainingseinheiten anbieten zu können. Auf die Turnhallen der Stadt auszuweichen, kam nie infrage, weil einfach nicht genügend Kapazitäten frei gewesen seien.
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Beim Döbelner Tanzfest sind die Black Diamonds immer mit am Start.
© Quelle: Sven Bartsch (Archiv)
Was aus so einer Krise entstehen kann, beweisen die drei Vereine jetzt. Aus der Idee, zu helfen, wurde innerhalb kurzer Zeit eine richtig große Sache. Die Döbelner holen einen weiteren Verein ins Boot, stießen bei Oliver Rühle vom Karnevalsclub Haßlau auf offene Ohren. Die Narren sind sofort dabei, wenig später stoßen auch die Döbelner Band „Zartbitter“ und zuletzt die Döbeln City Allstars dazu. Gemeinsam stampfen sie eine riesige Benefizveranstaltung aus dem Boden. Mit Lars Lemke gewinnen sie einen weiteren wichtigen Partner. Er stellt sein Restaurant „Bürgergarten“ zur Verfügung, verzichtet dafür auf eine seiner zehn genehmigten Veranstaltungen, die er im Jahr machen darf.
Innerhalb weniger Monate steht das Programm. Jeder hat dabei seine Aufgabe, jeder leistet seinen Beitrag. Gemeinsam entsteht so ein einmaliges Event. Wenige Tage vor dem großen Tag ist das Organisationsteam angespannt, aber auch gespannt. Allen voran René Grimpe. Auch er ist Teil des fünfköpfigen Vorstands der Döbelner Dance Company. Und er hat sich den organisatorischen Hut für die Benefizveranstaltung aufgesetzt. Die letzten Wochen und Monate telefonierte, plante, regelte er. „Ich bin so dankbar“, sagt er. „Alle haben einen Beitrag geleistet.“ Schon die Planung war Teamarbeit. Sie alle vereint dabei ein Ziel: möglichst viele Menschen am Samstag, 16. Septebmber, in den Bürgergarten Döbeln locken zu können. Dafür legen sich die Vereine und Bands ins Zeug. Tänze wurden einstudiert, abwechselnd zeigen die drei Vereine ab 16 Uhr ihr Können. Highlight soll am späten Nachmittag ein gemeinsamer großer Abschluss-Tanz sein. Mehr als 250 Tänzerinnen und Tänzer werden dann gemeinsam auf der Bühne stehen.
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Anschließend übernehmen die Bands die Bühne: Den Anfang macht die Erfurter Band „Lad Pete“ dazu. Sie wurden bei einer Ausschreibung auf die Veranstaltung aufmerksam und bewarben sich als eine von 91 Bands darum, dabei sein zu dürfen. Sie machen um 20 Uhr den Anfang, anschließend stehen die Döbeln City Allstars nach langer Pause wieder gemeinsam auf der Bühne. Das große Finale ist dann ein Auftritt von „Zartbitter“. Als René Grimpe bei Sänger Robin Blümel anfragt, muss er keine große Überzeugungsarbeit leisten. Die Musiker sind sofort dabei – und sollen nach dem familienfokussierten Nachmittag mit Hüpfburg, Glücksrad und Kinderschminken, noch einmal ein ganz anderes Publikum in den Bürgergarten locken.
Der Eintritt zur Benefizveranstaltung „Gemeinsam verein(t)“ beträgt fünf Euro. Spendenboxen werden an jeder Ecke stehen. Wer etwas übrig hat und dem Harthaer Verein helfen kann und will, soll zu jederzeit die Chance dazu haben.
LVZ