Katzendrama in Leisnig: Iraker müssen geliebte Haustiere abgeben
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Estrabraq Alogaili besucht mit seiner Frau Hiba jeden Tag seine beiden Katzen im Leisniger Tierheim. Das Ausländeramt hatte der irakischen Familie untersagt, die Miezen in der Leisniger Wohnung zu halten.
© Quelle: Dirk Wurzel
Leisnig. Noshe und Chico haben im Tierheim Leisnig Asyl gefunden. Ihre Besitzer mussten sie schweren Herzens abgeben. Jetzt besucht der Iraker Estrabraq Alogaili gemeinsam mit seiner Frau Hiba und den Kindern jeden Tag Miez Noshe und Kater Chico im Katzenhaus des Tierheims Leisnig. „Das ist immer herzzerreißend, wir weinen dann meistens mit“, sagte Tierheimchefin Rosi Pfumfel.
Hartes Herz
Grund für die Tränen ist eine Entscheidung der Ausländerbehörde. Diese hat der Familie untersagt, die beiden Katzen in ihrer Wohnung zu halten. Dabei sind Noshe und Chico zwei absolut gepflegte Tiere und lieb obendrein. Aber was Tierhaltung unter Asylbewerbern angeht, ist das Landratsamt hart. Dessen Ausländerbehörde ist dafür zuständig, die Geflüchteten unterzubringen – in Gemeinschaftsunterkünften oder in Wohnungen, die das Amt über eine Tochtergesellschaft des Kreises angemietet hat. In einer solchen lebt die irakische Familie in Leisnig.
Tiere verboten
„Generell ist es in den Unterkünften des Landkreises nicht gestattet, Haustiere unterzubringen. Dies ist eine grundsätzliche Haltung und gilt bei allen Einrichtungen, die seitens des Landkreises für die vorübergehende Unterbringung von Asylsuchenden vorgehalten werden“, teilt Kreissprecher André Kaiser auf Nachfrage der DAZ mit. Zum Einwand, die Alogailis haben ja schon in Freiberg Katzen gehalten, wo sie die drei vergangenen Jahre gewohnt haben, sagt André Kaiser: „Zur Haltung der Katzen in Freiberg können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben machen beziehungsweise nur Vermutungen anstellen.“
Tierheim hilft
Trotzdem hoffen die Leute im Tierheim und Familie Alogaili auf einen guten Ausgang. „Wir könnten die Katzen jetzt weitervermitteln. Aber uns tun die Leute leid. Daher machen wir das nicht. Für die Unterkunft der Tiere bei uns berechnen wir den Alogailis auch keine Kosten“, sagt Silke Pfumfel, Junior-Chefin des Leisniger Tierheims. Aber erst, wenn die Alogaili eine Aufenthaltsgenehmigung haben und sie Asylrecht genießen, können sie wieder Haustiere halten. Dann mietet nicht mehr der Kreis die Wohnung an, sondern die Flüchtlinge selbst. Da muss natürlich der Vermieter mitspielen. Das Asylverfahren Alogailis dauert bereits drei Jahre.
Englisch, Arabisch und zurück
Noshe und Chico, die beiden grau getigerten Miezen, freuen sich immer, wenn die Familie zu Besuch kommt. Dann hören sie endlich auch ihre Muttersprache, denn Arabisch spricht im Leisniger Tierheim keiner. Laut google-Übersetzer heißt Katze auf arabisch übrigens „qut“.
Übersetzung ist auch in der Kommunikation mit den Irakern manchmal notwendig. Zwar spricht Estrabraq Alogaili schon soweit Deutsch, dass man sich halbwegs mit ihm verständigen kann. Aber der Drucker aus Bagdad lernt unsere Sprache noch. Wie es der Zufall will, haben die Alogailis über ihre Kinder, die Tochter ist neuneinhalb, der Junge acht Jahre alt, die Näthers kennengelernt. Dirk Näther ist vor Kurzem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zurückgekehrt, wo er gearbeitet hat. Dort hat er seine Frau kennengelernt. Und die spricht Arabisch und Englisch. Wer kein Englisch kann, fragt Dirk Näther, der übersetzt ins Englische für seine Frau und sie stellt die Fragen auf Arabisch. Bei der Antwort geht das Ganze dann retour.
Von Dirk Wurzel
LVZ